Bochum. Mit ihrer Karriereberatung ist die Bundeswehr ständig in der Bochumer Innenstadt aktiv. Was sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs verändert hat.
Die Bundeswehr ist präsent in Bochum. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine interessierten sich kurzfristig mehr junge Menschen für Berufe bei den Streitkräften, sei es im militärischen oder zivilen Bereich. Dies bestätigt das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr auf Anfrage dieser Redaktion.
Wer sich in Bochum für die Bundeswehr interessiert, der kann sich etwa bei der armeeeigenen Karriereberatung in einem unscheinbaren Bürogebäude in der Innenstadt informieren.
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Unauffälliges Büro mitten in der Bochumer Innenstadt
Am Eingang dieses Gebäudes zeigen sich auch die anderen Nutzer der Büros. Da ist das Emblem der Streitkräfte mit dem bekannten stilisierten Eisernen Kreuz und der Werbebotschaft „Wir. Dienen. Deutschland.“ zwischen Werbetafeln einer Anwaltskanzlei, einer Arztpraxis, einem Physiotherapeuten und einer privaten Sprachschule zu entdecken.
Die Bundeswehr hat Büros im vierten Stock angemietet. Wer einfach so vorbeischaut, steht vor einer Glastür. Aufs Klingeln öffnet eine freundliche Mitarbeiterin und verweist für Presseanfragen auf einen Kapitänleutnant der Karriereberatung in Recklinghausen, der eben auch für Bochum zuständig sei. Dieser will sich kümmern und es meldet sich nach wenigen Tagen tatsächlich das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw PIZ Personal).
Info-Veranstaltung der Bundeswehr bei der Arbeitsagentur
In einer von den Berufsinformationszentren Bochum und Recklinghausen der Bundesagentur für Arbeit gemeinsam organisierten Digital-Veranstaltung der Bundeswehram Donnerstag, 2. Juni, ab 16 Uhr, können sich Interessierte nach vorheriger Anmeldung über Berufe und Ausbildung sowohl im militärischen als auch zivilen Sektor der Streitkräfte informieren.
Das Bochumer Friedensplenum, das bereits kurz nach Kriegsbeginn demonstriert hatte, will am Dienstag, 31. Mai, 16 Uhr, am Husmannplatz mit einer Mahnwache gegen die geplante Erhöhung der Militärausgaben in Deutschland protestieren und spricht von einer „gigantischen Aufrüstung“.
Zur aktuellen Situation bei der Karriereberatung äußert sich das Bundesamt: „Wir verzeichnen eine hohe Bereitschaft, unserem Land gerade in diesen Krisenzeiten zu dienen und die Bundeswehr zu unterstützen. Unmittelbar nach Ausbruch des Krieges war kurzfristig eine erhöhte Zahl an Interessentinnen und Interessenten, die über das im Internet-Auftritt der Bundeswehr hinterlegte Kontaktformular oder über unsere Karriere-Hotline Kontakt zu uns aufnehmen, zu verzeichnen. Dementsprechend haben sich die vereinbarten und durchgeführten Erstberatungstermine bei der Karriereberatung ebenfalls erhöht. Beide Tendenzen haben sich inzwischen allerdings wieder normalisiert“, heißt es.
In der Beratung ging es auch um die Angst vor Übergreifen des Krieges
In den Gesprächen da oben im vierten Stock der Bochumer Karriereberatung ging es besonders unmittelbar nach Ausbruch des Krieges auch um die Befürchtung, dass sich der Konflikt auch nach Deutschland ausweiten könnte: „Die transparente Darstellung und der bewusste Hinweis auf die Besonderheiten des Soldatenberufes - wie die Gefahr für Leib und Leben und der Einsatz in Kriegs- und Katastrophengebieten – ist schon lange wesentlicher Bestandteil eines jeden Karriereberatungsgesprächs. Kritische Themen wie Tod und Verwundung sparen wir dabei bewusst nicht aus, um uns mit den Interessierten auch darüber auszutauschen.“
Bei Bewerbungen liegt Durchschnittsalter bei 23 Jahren
Bei den Bewerbungen, und dies habe sich seit dem 24. Februar (Kriegsbeginn) nicht geändert, stellen in militärischen Berufen Frauen einen Anteil von zwischen 17 und 18 Prozent. Im Zivilsektor liegt dieser zwischen 43 und 45 Prozent. Das Durchschnittsalter aller Interessenten, so die Bundeswehr, liege seit Jahren konstant bei etwa 23 Jahren. Generell, und nicht erst seit Kriegsbeginn, gebe es für die Karriereberater ein gesondertes Informationsangebot. Bei diesen Veranstaltungen sei über den Ukraine-Konflikt gesprochen worden.
Proteste gegen Präsenz der Bundeswehr gibt es seit Jahren
Seit vielen Jahren gab und gibt es Proteste gegen die Präsenz der Bundeswehr bei Berufsbildungsmessen oder auch in Schulen. Es gab verbissene Auseinandersetzungen vor allem um die Berufsbildungsmesse. Das Bochumer Friedensplenum spitzte im Jahr 2014 extrem zu und provozierte mit einem Szenen-Foto aus dem Antikriegsfilm Die Brücke: „Was geht? Heimatfront Ruhrgebiet (in Fraktur-Schrift) Berufsbildungsmesse“. und ließ darunter ein Zitat eines ehemaligen Jugendamtsleiters drucken: „Uns ist es wichtig, dass jeder Schüler einen Job findet.“ Das ging ans Eingemachte, es hagelte Hausverbote und sogar die damalige Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz schaltete sich ein. Es handele sich um „eine nicht mehr tolerierbare und strafrechtlich relevante Verunglimpfung“.
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Heute gibt es in Bochum zwar einige Schulen, wie die Willy-Brandt-Gesamtschule, die sich sozusagen als „Bundeswehr frei“ bezeichnet haben. Die Gräben sind aber seit Kriegsausbruch eher noch tiefer geworden: Martin Budich vom Friedensplenum: „Unsere Auffassung hat sich nicht geändert: Rüstung führt nicht zum Frieden.“