Oberhausen. Schon jetzt zieht der neue Pop-Up-Store der Bundeswehr im Centro Oberhausen viel Aufmerksamkeit auf sich – und sorgt für kontroverse Diskussionen.
Etwas verschlafen wirkt das Oberhausener Einkaufszentrum Centro an diesem Mittwochmittag, doch besonders ein Laden zieht die Aufmerksamkeit der Passanten im Shopping-Tempel auf sich – obwohl man hier gar nichts kaufen kann. Nahezu jeder Besucher, der am neuen Pop-Up-Store der Bundeswehr vorbeiläuft, schaut interessiert, hält kurz inne und geht dann doch schnell weiter.
Wer länger als ein paar Sekunden stehenbleibt, wird sofort von den zwei Soldaten angesprochen, die direkt an der Ladentür in voller Uniform und geschmückt mit Abzeichen stehen – „Kann ich helfen?“. Zwischen dem Kosmetikladen „The Body Shop“ und dem Jeansladen „Levis“ informieren sie mit ihren Kollegen noch bis Ende April über die Arbeit der Streitkräfte. So möchten sie besonders jungen Leuten eine Laufbahn bei der Bundeswehr näher bringen.
Kein Verkauf, dafür Informationen zur Bundeswehr-Laufbahn
Der Store im Centro ist hierbei nicht der erste dieser Art, bereits im vergangenen Jahr gab es ähnliche Läden in anderen Städten. Schlüsselanhänger, Kugelschreiber, Stoffbeutel im Tarnmuster, Modell-Panzer – doch verkauft wird hier nichts. „Das dürften wir auch gar nicht“, erklärt ein Soldat des Berliner Wachbataillons einer Besucherin. Der Shop diene vielmehr reinen Informationszwecken. Insbesondere seit dem Krieg in der Ukraine ist nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums das Interesse der Bevölkerung an der Arbeit der Bundeswehr gestiegen. Auch die Zahl an Erstberatungsterminen zur Karriereberatung habe sich erhöht.
Die Hemmschwelle, den Pop-Up-Store zu betreten, scheint im Centro dennoch deutlich höher zu sein, als bei anderen Läden nebenan. Ein kurzer Blick auf das Kriegsschiff-Modell im Schaufenster, ein verstohlener Blick auf die ausgestellte Soldatenausrüstung im Ladeninneren, dann ziehen die meisten Besucher schnell weiter. Wer sich dennoch nach innen traut, betritt einen hellen, einladenden Raum und wird überaus höflich und nett von einem Soldaten Ende Zwanzig begrüßt, der fragt, wofür man sich interessiere. Was würde er denn einer Abiturientin raten? Auf diese Frage legt er jungen Menschen mit Abitur ein Studium beim Bund ans Herz. „Dann hat man später bessere Karrierechancen und außerdem werden auch alle Kosten rundum von der Bundeswehr getragen.“
Hat man noch nicht so richtig eine konkrete Vorstellung über seine Zukunft bei der Bundeswehr, bekommt man allerlei Informationsbroschüren in die Hand gedrückt – und einen Kugelschreiber mit der fetten Aufschrift bundeswehrkarriere.de. „Hier können Sie sich noch einmal ganz ausführlich alles durchlesen und sich dann bei uns melden. Machen Sie sich keinen Stress, Sie müssen sich nicht sofort entscheiden.“ Denn: Niemand solle sich hier bedrängt fühlen. Dennoch sei Ziel des Ganzen, mehr Menschen davon zu überzeugen, dass die Arbeit beim Bund richtig und wichtig ist – und neue Leute zu gewinnen.
„Kriegsverharmlosung“? Eröffnung des Bundeswehr-Ladens sorgt für Kritik
Die Eröffnung des Oberhausener Pop-Up-Stores durch die deutsche Armee wird in der Stadt kontrovers diskutiert; die Oberhausener Linksjugend wirft der Bundeswehr bereits auf Twitter eine „Verharmlosung des Krieges“ durch ihre Infokampagne vor. „Genauso, wie kein Mensch fürs Töten ausgebildet werden sollte, so sollte auch nicht dafür geworben werden.“
Erster Protest im Centro
Die neue Karriere-Lounge der Bundeswehr im Centro hat bereits erste Proteste ausgelöst. Am Samstag versammelten sich Gegner vor dem Shop, die Oberhausener Linksjugend twitterte darüber unter dem Hashtag #KeinWerbenfürsSterben.
Der Soldatenberuf sei kein Beruf wie jeder andere, heißt es in dem Beitrag bei Twitter weiter. „Es geht hier darum, im Kriegsfall Menschen zu töten oder selbst getötet zu werden. Zumal Soldaten nichts für die Kriege können, in denen sie sterben.“
Im Store selbst werden derweil Stoffbeutel im Tarnmuster mit dem Aufdruck „Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst. Mach, was wirklich zählt“ an Besucher verteilt. Von negativer Stimmung gegen die Bundeswehr ist hier weit und breit nichts zu spüren. Eine Centro-Besucherin Anfang Zwanzig, die gerade zwei Miniatur-Panzer im Schaufenster anschaut, meint dazu: „Ich denke, das sollte jeder für sich entscheiden. Für mich persönlich wäre das nichts, bei der Bundeswehr zu arbeiten. Aber interessant ist die Arbeit schon.“
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