Bochum-Wiemelhausen. Im Kirchviertel in Bochum ist eine beliebte Eisdiele geschlossen. Das hat einen einfachen Grund: zu wenig Personal. Wie es nun weitergehen soll.

Wer sich bei der Eisdiele "Claudio" an der Brenscheder Straße eine Kugel Joghurt-Limoncello genehmigen möchte, der steht in diesen Tagen vor verschlossenen Türen. Geschlossen!

Im Kirchviertel kann man es eigentlich kaum vermeiden, an der Eisdiele "Claudio" vorbeizukommen. Mit ihren beiden Standorten - an der Brenscheder Straße 42, gleich neben Rossmann und knapp 300 Meter weiter neben der Bäckerei Schmidtmeier - ist sie bei den Bochumern besonders beliebt.

Als die WAZ nach den besten Eisdielen Bochums fragte, fand sich auch Eiscafe Claudio häufig unter den Antworten. "Claudio" lockt mit Sorten wie "Joghurt-Limoncello", "Weiße Schokolade" und "Quark-Birne". Zum Sortiment zählt auch "Spaghetti-Eis" als Kugel und die Eigenkreation "Claudio 57" - ein Vanilleeis mit Schokolade und Fruchtsauce durchzogen.

Kein geeignetes Personal

"Claudio 57" - das ist eine Anspielung auf die Hausnummer 57 an der Brenscheder Straße. Bislang zumindest, denn aktuell sind die Türen geschlossen, die Sonnenschirme zugeklappt und die Eistheke abgeschaltet. "Warum?", fragen sich viele in Wiemelhausen.

"Wir haben einfach zu wenig Personal, wir konnten nur einen Standort offen halten", sagt Giovanna Peddio vom Familienbetrieb. Man habe lange gesucht, aber keine Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter mit Erfahrung gefunden. "Also haben wir entschieden, nur den kleineren Standort geöffnet zu lassen", sagt sie.

Hoher Anspruch an Service

Dort arbeiten neben den drei Familienmitgliedern vier weitere Mitarbeiter. "Mindestens so viele bräuchten wir auch für den zweiten Standort", sagt Peddio. Denn in einem Eiscafé gibt es für das Personal allerhand zu tun. Eisbecher zubereiten, Eis herstellen, Kaffee kochen, Früchte schnippeln, Waffeln backen, kassieren...

"Dafür braucht man Erfahrung. Jemanden einzuarbeiten kostet Zeit", sagt Peddio. Wenn es im Sommer voll sei und die Kunden Schlangen ständen, müsse es schnell gehen. "Es wird immer schwieriger, geeignetes und zuverlässiges Personal zu finden", beobachtet die Bochumerin.

Geöffnet während Pandemie

Nicht ohne ein wenig Wehmut in der Stimme: "Unsere Eisdiele gibt es schon seit 55 Jahren hier im Kirchviertel", sagt sie. Während der Corona-Pandemie musste sie erstmals langfristiger geschlossen bleiben. "In der Pandemie haben wir den kleineren Standort zeitweise geöffnet und Speisen To-Go angeboten", sagt Chef Claudio Peddio.

In dieser Zeit hätten sich einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu orientiert und andere Jobs gefunden, berichtet Giovanna Peddio. "Manche Eisdieleninhaber, die ich kenne, haben sich entschieden, nur noch Selbstbedienung im Geschäft zu machen und keine Gäste mehr an den Tischen zu bedienen", berichtet Claudio Peddio.

Wiedereröffnung im nächsten Jahr

Er hat sich dagegen entschieden. "So, wie ich den Stadtteil hier einschätze, ist das weiterhin gewünscht, deshalb bleiben wir beim gewohnten Service", sagt er. Die Öffnungszeiten habe man allerdings etwas begrenzt - inzwischen öffnet Claudio erst um 12 und bietet kein Frühstück mehr an.

"Es ist unser Ziel, im kommenden Jahr wieder zu öffnen", sagen die Peddios. Den Standort an der Brenscheder Straße 57, der ebenfalls seit Jahrzehnten besteht, dauerhaft geschlossen zu sehen, würde ihnen definitiv schmerzen. "Wir müssen wieder öffnen", sagt Claudio Peddio. Auch aus wirtschaftlichen Gründen - die Kosten laufen schließlich weiter.

Inflation ist spürbar

Es ist ohnehin keine einfache Zeit für Eisdielenbesitzer: Die gestiegenen Lebensmittelpreise bekommen sie deutlich zu spüren. "Ja, alles wird teurer", sagt auch Claudio Peddio. Sahne, Obst, Energiekosten für die Kühlung - die Eisdieleninhaber trifft es gleich auf mehreren Ebenen.

Bei Claudio kostet eine Kugel Eis aktuell 1,40 Euro. Ortsüblich, aber zu Gründungszeiten hätte man dafür umgerechnet vermutlich einen ganzen Eisbecher bekommen. Wie lange der Preis noch bei 1,40 Euro bleiben kann, ist fraglich.

Renovierungen geplant

"Wir werden auf jeden Fall für die kommende Saison noch verstärkter Personal suchen", kündigt Giovanna Peddio an. Claudio Peddio hat noch eine andere gute Nachricht für die Gäste: "Wir werden die Außenterrasse sanieren, wir wollen uns ein bisschen ein neues Gesicht geben", sagt er.

Bis dahin müssen Gäste mit dem kleineren Standort Vorlieb nehmen. Das bedeutet: Weniger Sitzplätze, vielleicht etwas längere Wartezeiten, aber mindestens genauso leckeres Eis - bestimmt auch fürs Personal.

Top 5 Eisdielen in Bochum

Die WAZ hat die Bochumer im Juli bei "Facebook" nach den besten Eisdielen in Bochum gefragt.

Ergebnis der Umfrage: Bei den Bochumern sind "Eisliebe" in Wattenscheid, die "Kuhbar" in Wiemelhausen, "Eiscafe Rialto" in der Innenstadt sowie "Da Luca" und "Aduo" in Gerthe besonders beliebt.

Die Preise für eine Kugel Eis liegen in Bochum meist zwischen 1,20 Euro und 1,80 Euro.