Bochum. Phenox Bochum. Binnen 17 Jahren ist aus einer kleinen Medizinfirma ein Welterfolg geworden. Der kometenhafte Aufstieg hat seinen Preis.
Opel und Nokia waren einst die Flaggschiffe der Wirtschaft in Bochum. Heute sind es Firmen aus der IT- und Gesundheitsbranche. Das weckt Begehrlichkeiten. Eine der erfolgreichsten Bochumer Medizinfirmen hat den Besitzer gewechselt. Das amerikanisch-chinesische Unternehmen Wallaby Medical hat die Phenox GmbH einschließlich deren Tochterunternehmen Femtos übernommen.
Wert der Phenox-Transaktion beläuft sich auf fast 500 Millionen Euro
Mit weltweit 300 Beschäftigten, 240 davon am Stammsitz in Bochum-Querenburg, ist Phenox als Hersteller von Stents und Implantaten gegen Schlaganfälle auf den ersten Blick zwar kein Riese. Aber allein der vom Käufer genannte „Wert der Transaktion“ in Höhe von annähernd 500 Millionen Euro, die er mit „Meilensteinzahlungen“ vornehmen will, verraten die ökonomische Kraft und das Potenzial des erst 2005 gegründeten Unternehmens.
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Phenox-Firmengründer Hermann Monstadt steht wie kaum ein anderer für den erfolgreichen Strukturwandel in der Region. Der Diplom-Ingenieur ist klassischer Maschinenbauer, hat einst seine Promotion in Kooperation mit den Stahlwerken Bochum erstellt, dann aber die Zukunftschancen der Medizintechnik entdeckt. Binnen weniger Jahre hat er ein weltweit tätiges Unternehmen mit riesigem Knowhow und glänzenden Entwicklungsmöglichkeiten geschaffen. Heute gilt die Bochumer Vorzeigefirma Phenox als weltweiter Innovations- und Technologieführer für interventionelle neurovaskuläre Medizinprodukte.
Neues Unternehmen möchte Weltmarktführer werden
Wallaby spricht von einer „der weltweit größten Cross-Border-Transaktionen der letzten Jahre in der Branche“. Das gemeinsame Unternehmen habe nun die Möglichkeit, mit seinen neurovaskulären Technologien und Lösungen weltweit eine Führungsposition einzunehmen. Die Produktlinien ergänzen sich – und auch die bisherigen Betätigungsfelder. Wallaby hat seine Wurzeln in China und den USA, seit kurzem fasst es Fuß auf dem japanischen Markt. Phenox ist stark in Europa und den USA.
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„Ich bin hocherfreut, Wallaby zu verstärken“, sagt Hermann Monstadt, der Geschäftsführer von Phenox bleibt. „Diese Transaktion wird es ermöglichen, Phenox-Technologie mit den starken Ressourcen von Wallaby weiterzuentwickeln und Phenox-Produkte in neue Märkte zu bringen. Damit ergeben sich für das kombinierte Unternehmen bedeutende Wachstumsmöglichkeiten.“
Phenox-Miteigentümer NRW.Bank und SHS verkaufen ihre Anteile
„270.000 Schlaganfälle pro Jahr allein in Deutschland belegen, wie hoch der Bedarf an wirksamer Medizintechnik zur Behandlung dieser Krankheit ist“, sagt Thomas Raueiser von der NRW.Bank, einem der bisherigen Phenox-Eigentümer. Sie hat ihre Anteile ebenso verkauft wie der Tübinger Healthcare-Investor SHS. Beide hatten in der Vergangenheit Wachstumskapital in den Medizintechnikhersteller investiert.
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Starker Motor in der gesamten Region
Die Gesundheitswirtschaft in Bochum beschäftigt mittlerweile mehr als 25.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in sozialversicherungspflichtigen Jobs. Das sind etwa 20 Prozent aller Stellen in der Stadt mit Sozialversicherungspflicht.
In der Metropole Ruhr trägt die Gesundheitswirtschaft mit einem Jahresumsatz von etwa 30 Milliarden Euro zu einem Fünftel des Bruttoinlandsprodukts in der Region bei. Etwa 6700 Unternehmen mit mehr als 330.000 Beschäftigten gehören dazu.
Für den Markt für neurovaskuläre medizinische Geräte wird ein erhebliches Wachstum prognostiziert; Treiber sind die immer älter werdende Bevölkerung und der zunehmende Fokus auf Therapierung von Schlaganfällen. Allein dem sogenannten EU5-Markt mit Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien, auf dem 2020 etwa 520 Millionen Euro umgesetzt wurden, wird bis 2025 ein Wachstum von jährlich sieben Prozent vorausgesagt.
Firmenstandort in Bochum wurde mehrfach vergrößert
Der Firmenverkauf wurde im April vom Bundeskartellamt abgesegnet. Sämtliche aktuellen Produktmarken von Phenox werden weitergeführt. Auch am Standort Bochum wird offenbar festgehalten. „Es gibt keine unmittelbaren Pläne, Produktionsstandorte zu verlegen“, heißt es bei Wallaby. „Die Zentrale in Bochum wird auch weiterhin die entsprechenden Märkte bedienen.“
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Töne, die nicht nur die Beschäftigten gerne hören werden, sondern auch die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bochum (WEG). „Der Zusammenschluss von Phenox und Wallaby Medical zeigt, dass Bochum sich zu einem absoluten Hotspot der Gesundheitswirtschaft entwickelt hat und auf dem Weltmarkt angekommen ist. Es ist nicht das erste Beispiel einer internationalen Investition in Bochum und gibt uns die begründete Hoffnung, dass die Gesundheitswirtschaft in Bochum weiterwachsen wird und hier zahlreiche zusätzliche Jobs entstehen“, sagt Geschäftsführer Rouven Beeck. Und: Die WEG ist auch Vermieter des Phenox-Stammsitzes in Querenburg. Zweimal wurde dieser in den vergangenen Jahren bereits mit An- und Neubauten vergrößert.