Ruhrgebiet. Es ist der Tag, an dem Masken fallen können und Preise steigen sollen. Doch beides ist nur sehr bedingt geschehen. Die meisten Leute warten zu.

Eine junge Frau aus Gelsenkirchen hat es ganz genau wissen wollen. Hat am Samstag Preise bei Aldi aufgeschrieben, hat am Montagvormittag verglichen: Eier, Milch, Kaffee - nanu, alles gleich. Naja, der Vanille-Pudding kostet jetzt 20 Cent mehr. Ein Mitarbeiter erklärt das Ganze so: Es könne bis zum Ende der Woche dauern, bis die betreffenden Produkte ihre neuen Preise haben. Was für ein Montag.

Denn manche Seher hatten in der Kombination von fallenden Masken und steigenden Preisen eine ziemlich brisante Konstellation erkennen wollen. Doch beides ist praktisch ausgeblieben: Am ersten Tag ohne Maskenpflicht tragen gefühlte 98 Prozent der Menschen in den Supermärkten die Maske weiter. Und die angekündigten steigenden Preise - wie gesagt, sie ziehen sich. Tumulte an Regalen: Fehlanzeige.

Was sagen die Leute? Was sie seit zwei Jahren sagen: „Ich trage die Maske weiter, weil sie mir ein Gefühl der Sicherheit gibt“, so eine Rentnerin aus Bochum. Die Gegenposition kommt von einem 70-Jährigen in Moers: „Ich bin froh, wieder ohne Maske einkaufen zu dürfen. Wenn man Abstand hält, reicht das doch.“ Ein Ehepaar in Dortmund wiederum will „sich und andere nicht gefährden“. Es hat einen FFP2-Vorrat, der reicht noch das ganze Jahr. Womit wir mühelos bei dem Thema Hamsterkäufe wären.

„ . . . als müsste man demnächst die Kräuter am Wegesrand ernten“

Hinweise auf Mengenbeschränkungen gibt es mal für Speiseöl, andernorts für Toiletten- oder Küchenpapier oder für Nudeln - aber das kann im nächsten Laden schon wieder anders sein.
Hinweise auf Mengenbeschränkungen gibt es mal für Speiseöl, andernorts für Toiletten- oder Küchenpapier oder für Nudeln - aber das kann im nächsten Laden schon wieder anders sein. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Auch hier weitestgehend das Bild von letzter Woche. Mehl und Öl sind knapp (bis auf Olivenöl, das ist alles andere als knapp). Aber wie lässt sich erklären, das im Edeka das Toilettenpapier rationiert wird und beim nächsten dm Unmengen davon im Angebot sind? In einem Netto ist die billigste Butter auf fünf Stück rationiert (fünf!); in einem anderen gibt es keine Nudeln mehr, im nächstgelegenen Edeka sind die aber im Sonderangebot - und trotzdem reichlich vorhanden. Gibt es auf Hamster spezialisierte Psychologen, die uns da weiterhelfen können?

Ja, der eine kauft drei Pakete Butter statt eines; und die andere zwei Zehnerpacks Eier; und jemand drittes eine Monatsration Knäckebrot. Aber für den nationalen Notstand reicht das alles nicht. Vielleicht hat ja auch dieser Mann in Gelsenkirchen Recht: „Da ist auch viel Hysterie dabei“, sagt er: „Alles wird teurer, das spürt man doch an jeder Ecke. Aber in einigen Medien wird es so kommuniziert, als müsste man demnächst die Kräuter am Wegesrand ernten, weil man sich etwas anderes nicht mehr leisten kann.“