Vor drei Jahren wurde das Hochhaus am Lohring geräumt. Jetzt ist ein Ende des Verfalls in Sicht. Der neue Eigentümer stellt seine Planungen vor.
Aus dem Hochhaus am Lohring/Wittener Straße wird ein Büroturm. Die Sanierungsarbeiten sind im Gange. In einem Jahr sollen die ersten gewerblichen Mieter einziehen, kündigt die DGC-Gruppe als Eigentümer an.
Das zwölfstöckige Hochhaus stammt aus dem Jahr 1966. Im Juni 2018 hatte die Stadt sämtliche 90 Wohnungen binnen zwei Wochen räumen lassen. Grund: Die Feuerwehr sah den Brandschutz nicht mehr gewährleistet. Die dünnen, leicht entflammbaren Trennwände könnten bei einem Feuer gefährlich werden, hieß es. Wenig später kam bei einer WAZ-Recherche heraus: Die Wände waren von Anfang an illegal. Sie genügten schon beim Bau nicht den gesetzlichen Vorgaben.
Nach der Räumung begann der Verfall
Während den 70 Mietern kurzfristig Ersatzwohnungen angeboten wurden, begann der weitere Verfall des Wohnturms. Die damalige Eigentümergesellschaft Immonex kündigte zwar eine umfassende, zweijährige Sanierung an. Die Mieter sollten anschließend zurückkehren können. Doch es tat sich: nichts.
Seit Ende 2019 hat das Hochhaus einen neuen Inhaber: die DGC-Gruppe mit Geschäftsführer Dennis Gregor Cholewa mit Sitz an der Hofsteder Straße. „Die Immobilie soll im Bestand unserer Gruppe bleiben“, kündigen die Projektentwickler auf Anfrage der WAZ an.
Das Gebäudeensemble werde vollständig saniert. „Die Entkernung im Innenbereich ist bereits abgeschlossen. Die Sanierung betreffend der Gebäudehülle wird voraussichtlich ab August/September beginnen“, teilt das Unternehmen mit. Die Arbeiten in und an dem „Revitalisierungsobjekt“ sollen bis zum zweiten Quartal 2022 abgeschlossen sein. Die Stadt bestätigt: Der Bauantrag ist seit 2020 genehmigt und gilt für drei Jahre.
Wohnungen werde es in dem Hochhaus nicht mehr geben, so die DGC-Gruppe. Geplant seien derzeit ausschließlich Büroflächen. Sie summierten sich auf rund 4000 Quadratmeter. Zum Vergleich: Das Exzenterhaus an der Universitätsstraße verfügt über 5200 Quadratmeter Büroräume.
Bleibt es bei dem Zeitplan der DGC-Gruppe, endet alsbald der Verfall des einstigen Wohnturms, der bei seinem Bau vor 55 Jahren (anfangs mit Hotel und Restaurant) als Vorzeigeobjekt moderner Stadtarchitektur galt. Nach der überstürzten Räumung vor drei Jahren verkam das Gebäude zum Schandfleck. Graffiti, Unrat und zerborstene Fensterscheiben ließen manche Beobachter zweifeln, ob das Hochhaus tatsächlich saniert oder doch abgerissen wird.
„Dieses Thema verärgert uns in den jüngsten Tagen selber massiv“, heißt es bei der DGC-Gruppe. „Trotz hoher Sicherungsmaßnahmen gelangen unbefugte Personen immer wieder auf eine sehr kreative Art und Weise in das Objekt. Die installierten Bewegungsmelder und Kameras wurden leider mehrfach mutwillig zerstört.“
Mieterverein klagt: Preiswerte Wohnungen verschwinden
Frühzeitig hatte der Mieterverein Bochum Kritik an der neuen Nutzung des Hochhauses geübt. „An Büros mangelt es Bochum wahrlich nicht. Sehr wohl aber an bezahlbaren Wohnungen“, erklärte Sprecher Aichard Hoffmann.Die Mieten am Lohring hatten bei fünf bis sechs Euro/qm gelegen: genau die preiswerten Bleiben, die in zentraler Lage gefragt seien.Das Verschwinden der 90 Wohnungen bedeute für Bochum in Zahlen: „Die öffentliche Wohnungsbauförderung eines Jahres wird zunichte gemacht.“
Lampengeschäft soll seinen Standort behalten
Inzwischen sei ein Sicherheitsdienst beauftragt worden, der regelmäßig vor Ort sei. „Allerdings gehen wir davon aus, dass spätestens mit Baubeginn im August/September etwas Entspannung hereinkommen wird, wenn das gesamte Objekt eingerüstet und mit Bauzäunen umstellt ist“, so die Eigentümer. In diesem Zuge sollen auch wieder Kameraanlagen aufgestellt werden.
Im Lampenfachgeschäft „Licht hoch drei“ im Erdgeschoss des Hochhauses sollen die Lichter weiterhin nicht ausgehen. „Unser Standort ist nicht bedroht“, betont Geschäftsführer Ralf Kowalewski. Der Geschäftsbetrieb werde während der einjährigen Bauzeit weiterlaufen. „Die Kundenparkplätze werden verlegt, wir haben geöffnet“, sagt Kowalewski, der mit seinem Familienbetrieb vor fünf Jahren zum Lohring gewechselt war. Zuvor war das Geschäft 41 Jahre am Südring ansässig. „2025“, so der Chef, „wollen wir unser 50-jähriges Bestehen feiern – und zwar hier!“