Bochum. Das Drama „Alkestis“ brachten Intendant Johan Simons und sein Team ins Amphitheater von Epidaurus. Im September kommt das Stück nach Bochum.

Auf Gastspielreise ist das Schauspielhaus regelmäßig, doch an diesen Trip dürften sich alle noch lange erinnern: Im antiken Amphitheater von Epidaurus ist am vergangenen Wochenende die Premiere von „Alkestis“ in der Regie von Intendant Johan Simons über die Bühne gegangen.

Jeweils etwa 3500 Zuschauer waren bei den zwei Vorstellungen in der historischen Spielstätte etwa 140 Kilometer westlich von Athen dabei, die Bochumer Truppe zeigte sie auf Deutsch (mit griechischen und englischen Übertiteln). Noch Tage später ist Ensemblemitglied Stefan Hunstein völlig hingerissen: „Als Schauspieler erlebt man ja so einiges, aber dort zu spielen war eine absolute Ehre“, sagt er.

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Schauspielhaus Bochum zu Gast beim Theaterfestival nahe Athen

Seit über 2300 Jahren wird in Epidaurus Theater gespielt. Das „Athens Epidaurus Festival“, auf dessen Einladung das Schauspielhaus dort zu Gast war, genießt in ganz Griechenland einen exzellenten Ruf. „Die meisten Zuschauer nehmen sehr lange Strecken auf sich, um die Aufführungen zu sehen“, sagt Hunstein. „Ich kann’s verstehen, der Ort ist magisch.“

Saisonstart mit „Alkestis“ am 10. September

Nach der Premiere beim Epidaurus-Festival wird mit „Alkestis“ am 10. September die neue Spielzeit im Schauspielhaus eröffnet. Die Aufführung wird dafür noch einmal komplett neu eingerichtet: „Die Figuren und auch die Kostüme bleiben natürlich, aber die Bühnenverhältnisse sind halt völlig andere“, sagt Stefan Hunstein.

Neben dem neunköpfigen Ensemble (unter anderem mit Steven Scharf, Anne Rietmeijer, Elsie De Brauw und Pierre Bokma) sind auch fünf Musiker an der Inszenierung beteiligt. Der Vorverkauf beginnt am 10. August: schauspielhausbochum.de

In Bochum liefen die Proben für das antike Drama „Alkestis“ von Euripides bereits seit Wochen. Die Schwierigkeit sei nur gewesen, sich die Wucht und die Weite dieser riesigen Open-Air-Spielstätte aus der Ferne vorzustellen, die Platz für bis zu 14.000 Personen bietet: „Wenn man die Fotos sieht, dann fragt man sich, wie man als Schauspieler dort bestehen kann“, so Hunstein. „Erst wenn man wirklich unten auf der Bühne steht, merkt man, was für eine Intimität dort herrscht. Trotz der gewaltigen Größe hat man das Gefühl, als würde man von allen Seiten umarmt.“

Mit Sack und Pack auf dem Weg nach Griechenland

Mit Sack und Pack machten sich die Bochumer auf den Weg ins schöne, aber glutheiße Griechenland. Während zwei randvoll bepackte Schauspielhaus-Laster das technische Gerät, die Kostüme und das Bühnenbild dorthin schafften, stiegen Ensemble und das künstlerische Team ins Flugzeug nach Athen. Die griechische Hauptstadt während des rund zehntägigen Trips bei einer Sightseeing-Tour zu erkunden, erwies sich allerdings als nur schwer möglich: „Das Amphitheater ist über zwei Stunden mit dem Bus von Athen entfernt. Dafür hatten wir leider keine Zeit.“

In einer imposanten Kulisse hat Intendant Johan Simons seine Aufführung des antiken Dramas „Alkestis“ eingerichtet. Im September kommt das Stück nach Bochum.
In einer imposanten Kulisse hat Intendant Johan Simons seine Aufführung des antiken Dramas „Alkestis“ eingerichtet. Im September kommt das Stück nach Bochum. © Schauspielhaus Bochum | Stefan Hunstein

So bezog die Bochumer Mannschaft ihr Quartier in einem Hotel nahe Epidaurus direkt am Meer: „Das war wie in einem kleinen Dorf. Wir hatten einen fantastischen Wirt, der sich um alle und alles gekümmert hat.“ Auch einige Unwägbarkeiten, die eine solche Reise eben mit sich bringt, habe es gegeben: „Einer wurde krank, ein anderer trat in einen Seeigel. Sowas kommt halt vor.“

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Proben bis zwei Uhr in der Früh

Die Zeit bis zur Premiere war mit sieben Tagen knapp bemessen, umso emsiger wurde direkt gearbeitet. „Ein herkömmliches Bühnenbild hatten wir nicht. Der Bühnenbildner Johannes Schütz hat den Spielraum vielmehr weiter nach hinten, in die Landschaft erweitert“, erzählt Hunstein. Tagsüber ist das Theater von Epidaurus für Touristen geöffnet. Daher wurde täglich von 19 bis zwei Uhr in der Früh geprobt. „Für die Techniker und die Beleuchter ging die Arbeit meist durch die ganze Nacht. Dieser Tagesrhythmus war ungeheuer anstrengend.“

Die Inszenierung von „Alkestis“ besteht aus imposanten Projektionen, mit denen das riesige Areal des Amphitheaters in Epidaurus bespielt wurde.
Die Inszenierung von „Alkestis“ besteht aus imposanten Projektionen, mit denen das riesige Areal des Amphitheaters in Epidaurus bespielt wurde. © Schauspielhaus Bochum | Stefan Hunstein

Doch die vielen Mühen sollten sich auszahlen, wie das Ensemble spätestens bei der Premiere erfuhr: „Gerade im Hinblick auf diesen besonderen Ort waren wir alle etwas nervös“, meint Stefan Hunstein. „Plötzlich steht man auf den Spuren der Kollegen, die hier vor 2300 Jahren schon standen. Man bekommt eine Ahnung von den Ursprüngen des Theaters. Das ist unglaublich! Eingebettet ist das alles in diese wahnsinnige Natur.“

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Premierenfeier in einer kleinen Taverne

Die beiden Vorstellungen seien dann erfolgreich verlaufen: „Wir bekamen viel Beifall, was uns sehr gefreut hat.“ Die Premierenfeier fand in einer nahen Taverne statt, wo für das Team einige Tische reserviert waren. „Manche von uns waren schon zu müde, um dort noch langer zu bleiben, aber das war okay. In diesen Tagen ist das Ensemble noch mal mehr zusammengewachsen. Jetzt freuen wir uns alle darauf, das Stück in Bochum zeigen zu können.“