Wattenscheid-Eppendorf. Vom „Zigeunerlager“ bis zum KZ-Wächter im Nachbarhaus: Werner Schmitz aus Bochum hat viel recherchiert. Seine Geschichten gibt es jetzt als Buch.
Mit witzigen und spannenden Ruhrpott-Krimis wie „Nahtlos braun“ und „Auf Teufel komm raus“ feierte der Bochumer Autor und Journalist Werner Schmitz in den 1980er Jahren große Erfolge. Mittlerweile ist der passionierte Jäger ganz anderen Themen auf der Spur: In drei Kurzgeschichten, die er bislang als Blog auf seiner Internetseite veröffentlicht hat, widmet sich Schmitz der Nazi-Vergangenheit in seiner Heimat Eppendorf. Unter dem Titel „Braunes Eppendorf“ sind die Geschichten jetzt auch in gedruckter Form erschienen.
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Autor aus Bochum widmet sich der Nazi-Vergangenheit in seiner Heimat
Mit mittlerweile 74 Jahren lässt es der ehemalige „Stern“-Reporter zwar etwas ruhiger angehen, doch tatenlos bleibt er deshalb nicht. Während seine letzten Romane wie „Das Karpaten-Projekt“ und „Schreiber und der Wolf“ überwiegend im Jäger-Milieu an der Mosel spielten, das Schmitz wohlvertraut ist, lag sein besonderes Augenmerk zuletzt auf der Aufbearbeitung der NS-Vergangenheit direkt vor seiner Haustür.
So veröffentlichte Schmitz 2018 einen Bericht über den Eppendorfer Lehrer Karl Tromm, der seine Schüler in den 1950er Jahren mit dem Stock unterrichtete. Als junger Achtklässler war Schmitz selber einer der Leidtragenden: „Zehn Hiebe auf den Hintern“ heißt der schmerzvolle Text.
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Lokführer beim Bochumer Verein und Wächter im KZ
Bei einer Lesung bekam er den Tipp, dass es in Eppendorf gegen Ende der 1930er Jahre ein „Zigeunerlager“ gegeben habe, von dem Schmitz vorher noch nie etwas gehört hatte. Schmitz fand heraus, dass das Zwangslager für Sinti 1943 geräumt wurde, weil die Nachbarn keine „Zigeuner“ in ihrer Nähe duldeten. All dies beschreibt er eindrücklich in seiner Geschichte „Plötzlich waren alle weg“.
Der dritte Teil unter dem Titel „Zu reißenden Bestien erzogen“ erzählt vom Schrecken direkt im Nachbarhaus: Einen gewissen August Kleinhörster kannte der Autor in jungen Jahren nur als netten Herrn von nebenan, der als Lokführer beim Bochumer Verein arbeitete. Erst viel später erfuhr er von seiner Mutter, was Kleinhörster während der Nazi-Diktatur so trieb: Er war Wächter im KZ Buchenwald.
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Lesung am 24. Oktober in Bochum
Die gesammelten Geschichten gibt es jetzt als rund 100-seitige Broschüre mit vielen Abbildungen. Serdar Yüksel, Vorsitzender der Awo Ruhr-Mitte und SPD-Mitglied im Landtag, schrieb das Grußwort.
„Braunes Eppendorf“ ist erhältlich bei der Awo (Bleichstraße 8), bei Mirhoff & Fischer (Pieperstraße 12) sowie bei Ubu (Universitätsstraße 39-41). Schutzgebühr: fünf Euro. Am Montag, 24. Oktober, um 19 Uhr stellt Schmitz sein Buch bei einer Lesung bei Mirhoff & Fischer vor.