Bochum. Ingpuls gilt als Vorzeige-Start-Up in Bochum. Nun wagt das Unternehmen einen neuen Schritt. Dazu kooperiert es mit einer großen US-Firma.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass eines der erfolgreichsten Start-up-Unternehmen Bochums die Straßenseite gewechselt hat. Nördlich des Werner Hellwegs ist Ingpuls vom vielversprechenden Newcomer zum dynamischen Lieferanten für Großkonzerne vor allem in der Automobilbranche gewachsen. Nach dem Umzug zum neuen Firmenstandort südlich des Werner Hellwegs folgt der nächste Entwicklungsschritt. Ingpuls hat damit begonnen, den Medizintechnikmarkt zu erobern.

Ingpuls und Resonetics gründen Joint Venture

Christian Großmann (39) , geschäftsführender Gesellschafter der  Ingpuls GmbH, freut sich über die rasante Entwicklung des Unternehmens, das mittlerweile einen neuen Firmenstandort bezogen hat.
Christian Großmann (39) , geschäftsführender Gesellschafter der Ingpuls GmbH, freut sich über die rasante Entwicklung des Unternehmens, das mittlerweile einen neuen Firmenstandort bezogen hat. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Und dazu geht der Hersteller von hochreinen Formgedächtnislegierungen (FGL) eine Zusammenarbeit mit einem etablierten Hersteller von Implantaten und Instrumenten ein: Resonetics, ein großes Unternehmen aus der Fertigungstechnologie mit Sitz im US-amerikanischen Nashua im Bundesstaat New Hampshire. Gemeinsam haben sie Ingpuls Medical gegründet. Das Joint Venture soll schon bald vom Standort in Werne aus den Markt mit Formgedächtnislegierungen bedienen.

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Von der nördlichen zur südlichen Seite des Werner Hellwegs ist Ingpuls gezogen.
Von der nördlichen zur südlichen Seite des Werner Hellwegs ist Ingpuls gezogen. © Tatjana Batt

nd dafür entsteht eine weiterer Neubau auf dem 20.000 Quadratmeter großen Firmengelände. „Dort werden wir ausschließlich für die Medizintechnik produzieren“, sagt Christian Großmann, Geschäftsführer und Mitinhaber von Ingpuls.

Investor steuert zweistelligen Millionen-Betrag bei

Ursprünglich wollten die Amerikaner das Bochumer Vorzeigeunternehmen sogar komplett kaufen. Das indes entspricht nicht der Strategie der Gründer Großmann, André Kortmann und Burkhard Maaß. Zwei Geschäftsführer der Brand Group aus Ostwestfalen haben zwar vor einigen Jahren mit einer zweistelligen Millioneninvestition Anteil am Unternehmen erworben, das 2009 als Ausgründung aus der Ruhr-Uni hervorgegangen ist. „Aber wir haben weiterhin der Mehrheit“, so Großmann. Und so soll es auch bleiben. Das Gründungstrio will „in Bochum einen eigenen Konzern schaffen“.

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Ingpuls Medical ist dabei der nächste Schritt. Die Herstellung von „branchenüberlegenem Rohmaterial“, wie es heißt, soll es Medizintechnikunternehmen ermöglichen, bessere Produkte zu entwickeln. Bessere Produkte dank besserem Material made in Bochum.

Ingpuls-Produkt überzeugt Amerikaner

„Resonetics ist auf uns aufmerksam geworden und hat unser Material und das von anderen Herstellern in Produkten getestet“, so Christian Großmann. Das Ergebnis: Keines habe bei den Belastungstests so gut abgeschnitten. „Es hieß so eine Qualität wie in unserem Produkt hätten sie bei Resonetcis noch nicht gesehen“, so Großmann.

2009 gegründet

2009 wurde Ingpuls als sogenanntes Spin-Off des Instituts für Werkstoffe der Ruhr-Uni Bochum gegründet. Die GmbH ist heute nach eigenem Bekunden der einzige Hersteller von Formgedächtnislegierungen, „der über die gesamte Fertigungstiefe vom Rohstoff bis zur fertigen Komponenten verfügt“.

Neben dem Bereich Automotive und Medizintechnik beliefert Ingpuls mittlerweile auch Hersteller von Hausgeräten. Mehr als 50 Mitarbeiter umfasst die Belegschaft mittlerweile.

Tatsächlich sagt Resonetics-Chef Tom Burns: „Wir sind beeindruckt von den Fortschritten, die Ingpuls bei der Reinheit seines Nitinolmaterials erzielt hat, und von dem Potenzial, das es bietet, um die Leistung und Lebensdauer von kritischen Implantaten und Komponenten für medizinische Produkte zu verbessern. Außerdem bringen die drei Gründer von Ingpuls eine Leidenschaft für Qualität und Geschwindigkeit mit, die perfekt zu unserer Kultur bei Resonetics passt.“

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Bochumer bereiten nächste Firmengründung vor

Die Bochumer wiederum wollen von der Erfahrung des deutlich größeren US-Unternehmens profitieren, das weltweit 1600 Beschäftigte hat. Zugleich arbeiten sie schon an der nächsten Expansion, „In nächster Zeit werden wir das nächste Joint Venture in einer anderen Branche vereinbaren“, kündigt Christian Großmann an. Er spricht von einer Blaupause für Firmengründungen in weiteren Wirtschaftsbereichen. Daher könnte mittelfristig auch eine neuerliche Expansion über den jetzigen Firmenstandort hinaus möglich sein. Gespräche dazu laufen bereits.