Bochum-Nord. Das Schnellrestaurant an der Herner Straße in Bochum steht nach 20 Jahren zum Verkauf. Ein gelernter Bankkaufmann stand zuletzt am Dönerspieß.

Es könnte gut sein, dass Ibrahim Kaplan wehmütig wird, wenn er zum Abschied vom Marmaris-Grill noch einmal seine Google-Rezensionen durchliest. Denn die sind – und das ist für ein Schnellrestaurant alles andere als selbstverständlich – zum ganz überwiegenden Teil positiv. „Durfte drinnen essen, obwohl die Öffnungszeiten schon vorbei waren“, schreibt ein User. – „War lange nicht mehr hier, da umgezogen und habe heute ein Stück Heimat schmecken dürfen“, ein anderer. Und noch jemand bewertet: „Seit mittlerweile über 20zig Jahren kaufe ich hier meinen Döner“ und „Sehr gute Dönertaschen! Mit die besten in Bochum!“

Inseriert bei Ebay

Dass der Marmaris-Grill verkauft wird, ist aber ausgemachte Sache. Seit Mitte August ist das Schnellrestaurant an der Herner Straße, unweit des Bergbaumuseums und dem „Bahnhof Präsident“ bei Ebay-Kleinanzeigen als „zu verkaufen“ inseriert. Für 70.000 Euro Verhandlungsbasis werden Inventar, Konzept und Kundenstamm angeboten.

Dazu zählen Klimaanlage, Lagerraum, Kühlhaus, 60 Sitzplätze an 15 Tischen und die gastronomische Kücheneinrichtung – samt Steinofen, Hähnchengrill, Fritteusen, Lavasteingrill, Salattheke, Dönergrill, Teigmaschine, Gemüseschneider etc. – alles, womit Inhaber Ibrahim Kaplan in den vergangenen Jahren seinen Kunden internationale Speisen gezaubert hat.

Standort mit Tradition in Bochum

Bevor der Marmaris-Grill in den Altbau mit Ecklage einzog, war an dem Standort erst eine Pizzeria, dann ein Grieche vertreten. Die Kaplans, eine Familie mit kurdischen Wurzeln, kombinierten dann mehrere Küchen: Pizza, Pasta, türkisch und arabisch. „In den letzten Jahren haben wir unsere Karte aber immer weiter reduziert“, sagt Sohn Devrim Kaplan, der den Verkauf für den Vater organisiert. Schon als Grundschulkind durfte er im Imbiss aushelfen. „Kopfrechnen habe ich beim Kassieren geübt“, erinnert er sich. Eine vierstellige Zahl an Dönern hat er schon gegessen, schätzt er.

Inhaber Ibrahim Kaplan will den Marmaris Grill in Bochum verkaufen.
Inhaber Ibrahim Kaplan will den Marmaris Grill in Bochum verkaufen. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Gelernter Bankkaufmann

Devrim Kaplan plant aber nun, Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren – ein anderer Nachfolger ist nicht in Sicht. „Das war immer ein Familienbetrieb, ohne weitere Mitarbeiter“, sagt er. Sein Vater möchte das Geschäft jetzt aus gesundheitlichen Gründen und aufgrund seines Alters weitergeben. Der gelernte Bankkaufmann, der irgendwann in die Gastronomieschiene fand, ist inzwischen 66 Jahre alt.

Coronakrise als Problem

Zum Alter und zur Gesundheit kommen die Krisenerscheinungen dieser Zeit dazu. „Corona hat uns schon ins Straucheln gebracht“, gibt Devrim Kaplan zu. Das Jahr 2020 habe für große Umsatzrückgänge gesorgt. Denn zur Kundschaft des Marmaris-Grills zählen nicht unwesentlich Partygänger, die auf dem Weg zu einer der nahe gelegenen Diskotheken Halt bei „Ibo“ (kurz für Ibrahim) machen. Und Partys fielen bekanntlich lange flach. Auch der Umsatz, der durch die nahe gelegene Fachhochschule kam, entfiel. „Ich würde aber sagen, dass die Inflation nun noch mehr schadet als die Pandemie“, sagt Kaplan.

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Von Pizza zum Döner

Eigentlich, so hat er ausgerechnet, müsste ein Döner knapp acht Euro kosten. „Aber das würde niemand bezahlen“, ist er sich sicher. In einer Mischkalkulation mussten letztlich alle Preise steigen – von Pide und Pizza bis Lahmacun und Döner. „Ein Kalbdöner ist von 4,80 Euro auf sechs Euro gestiegen, beim Hähnchendöner ist es ein Euro weniger“, sagt er. Grund seien steigende Energie- und Lebensmittelpreise. „Früher haben wir für einen 15-Kilogramm-Block Gouda bis zu 50 Euro bezahlt. Heute sind es bis zu 100 Euro“, sagt er. Die Preissteigerungen seien extrem.

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Nachfolger gesucht in Bochum

Grund, den Laden abzugeben, war das nicht. „Einfacher macht es das aber auch nicht“, sagt Kaplan. Denn bei der Suche nach einem Nachfolger merkt die Familie, dass Investoren und Gründer unsicher sind. Ursprünglich war das Restaurant, dessen 210 Quadratmeter große Räumlichkeiten gemietet werden, für über 100.000 Euro inseriert. „Einige Interessenten gab es schon, aber am Ende haben sie einen Rückzieher gemacht oder es hat nicht gepasst“, sagt Kaplan. An wen das Geschäft geht, das ist den Kaplans nämlich nicht egal. „Uns liegt schon etwas daran, wie es hier weitergeht“, sagt der Sohn des Inhabers. Der Imbiss sei im Stadtteil bekannt, habe viele Stammkunden.