Bochum. Mit Demo und Party ist am Samstag der Christopher Street Day zurück in Bochum. Aus diesem Grund geht das CSD-Orgateam wieder auf die Straße.

Was tun, wenn die eigenen Forderungen schon erfüllt worden sind? Für andere solidarisch bleiben, lautet die Antwort des CSD-Plenums, das dem Christopher Street Day am Samstag in Bochum entgegenfiebert. Neben einer großen Party in der Rotunde gehen die Aktivistinnen und Aktivisten als Demonstrationszug durch die Stadt – gegen die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Sexualität oder ihres Geschlechts. Warum das noch immer notwendig ist, erklärt das Orga-Team vorab.

Christopher Street Day Bochum: Das fordert das CSD-Plenum

„Queere und Trans-Personen sind immer noch massiv von Ausgrenzung und Diskriminierung bedroht“, betont Organisatorin Alva Träbert. Dies zeige auch das Beispiel aus Herne, wo ein Trans-Mädchen brutal attackiert wurde. „Wir wollen abends auf der Party gemeinsam feiern, dass es uns als Community noch gibt!“ so Träbert. Doch besonders wichtig sei es ihr, auf der Demo ihre politischen Forderungen zu stellen.

Eicke Ricker und Philipp Hohmann zeigen sich vor dem CSD in Bochum schon die Farben der queeren Community, beim Treff in der Rosa Strippe.
Eicke Ricker und Philipp Hohmann zeigen sich vor dem CSD in Bochum schon die Farben der queeren Community, beim Treff in der Rosa Strippe. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Ein „aufwendiges, teures und demütigendes Verfahren“ nennt Mitorganisator Eicke Ricker die aktuellen Regelungen für Trans-Personen, wenn diese ihren Namen beziehungsweise ihr rechtliches Geschlecht angleichen lassen wollen. Diskriminierend sei auch die Stiefkindadoption, also dass bei lesbischen Paaren mit Kind immer noch eine Adoption durch die Mutter notwendig ist, die nicht die leibliche ist.

„(In) Bewegung sein. Solidarisch bleiben“

Die diesjährige Demonstration hat das CSD-Plenum unter das Motto „(In) Bewegung sein. Solidarisch bleiben“ gestellt – aus gutem Grund: Auf der einen Seite hätten die Aktivistinnen und Aktivisten den Eindruck, dass sich etwas tut, sagt Organisator Philipp Hohmann. Trotzdem sei es nun wichtig, solidarisch mit den Menschen zu bleiben, die „von der bisherigen Welle des Fortschritts nicht profitiert haben“.

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Das bedeutet beispielsweise, auch für die Rechte und die gegen Diskriminierung von Homosexuellen oder Trans-Menschen in anderen Ländern der Erde zu kämpfen, betont Martin Adler aus dem Orga-Team. Deshalb organisiere das Team auch Diskussionsabende zur Situation queerer – also beispielsweise homosexueller – Menschen in Polen oder im Libanon.

„Queere und Trans-Personen sind immer noch massiv von Ausgrenzung und Diskriminierung bedroht“, betont Organisatorin Alva Träbert.
„Queere und Trans-Personen sind immer noch massiv von Ausgrenzung und Diskriminierung bedroht“, betont Organisatorin Alva Träbert. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die Aktivisten vertreten die Ansicht, Diskriminierungen lassen sich nicht einzeln, sondern nur gleichzeitig bekämpfen. „Beispielsweise findet ein schwuler Jugendlicher, der nach Bochum geflüchtet ist, hier keinen Asylhelfer, der sich mit Queersein auskennt – oder in der Schwulenberatung spricht keiner seine Sprache“, erläutert Träbert. Daher müsse Homophobie und Rassismus gemeinsam angegangen werden.

2021 hatte das CSD-Plenum eine dezentrale Version des Aktionstags durchgeführt. In diesem Jahr soll es wieder ein Bühnenprogramm mit Stadtfest werden, beschreibt Organisator Philipp Hohmann. Der Demo und Party am Samstag gehe eine ganze CSD-Woche voraus: an Orten wie dem Bahnhof Langendreer, dem Kino Endstation, dem Atelier Automatique oder dem Café Fluid.

Querer Kulturtreff Café Fluid eröffnet am Freitag

Letzteres wird sogar am Freitagabend erstmalig öffnen. Mit einer „Queer Poetry Gala“ startet das neue Kulturzentrum „Fluid“ der Aidshilfe Bochum ab 17 Uhr. Dort ist auch die Ausstellung „Love and Queer” zu sehen. „Wir wollen queere Orte sichtbar machen“, so Alva Träbert aus dem Orga-Team. Dies sei insbesondere nach den Jahren der Pandemie wichtig.

Lesben- und Schwulenclubs und andere Orte der Subkultur – das „queere Bermudadreieck“ mit dem Orlando, Coxx oder Freibad – sei über die Jahre verschwunden, sagt Philipp Hohmann. Insbesondere für junge Menschen, die sich noch nicht geoutet haben, seien Orte der Begegnung mit der Szene wichtig, so beispielsweise die Oval Office Bar am Schauspielhaus. Dass in Zeiten von Internet und Onlinedating nach wie vor der Bedarf an Treffpunkten da ist, hätten vergangene Veranstaltungen des CSD-Plenums gezeigt, bei denen die Organisatoren von Anmeldungen „überflutet“ wurden, so Träbert.

Der CSD Bochum startet um 14 Uhr am Rathaus mit der Demonstration. Auf dem Dr.-Ruer-Platz folgen ab 16 Uhr Bühnenprogramm, Musik-Acts und Drag Shows. Die Party in der Rotunde startete ab 21 Uhr. Weitere Infos auf https://csdbochum.wordpress.com/