Mitte. 30 Jahre war „Gutsgeflügel“ ein beliebter Imbiss im Bochumer City-Point. Nun gibt’s eine Rückkehr unter neuer Regie – nebenan in der Drehscheibe.
„Puten-Manni“: So nannten manche Stammgäste den Schnellimbiss im Untergeschoss des Einkaufszentrums City Point. Mehr als 30 Jahre kamen Anhänger schmackhafter Geflügelgerichte hier preiswert und üppig auf ihre Kosten. „Puten-Manni“ ist seit einem Jahr Vergangenheit. „Gutsgeflügel“, wie der Imbiss heißt, ist wieder da: gleich nebenan, in der Drehscheibe.
Es sind zwei Sandkastenfreunde, die die Geschichte des Hähnchen-Grills fortschreiben. Dabei sind sie mit ihren Erstberufen eigentlich ausgelastet: Christoph Beeck (35) als Stabsunteroffizier der Bundeswehr auf dem Fliegerhorst Nörvenich im Kreis Düren; Daniel Wallus (36) als Disponent im neuen DHL-Paketzentrum auf dem einstigen Opel-Gelände Mark 51/7.
„Gutsgeflügel“ in Bochum: Vorgänger schloss 2021 im City Point
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Einen Traum haben die beiden Bochumer Jungen nie aus den Augen verloren: sich selbstständig zu machen, anfangs auf Nummer sicher als Nebenjob, perspektivisch auf Dauer.
Das Ziel war klar, der Weg ungewiss. Beecks Mutter Annemarie war die Lotsin. 18 Jahre arbeitete sie bei „Gutsgeflügel“ im City Point, bis zur Schließung im Juni 2021. „Der Pachtvertrag endete, der Inhaber Carsten Sziegoleit wollte in den Vorruhestand“, schildert Christoph Beeck. Bei „Puten-Manni“ gingen die Lichter aus.
Jungunternehmer dachten sich: „Das können wir auch!“
Beeck und Wallus erkannten ihre Chance. „Durch meine Mutter wusste ich, dass ,Gutsgeflügel’ als Familienunternehmen mit täglich bis zu 500 Kunden bis zuletzt sehr gute Zahlen geschrieben hat. Wir dachten uns: Das können wir auch!“
Der Zufall stand Pate. In der benachbarten Drehscheibe hatte ein Asia-Schnellimbiss im Erdgeschoss den Betrieb eingestellt. Die Freunde griffen zu – und nahmen nicht nur Mama Annemarie, sondern weitere Familienmitglieder sowie drei ehemalige Angestellte mit.
Erfolgreicher Neustart mit bewährtem Konzept
Mehrere Monate dauerte es, bis der Businessplan ausgereift, die Finanzierung gesichert und die Renovierung der 85 Quadratmeter Ladenfläche (mit gemalten BO-Klassikern an den Wänden) bewältigt waren. Seit der vergangenen Woche erlebt der Chicken-Treff einen Neustart. „Wir sind überwältigt. Die ersten Tage herrschte vor allem mittags und am frühen Abend Hochbetrieb“, sagt Daniel Wallus.
Dabei halten die Jungunternehmer am Konzept ihres Vorgängers fest. Zwischen „Nordsee“, Lottoshop und Cyberport-Store geht Hausmannskost über die Theke, „alles auf hochwertiger Geflügelbasis“, betont Christoph Beeck, vom halben Hähnchen (4,90 Euro) bis zum Hähnchenschnitzel mit Sauerkraut und Püree (6,90 Euro), zum Mitnehmen oder Sofortverzehr auf einem der 20 Sitzplätze.
Als Mittagstisch werden auch Eintöpfe serviert
„Trotz rasant steigender Kosten wollen wir unsere Preise möglichst niedrig halten. Sie sollen auch für weniger begüterte Kunden und Studenten bezahlbar bleiben“, sagt Daniel Wallus. Ein Klassiker aus City-Point-Zeiten darf nicht fehlen: die Putenfrikadelle für 2,40 Euro. Als Mittagstisch gibt’s Eintopf, Königsberger Klopse oder Gulasch. Genau das unterscheide „Gutsgeflügel“ von den Weltkonzernen wie Kentucky Fried Chicken: „Fragen Sie bei KFC mal nach einer Graupensuppe!“
„Action“-Markt öffnet am 21. Juli
Das Schnellrestaurant „Gutsgeflügel“ in der Drehscheibe (Kortumstraße 100) ist montags bis samstags von 10 bis 20 Uhr geöffnet.In Kürze folgt die nächste Neueröffnung in dem Einkaufszentrum: Für den 21. Juli, 9 Uhr, wird der Start eines „Action“-Marktes im 1. Obergeschoss angekündigt.
Der Anfang ist gemacht. Doch wie lange halten die beiden Start-up-Kumpel die Doppelbelastung durch? „Noch geht’s“, meint Christoph Beeck, der als (O-Ton) „PC-Heini“ in seiner Freizeit die kaufmännischen Aufgaben erledigt. „Zum Glück hab’ ich Wechselschicht“, sagt Daniel Wallus, der regelmäßig im Betrieb vorbeischauen kann.
Doppelbelastung ist auf Dauer nicht zu tragen
Doch beiden ist klar: Auf lange Strecke funktioniert das nicht. „Irgendwann werden wir uns entscheiden müssen“, wissen die Geschäftspartner. Knüpfen sie an den Erfolg von „Puten-Manni“ an, wird ihnen die Wahl federleicht fallen.