Bochum. Das Bochumer Innenstadt-Hotel „Aleppo“ trägt bald einen neuen Namen. Der Name war erste Wahl für die Besitzer-Familie, die Wurzeln in Syrien hat.

Aleppo. Keine andere Stadt spiegelt das Grauen, die Gräuel des syrischen Bürgerkrieges derart menschenverachtend wider wie die einst stolze 2,5-Millionen-Metropole. Nirgendwo haben sich das Assad-Regime und die Rebellen derart heftige Kämpfe geliefert wie in dieser von Tod, Zerstörung und Flucht geknechteten Stadt.

Aleppo liegt in Trümmern – und ist doch Namensgeber eines Hotels in der Innenstadt. Wie das zusammenpasst? Gar nicht mehr, hat Inhaberin Rauda Khazzoun entschieden und zwei Buchstaben gestrichen. Aus „Aleppo“ wird „Aleo“.

"Aleppo war eine pulsierende Stadt"

Herberge für Geschäftsleute und Backpacker

Im künftigen Hotel Aleo mieten sich meist Geschäftsleute und Monteure, aber auch Familien auf Bochum-Besuch und zahlreiche Starlight-Gäste ein.

Die Auslastung liegt laut Hotel bei 60 bis 70 Prozent.

Rucksacktouristen aus aller Welt bevorzugen das preisgünstigere Hostel, in dem man ab 24 Euro aufwärts für eine Nacht unterkommt. Gesellschaft inklusive: Die vier zweckmäßig eingerichteten Räume verfügen über bis zu sieben Betten.

„Aleppo war eine wunderschöne, pulsierende Stadt“, erinnert sich die heute 50-Jährige an frühere Besuche in Syrien: der Heimat ihrer Eltern, die vor 60 Jahren nach Deutschland kamen (Vater Joseph führte lange Jahre eine Hausarztpraxis in Hordel). Deshalb war Aleppo erste Wahl, als die Betriebswirtin 2001 eine berufliche Kehrtwende vollzog und das Hotel Oberste Ufer am Nordring 30 im Schatten des Bergbaumuseums übernahm.

Mit dem neuen Namen habe sie ein Stück Heimat und Orient nach Bochum holen wollen, erzählt Rauda Khazzoun. Dazu passte die Inneneinrichtung mit kunstvoll gestalteten Lampen und vielerlei Accessoires.

Bürgerkrieg in Syrien spielt im Hotelalltag keine Rolle

Lange funktionierte das Geschäftsmodell im „Aleppo“ mit seinen acht 3-Sterne-Hotelzimmern und dem angegliederten Hostel mit vier Zimmern im Jugendherbergs-Stil. „Ehrlich gesagt: Kaum ein Gast konnte anfangs etwas mit unserem Namen anfangen. Einmal wurde ich gefragt; ,Ist das etwas Italienisches?’“, schmunzelt Khazzoun.

Seit 2011 tobt der Bürgerkrieg in Syrien – mit täglichen Schreckensbildern in der Tagesschau aus dem umkämpften Aleppo. Nein, im Hotelalltag habe das nie eine große Rolle gespielt, sagt die Chefin. Nur selten hätten Gäste gefragt: „Ist das nicht furchtbar, was da passiert?“ Und doch schien es ihr an der Zeit, sich vom Alten zu lösen, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Die derzeitige Renovierung des Hotels bietet den Anlass. „Alles Orientalische verschwindet und macht einer modernen Einrichtung Platz“, kündigt Rauda Khazzoun an.

Aus Aleppo wird das Doppel-P gestrichen

Auch der Name ist alsbald Vergangenheit. Na ja, nicht ganz. Lange grübelte sie mit ihrem Ehemann Robert (49) und Freunden, wie das Hotel fortan heißen soll. Allerlei Vorschläge wurden diskutiert und verworfen. Letztlich war es eine simple Idee, die Rauda Khazzoun überzeugte. Aus „Aleppo“ wird das Doppel-P gestrichen. So entsteht „Aleo“. Ein Kunstbegriff ohne jede Bedeutung, „der sich schön anhört und zu unserem Haus passt“.

In Kürze erfolgt die Umfirmierung. Draußen wird eine neue Werbetafel angebracht. Die Zeitenwende am Nordring ist eingeläutet.

Ach, wenn es in Aleppo doch auch so einfach wäre...