Bochum. In einem Bochumer Hotel erledigt jetzt ein Roboter den Room-Service. Er bringt Getränke aufs Zimmer. Unser Video zeigt „SeTwin“ im Einsatz.

Der Kleine ist nicht der Schnellste. Mit plusminus 10 Minuten muss rechnen, wer das jüngste Teammitglied des Bochumer Mercure-Hotels für den Room-Service ordert. Entschädigt wird der Gast mit einem lieblichen Quietschgeräusch, einem netten „Thank you“ und der Gewissheit für Geizkragen: Der Knirps verlangt bestimmt kein Trinkgeld. Denn dieser Mitarbeiter ist ein Roboter.

„SeTwin“: So heißt der 1,20 Meter kleine High-Tech-Butler, der nach einem mehrmonatigen Probelauf nunmehr fest in den Alltag der 4-Sterne-Herberge integriert ist. Der Name setzt sich aus Service-Einheit und TwinT zusammen, wie das Hotel-Restaurant in den Doppeltürmen am Massenberg-Boulevard heißt. Innerhalb der Hotelgruppe ist Bochum Pilot-Standort. Direktionsassistentin Regina Schaaf schwärmt bereits: „Das Bürschchen macht sich prächtig. Die Gäste lieben ihn, vor allem die Kinder.“

Bochumer Roboter: Digital-Butler rollt selbstständig durchs Hotel

Das Gerät der US-Marke Savioke Relay Service ist rund um die Uhr im Einsatz. Geduldig wartet es an seiner Ladestation in der Lobby auf Marschbefehle. Wünscht ein Gast in seinem Zimmer ein Getränk, einen Snack oder eine Zahnbürste, ruft er die Rezeption an. Ein Mitarbeiter füllt die Lade-Nische von „SeTwin“ mit den bestellten Artikeln, bucht sie auf die Rechnung und gibt die Zimmernummer ins Digitalfeld ein.

Bochum- Neuer Hotelmitarbeiter nicht menschlich

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    Ein freudiges Surren und Blinken – und der rollende Roboter macht sich selbstständig auf den Weg Richtung Aufzug, Richtung Zimmer. Gaaanz vorsichtig. Immer wieder stoppt der Kurze, dreht sich um die eigene Achse, um mögliche Hindernisse zu erkennen und ihnen auszuweichen. Ja, das kann er: mittels zweier Kameras, die wie Augen anmuten.

    Enrico Rosenthal ist der Roboter-Beauftragte im Mercure-Hotel. An der Ladestation füllt er „SeTwin“ mit der gewünschten Ware, tippt die Zimmernummer ein – und auf geht’s
    Enrico Rosenthal ist der Roboter-Beauftragte im Mercure-Hotel. An der Ladestation füllt er „SeTwin“ mit der gewünschten Ware, tippt die Zimmernummer ein – und auf geht’s © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

    Bei der Ankunft gibt’s einen Anruf

    So dauert es einige Zeit, bis der Roboter zum Auftraggeber vorgedrungen ist. Steht „SeTwin“ vor der Tür, aktiviert er das Zimmertelefon. Eine weibliche, unverkennbar amerikanische Stimme säuselt: „Your delivery has arrived. Please open the door“ – Ihre Lieferung ist eingetroffen. Bitte öffnen Sie die Tür. Zuckersüß klingt das Quietschen zur Begrüßung. Klappe auf. Ware entnehmen. Klappe zu. Gern die erbetene Fünf-Sterne-Bewertung eintippen – und mit einem „Yeah!“ auf dem Display rollt „SeTwin“ über den Flur zurück zum Aufzug, zurück an seine Andockstation.

    Die Hotellerie-Version von E2D2 aus Star Wars ist für den Gast kostenlos, aber kein Alleskönner. Sie schafft es nur, Kleinigkeit („little somethings“) auf’s Zimmer zu bringen. Für ein Frühstück oder ein opulenteres Mahl aus dem Restaurant ist die Ladefläche zu klein. Auch Heißgetränke sind ein Problem: Der gewünschte doppeltes Espresso wäre bei der Ankunft wohl kalt. Dafür braucht es nach wie vor den menschlichen Room-Service (gegen Gebühr). Mancher Gast schaut zudem leicht befremdlich, wenn er im Lift unvermittelt einem Roboter gegenübersteht „Ein Gewinn ist er für unser Haus aber in jedem Fall. Das zeigen uns auch die positiven Bewertungen in den Online-Portalen“, betont Regina Schaaf.

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    Hotel betont: Der Mensch bleibt unersetzlich

    Nein: Kollege Roboter werde niemals den Menschen als Dienstleister ersetzen, bekräftigt die Mercure-Direktion. „Selbstverständlich“ habe wegen „SeTwin“ keiner der rund 60 Beschäftigten seinen Arbeitsplatz verloren. Mehr als eine Spielerei ist der digitale Service gleichwohl. So appelliert der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) an seine Mitglieder, der neuen Technik gegenüber offen zu sein. Die Roboter könnten viele Hilfsarbeiten übernehmen und Personal entlasten. Auch in Anbetracht des Hilfskräftemangel in der Branche könnten sie eine enorme Erleichterung sein.

    In Japan gibt es schon „Entlassungen“

    Auf Instagram hält das Bochumer Hotel die Freunde des rollenden Servicemitarbeiters unter @setwintherobot mit Bildern und Videos auf dem Laufenden.

    Weniger gute Erfahrungen mit Hotel-Robotern werden aus Japan gemeldet. Dort wurden bereits die ersten Geräte „gefeuert“, weil sie Gäste irrtümlich nachts geweckt hatten und mehr Arbeit verursachten, als sie den menschlichen Angestellten abnehmen sollen.

    „SeTwin“ dürfte das ähnlich sehen. Den WAZ-Test – die Lieferung eines Getränks – hat er bestanden. „Bye“, blinkt zum Abschied im Display auf. Trinkgeld hat er nicht gewollt. Ein Danke hat gereicht.