Bochum. Sechs Stunden dauert der ungewöhnliche Theaterabend in der Jahrhunderthalle Bochum. Lohnt sich das? Unsere Leser waren bei der Generalprobe.

Es ist die gewiss aufwendigste und ungewöhnlichste Produktion bei der Ruhrtriennale in diesem Jahr: Für die monumentale Aufführung von „Respublika“ verwandelt sich die Jahrhunderthalle Bochum zu einer riesigen Wohngemeinschaft – inklusive Küche, Garten, Bar und funktionierender Sauna. Bis tief in die Nacht verbringen die Zuschauer rund sechs Stunden mit einer illustren Theatergruppe aus Litauen. Ob sich das lohnt?

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Bei der Generalprobe von „Respublika“ in Bochum

Rund 40 Leserinnen und Leser der WAZ haben nach einer Kartenverlosung die Marathon-Inszenierung vor der Premiere bereits getestet und die Generalprobe am Donnerstagabend besucht. Ihr Fazit fällt durchmischt aus: Einige sind begeistert und dankbar für dieses Erlebnis, andere fremdeln vor allem mit der Länge der Aufführung. Eisern bis zum Schluss durchhalten muss übrigens niemand: Die Besucher können kommen und gehen, wie sie wollen.

Vorstellung endet mit großem Techno-Rave

„Respublika“ ist am 10., 15., 16. und 17. September in der Jahrhunderthalle zu erleben. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 19 Uhr und enden mit einem etwa zweistündigen Techno-Rave (ab ca. 23 Uhr).

Die letzte Vorstellung (17.9.) ist zugleich auch der Abschluss der diesjährigen Ruhrtriennale. Unter dem Titel „The Third Room X Respublika“ gibt es dann eine Techno-Party unter anderem mit Marcel Dettmann und Ryan Elliot bis in den frühen Morgen.

Karten: 0221 280 210 und ruhrtriennale.de

Schon der Einlass zu „Respublika“ ist etwas Besonderes: Jeder Zuschauer bekommt eine Karte in die Hand, mit der sich das Areal besser überblicken lässt. Feste Sitzplätze gibt es nicht, vielmehr erkundet man zunächst einmal neugierig die Umgebung: das Kino, die Dusche, die Disco, die Hängematten. „Diese vielen kleinen Häuschen, die überall aufgebaut sind, sind richtig gut“, lobt WAZ-Leser Karl Henke. Auch die Jahrhunderthalle selbst hat ihm mächtig imponiert: „Ich war schon länger nicht mehr drin und komme bestimmt jetzt wieder öfter.“

Techno-Beats und kleinere Spielszenen

Langsam finden sich die Besucher in dem opulenten Bühnenbild zurecht, auch die Schauspieler sind längst vor Ort. Es gibt Techno-Beats und kleinere Spielszenen, die auf große Leinwände übertragen werden. Gesprochen wird meist Englisch oder Litauisch, allerdings mit deutschen Untertiteln. „Das genau zu verfolgen, ist aber wirklich mühsam“, meint Ruth Olberding. „Auch die langen Texte, die zu den Hintergründen eingeblendet werden, sind nur schwer zu lesen.“

Die Bühne in der Jahrhunderthalle sieht aus wie ein riesiges Dorf. An jeder Ecke ist etwas los, die Zuschauer sind mittendrin.
Die Bühne in der Jahrhunderthalle sieht aus wie ein riesiges Dorf. An jeder Ecke ist etwas los, die Zuschauer sind mittendrin. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

So verteilen sich die Zuschauer in der Halle, man läuft hin und her, entdeckt hier und dort etwas. In welcher Ecke gerade gespielt wird, lässt sich manchmal gar nicht genau sagen. Ohnehin sei es gar nicht möglich, das komplette Spiel zu durchschauen, weil einfach zu viel auf einmal passiert, sagt eine Stimme aus dem Off. Genau dies kritisiert eine Zuschauerin, die namentlich nicht genannt werden möchte: „Es fehlt eindeutig der rote Faden“, sagt sie. „Das war mir alles zu beliebig und hat mich auf die lange Strecke auch nicht interessiert.“

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Erinnerungen an die wilde Studentenzeit

Andere wiederum fühlen sich bei „Respublika“ an ihre wilde Studentenzeit erinnert. „Als Alt-68er habe ich da schon eine Menge wiedererkannt“, sagt Karl Henke. Die Party in der versifften Küche gehört ebenso dazu wie das lockere Miteinander: „Ich kam mit den Schauspielern richtig gut ins Gespräch. Die vielen kleinen Szenen haben mich ohnehin überrascht: mal liebevoll, mal aggressiv.“

Der viele Nebel, der während der Aufführung überall eingesetzt wird, hat Leserin Brigitte Winterboer etwas gestört: „Ich kann in der Luft nicht gut atmen und bin öfter nach draußen gegangen“, sagt sie. Im Außenbereich befinden sich eine Bar und die Toiletten. „Gut sind die Wasserspender, die man überall findet“, sagt sie und erzählt von einem besonderen Erlebnis: „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich zu Techno getanzt!“

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