Bochum. Ikone Rainer Langhans steht in Bochum für einen Film – mit und über ihn – vor der Kamera. Der Inhalt der Szene ist dramatisch, es fallen Schüsse.
Ein Mann fährt auf den Vorplatz des Figuren-Theaters in Bochum-Langendreer, vor einer Backsteinmauer fallen Schüsse, ein anderer Mann wird getroffen. Im Hintergrund stehen mehr als ein Dutzend alte Röhrenfernseher, sie zeigen Bilder zum Beispiel aus dem Vietnamkrieg. Eine surreale Szene, die abstrahiert das Attentat auf den politischen Aktivisten Rudi Dutschke im Jahr 1968 darstellen soll. Am Ende der Szene läuft Ikone Rainer Langhans (82) durch das Bild, einer der letzten lebenden Symbolfiguren der 68er.
Bochumer verfilmen das Leben von Rainer Langhans
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Es ist die Szene, mit der der Film der Bochumer Marco Papadopoulos (30) und Marten Conrad (39) startet. Die beiden verfilmen das Leben von Langhans, Mitglied der berühmten Kommune I und wohl Deutschlands bekanntester Ex-Hippie. Der Inhalt: halb dokumentarisch, halb fiktional – eben mit Langhans in der Hauptrolle.
Eine Woche lang lebt Langhans in einem Hotel in Bochum, an gleich zwei Tagen wird vor Ort gedreht, am Figuren-Theater am Mittwoch und am Podcast-Studio an der Castroper Straße am Freitag. Der fertige Film soll viele biografische Elemente beinhalten. Darin geht es um ihn und seine Frauen, mit denen er zusammen lebt. Genauso ist seine Erkrankung – vor etwa zwei Jahren erhielt er die Diagnose Prostatakrebs – Thema, wie auch sein Tod. Langhans ist in dem Film Gast seiner eigenen Beerdigung, gedreht wurde diese in der Trauerhalle des Dortmunder Hauptfriedhofs.
Langhans prophezeit, dass das Projekt scheitern wird
Bereits vor sechs Jahren hat Marco Papadopoulos Rainer Langhans kennengelernt, damals arbeitete er noch beim Sender Sky in München. Mittlerweile ist er Berufsschullehrer in Bochum – genauso wie Marten Conrad, mit dem er die Produktionsfirma gegründet hat.
Als Rainer Langhans die Anfrage bekam, ob er mit den beiden Bochumern zusammenarbeiten möchte, reagierte er so: „Ich habe gesagt, das ist unmöglich“, erzählt der Schauspieler am Rande der Dreharbeiten in Langendreer. Schon zu oft hat bei ähnlichen Projekte mitgemacht, die scheiterten. Zu anspruchsvoll sei es unter anderem, die 68er-Zeit rüberzubringen und greifbar zu machen.
Die Reaktion von Papadopoulos und Conrad auf die Bedenken von Langhans damals waren: „Dann lass uns doch zusammen scheitern.“ Und so stimmte Langhans zu. Er sei gespannt, wie dieses Scheitern aussehe. Das Vorhaben war gefasst.
Etwa 15 Komparsen sind bei den Dreharbeiten in Bochum am Mittwoch vor Ort, bis in den späten Abend hinein sollen sie andauern. Viel Arbeit für die Filmemacher Papadopoulos und Conrad, die in dieser Woche maximal drei Stunden Schlaf pro Nacht bekommen.
Fertiger Film soll, wenn es gut läuft, in Kinos laufen
Etwa anderthalb bis zwei Stunden Länge soll der Film am Ende haben. Auch Bekanntheiten wie Uschi Obermaier, ehemaliges Model und ebenfalls Mitglied der Kommune I, kommen zu Wort. Die dokumentarischen Inhalte werden und wurden allerdings in München gedreht, nicht wie der fiktionale Teil im Ruhrgebiet.
Laufen soll der Film übrigens auf Festivals und wenn alles gut läuft auch in Kinos. Fertig wird er vermutlich im kommenden Jahr sein.