Bochum. Die Lebensmittelbranche kämpft mit mehreren Krisen gleichzeitig: Corona, Krieg, Dürre, Inflation. Wie sind Bochumer Supermärkte davon betroffen?
Lieferengpässe, Ernteausfälle, eine mögliche Gas-Knappheit – die Lebensmittelbranche hat bei der Versorgung des Handels zurzeit mit mehreren Problemen gleichzeitig zu kämpfen. Hinzu kommt die gedämpfte Kauflaune der Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund der steigenden Preise. Das bekommen auch die Lebensmittelmärkte in Bochum zu spüren.
Corona, Krieg, Lieferengpässe: So ist die Lage in Bochums Supermärkten
„Kunden müssen sich darauf einstellen, einzelne Produkte für eine kurze Zeit nicht zu bekommen“, sagt Marion Runge, Geschäftsführerin des Handelsverbands NRW Ruhr-Lippe, die selbst aus Bochum kommt. Im Moment seien häufiger Speiseöl und Mehl kurzzeitig ausverkauft, künftig eventuell auch Reis oder andere Lebensmittel.
„Die Produkte, die gerade knapp sind, können aber jederzeit wechseln“, sagt Runge. Dies liege daran, dass sich gleich mehrere Krisen auf die Lebensmittelversorgung auswirken würden. Zum einen könnten wegen des Ukraine-Kriegs manche Produkte, die aus Russland oder der Ukraine importiert werden, zurzeit nur schwer geliefert werden. „Das betrifft zum Beispiel Toilettenpapier und Chemikalien, aus denen das hergestellt wird – das kommt häufig aus Russland.“
Lieferprobleme durch Ukraine-Krieg, Dürre und Corona
Auch würden Ernteausfälle durch die Dürre in Ländern wie Spanien oder Italien dafür sorgen, dass bestimmte Produkte oder Rohstoffe knapp werden. Darüber hinaus hätten Speditions- und Logistikunternehmen durch die Pandemie immer noch mit Personalmangel zu kämpfen, sodass Lieferketten unterbrochen würden. „Im Moment kommt wirklich alles zusammen, was zusammenkommen kann, und so eine Situation haben wir noch nie gehabt“, sagt Runge.
Dennoch müsse niemand fürchten, vor leeren Regalen zu stehen: „Die Warenversorgung ist gesichert. Im Großen und Ganzen werden wir immer noch genug zu Essen bekommen“, meint Runge. Oft sei nicht eine ganze Produktreihe insgesamt knapp, sondern nur eine einzelne Marke – „und dann gibt es ja immer noch genug Alternativen.“
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„Wenn Mehl A nicht da ist, ist Mehl B da.“
Auch Manfred Burkowski sieht die Lebensmittelversorgung nicht gefährdet. Er betreibt fünf Edeka-Märkte, vier in Essen und einen an der Bochumer Alleestraße. „Wir führen in den Märkten zwischen 20.000 und 50.000 Artikel. Wenn da mal hundert fehlen, gibt es für jeden Artikel Alternativen“, sagt Burkowski, der ebenfalls Lieferprobleme beklagt. Die Menge an Produkten, die zwar bestellt aber nicht rechtzeitig oder gar nicht geliefert würden, sei „deutlich höher als sonst“. Aber: „Das ist in keinem Bereich dramatisch. Wenn Mehl A nicht da ist, ist Mehl B da.“
Edeka-Betreiber sieht verändertes Kaufverhalten der Kundschaft
Wegen der gestiegenen Preise habe sich Burkowski zufolge das Kaufverhalten der Kunden verändert: „Der Kunde nimmt bewusster Sonderangebote wahr. Außerdem tauschen viele Kunden Markenprodukte gegen billigere Alternativen aus.“ Hamsterkäufe wie zu Beginn der Pandemie seien zurzeit nicht zu erkennen.
Die Supermarkt-Ketten Aldi-Nord, Lidl, Edeka und Netto melden übereinstimmend, dass die Warenversorgung ihrer Filialen sichergestellt sei – auch wenn einzelne Produkte kurzzeitig knapp werden könnten. Kaufland und Rewe reagierten nicht auf die Anfrage dieser Redaktion.