Bochum. Die Hotels in Bochum ächzen unter den Folgen von Corona und Inflation. Die Personalnot ist groß. Und bald drängen neue Anbieter auf den Markt.

Das Restaurant und die Bar sind nur noch zu bestimmten Zeiten geöffnet, die Sauna bleibt geschlossen: Im Bochumer Mercure-Hotel an der Massenbergstraße müssen die Gäste Einschränkungen in Kauf nehmen. „Die allgemeine Personalknappheit trifft auch uns“, sagt Direktor André Wagner und spricht von „großen Herausforderungen“ für das gesamte Gastgewerbe.

Hotels in Bochum: Starlight lässt die Buchungszahlen wieder steigen

Corona hat in der Hotellerie zu besonders heftigen Verwerfungen geführt. Viele Häuser blieben ab Frühjahr 2020 geschlossen. Business-Hotels durften zumindest noch die (wenigen) Geschäftsreisenden aufnehmen. „Schlechter konnte es nicht mehr kommen“, weiß Tobias Becker, Chef des Acora-Hotels am Nordring.

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Der weitgehende Wegfall der Corona-Beschränkungen hat der Branche seit dem Frühjahr Auftrieb verliehen. Eine „leichte Erholung“ erkennt André Wagner im Mercure Bochum City mit seinen 162 Betten. Von einer sehr ordentlichen 71-Prozent-Auslastung im Juli ist bei den Kollegen im Acora die Rede. Die allerdings haben ein Zugpferd im Stall: Starlight. Seit das Erfolgsmusical im Oktober 2021 nach eineinhalbjähriger Zwangspause wieder an den Start ging, steigen die Buchungszahlen in Bochums größter Starlight-Herberge (214 Betten).

Das Mercure-Hotel in Bochum nimmt vorerst Einschränkungen beim Restaurantbetrieb und in der Sauna vor.
Das Mercure-Hotel in Bochum nimmt vorerst Einschränkungen beim Restaurantbetrieb und in der Sauna vor. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Branchenverband Dehoga: Energiekosten sind das größte Problem

Der Städte-Tourismus löst sich langsam aus der Pandemie-Starre. „Die allgemeinen Zahlen entwickeln sich positiv“, bekräftigt Thorsten Hellwig, Sprecher des NRW-Branchenverbands Dehogo. 6,5 Millionen Übernachtungen schlugen in den ersten fünf Monaten 2022 in Nordrhein-Westfalen zu Buche. Was dem Mercure, Acora und den meisten weiteren Hotels in Bochum fehlt, sind die Geschäftskunden. „Von den Zahlen vor Corona sind wir noch weit entfernt. Das betrifft vor allem den Geschäftsreiseverkehr“, so Hellwig.

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Überschaubare Gästezahlen, überbordende Kosten: Die Energiepreise seien aktuell das größte Problem, das die Branche umtreibt – „noch gewichtiger als der Personalmangel“, schildert der Dehoga-Sprecher. Dauer und Umfang der Preisexplosionen seien nicht abzusehen, während bei den Gästen „eine hohe Preissensibilität“ bestehe.

Das Hotel am Citytor Süd im Bermudadreieck (hier eine Animation) zählt zu den Neubauten, die aktuell in Bochum geplant sind.
Das Hotel am Citytor Süd im Bermudadreieck (hier eine Animation) zählt zu den Neubauten, die aktuell in Bochum geplant sind. © Landmarken AG

Hotel Aleo befürchtet weitere „Kampfpreise“ bei den großen Anbietern

Davon könnte Rauda Khazzoum profitieren. Am Nordring betreibt sie das Aleo-Hotel, das zugleich ein Hostel ist. Für 26 Euro übernachtet man hier im Vier-Bett-Zimmer. „Kürzlich hatten wir zwei Junggesellenabschiede. Das gab’s lange nicht mehr“, erzählt Rauda Khazzoum. Überhaupt: Der Sommer laufe gut, auch dank Starlight und der wieder angelaufenen Konzertsaison.

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Doch mit bangem Blick schaut sie auf den Herbst und Winter. „Wir heizen mit Fernwärme. Aber auch uns erwarten deutlich höhere Energiekosten“, befürchtet Rauda Khazzoum. Um das aufzufangen, müssten die Zimmerpreise entsprechend steigen. „Aber wer könnte und würde das noch bezahlen?“ Heißt: stabile Kurse, geringere Erlöse. An einem „Preiskampf“, wie ihn sich die großen Hotelketten seit dem Frühjahr lieferten, könne sich das kleine Aleo mit seinen zwölf Zimmern erst recht nicht beteiligen. Der „Überlebenskampf“ werde sich nochmals verstärken, wenn in den nächsten ein bis zwei Jahren die angekündigten neuen Hotels in Bochum öffnen. „Da wird dann vieles über den Preis laufen.“

In Bochum gibt es 3760 Hotelbetten

Laut Bochum Marketing werden in Bochum derzeit 3760 Hotelbetten angeboten.

Im vergangenen Mai gab es 51.702 Übernachtungen mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 1,9 Tagen.

Das sind zwar 38.528 Übernachtungen mehr als im Mai 2021, was einem satten Plus von 292,5 Prozent entspricht. Das ist Spitze im Revier.

Aber: Im Vergleich zu 2019 liegen die Zahlen erst bei 72 Prozent. Das heißt: Es fehlt knapp ein Drittel des Umsatzes vor Corona.

Acora setzt auf Mithilfe der Gäste

Im Acora setzt man derweil auf die Mithilfe der Gäste. „Mit Beginn der Heizperiode werden wir appellieren, die Heizungen in den Zimmern nur so weit wie nötig aufzudrehen“, kündigt Direktor Tobias Becker an. Ob der Bitte gefolgt wird, sei aber ungewiss.

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Im Mercure ist derweil Land in Sicht – zumindest gastronomisch. Das derzeit geschlossene Hotelrestaurant „Twint“ soll im September wieder in den Dauerbetrieb gehen.