Wattenscheid-Mitte. An der Oststraße waren die Traditionsrestaurants „Dschinghis Khan“ und „Sushi Garden“ zuhause, lange steht die Immobilie leer. Verkauf ist geplant.

Wohnen, wo früher Hähnchen süß-sauer, gebratene Nudeln, Sushi von Maki bis Nigiri und gebratene Banane über die Tische wanderten? Das klingt außergewöhnlich, wäre aber möglich: Die ehemaligen Räumlichkeiten des Traditionslokals „Dschinghis Khan“ und seines Nachfolgers „Sushi Garden“ in Wattenscheid werden verkauft. Inseriert sind sie bei „Ebay-Kleinanzeigen“ zum Preis von 249.000 Euro – Verhandlungsbasis.

Beliebtes Restaurant über Jahrzehnte

Eine Weiternutzung als Restaurant ist möglich, muss aber nicht sein. „Die Räumlichkeiten können auch zum Beispiel zu einer Praxis oder zu Wohnraum umgebaut werden“, sagt Eigentümer Sinan Tanriverdi. Das sei im Grundbuch schriftlich festgehalten.

Nostalgisches Fachwerkhaus

„Man braucht für Umbauten natürlich noch die Genehmigung des Bauamtes“, erinnert Tanriverdi. Eine ebenerdige Einfamilien- oder Seniorenwohnung kann er sich aber gut vorstellen. In jedem Fall bekommt man knapp 185 Quadratmeter mitten in der Wattenscheider Innenstadt: an der Oststraße 29 – gleich neben Sparkasse, Optiker und Drogeriemarkt. Auch ein etwa 50 Quadratmeter großer Biergarten gehört dazu.

Lange gab es hier Restaurantbetrieb: Das Gebäude an der Oststraße 29 in Wattenscheid-City steht leer und soll verkauft werden.
Lange gab es hier Restaurantbetrieb: Das Gebäude an der Oststraße 29 in Wattenscheid-City steht leer und soll verkauft werden. © WAZ | Drews

Insgesamt hat das Haus eine etwa 50-jährige Geschichte als Restaurant, das Gebäude selbst ist deutlich älter. „Früher war hier ein Schweinestall, nach dem Krieg wurde das zerstörte Gebäude umgebaut“, sagt der gebürtige Wattenscheider. Balken des Fachwerks und dicke Steinwände zeugen noch davon. „Das ist nostalgisch“, sagt er.

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Das erste asiatische Restaurant wurde knapp 30 Jahre von einer koreanischen Familie geführt, musste dann aber aus Altersgründen aufgegeben werden. „Danach war über zehn Jahre ein Sushi-Restaurant hier drin, die Betreiber haben aus gesundheitlichen Gründen aufgehört“, weiß Tanriverdi. Sie selbst hätten versucht, einen Nachfolger zu finden – allerdings vergeblich. Mit einem Jahresvertrag versuchte sich ein weiterer Mieter. „Er wollte türkische und internationale Gerichte anbieten“, sagt Tanriverdi. Doch der Jahresvertrag läuft nun aus, ein neues Restaurant hat nicht geöffnet. „Es fehlten wohl die finanziellen Mittel und das Personal“, sagt der Eigentümer. Es werde immer schwieriger, in der Gastronomie Personal zu finden.

Personalmangel bremst aus

Eine Aussage, die man in Bochum häufiger hört: So musste die Eisdiele Claudio beispielsweise einen Standort schließen, weil sie kein Personal findet. Die Wasserwelten Bochum mussten ihr Sauna-Angebot eindampfen, weil Mitarbeitende fehlen, und der Personalmangel in der Kinderklinik hat sogar Folgen für Eltern und Kinder. Der Traum vom Restaurant hat sich zumindest für den jetzigen Mieter ausgeträumt, sein Vertrag endet bald. Tanriverdi hofft, dass jemand die Immobilie übernimmt, der den Stadtteil bereichert.

„Die Immobilie soll auf keinen Fall verrotten“, sagt er und lässt durchblicken, dass noch einiges an Verhandlungsspielraum besteht. Gemessen an den Bodenrichtwerten sei der Preis sehr fair, meint Tanriverdi. Dass eine Neueröffnung in der Gastronomie gelingen kann, zeigte zuletzt beispielsweise Familie Murino, die in Bochum-Laer ein neues Restaurant eröffnete. Auch in der Innenstadt ist ein „Katzentempel“ eingezogen, in dem Katzen den Gästen in dem veganen Restaurant Gesellschaft leisten.

Eigentümer wandert aus

Mehrere Interessenten hat es nun auch schon für die Wattenscheider Immobilie bereits gegeben. „Es sind sieben bis acht ernsthafte Anfragen dabei“, sagt Tanriverdi. Er selbst ist aktuell jedoch im Urlaub und wird erst nach seiner Rückkehr Verkaufsgespräche und Besichtigungen durchführen. „Ich möchte die Immobile verkaufen, weil ich mich in der Türkei niedersetzen möchte“, sagt er. Nach Deutschland hat er aber weiterhin Bezug durch seine Kinder. Auch ein Tauschgeschäft kann er sich vorstellen. „Theoretisch gegen eine Immobilie in ganz NRW, am liebsten aber in Bochum, Hattingen oder Essen“, sagt er.

Wenn es mit einem Restaurant weitergehen würde, würde Tanriverdi sich freuen. Schließlich würde ein mutiger Gastronom an der Oststraße in Traditionsfußstapfen treten, die vielen Wattenscheidern eine Adresse sind.

Beim Café Spanier, das über Jahrzehnte eine Institution war, klappte das. Corona sorgte hier für das Aus, aber unter neuem Namen gab es einen Neustart. „Kleine Auszeit“ heißt das Café und Bistro nun, mit dem die neue Pächterin Diana Fleck im Herzen von Wattenscheid Fuß fassen will. Schnell hatte sich herumgesprochen, dass am August-Bebel-Platz wieder ein Treffpunkt für die Wattenscheider entstanden ist.