Innenstadt. Die Passage an der Westseite des Bochumer Rathauses ist zu einem Ärgernis geworden. Jetzt gibt es eine Initiative, die Situation zu verbessern.

Es ist ein typischer Angstraum, ein höchst ekliger zumal: der schmale Durchgang zwischen dem Rathaus und dem ehemaligen Anzeiger-Haus (Willy-Brandt-Platz 8). Die Passage mit der uralten öffentlichen Toilettenanlage und Abfallcontainern hat sich in den letzten Jahren zudem zu einem Treffpunkt der Trinker-Szene entwickelt. Jetzt haben sich die Parteien SPD, Grüne und CDU in einem gemeinsamen Antrag dieser „Schmuddelecke“ angenommen. Das Ziel sei, laut Antrag, dort einen „einladenden Gesamteindruck“ zu schaffen.

Innenstadt Bochum: Planung ist ins Stocken geraten

Ins Stocken geraten ist nämlich mittlerweile die vor rund fünf Jahren vorgestellte Planung zur großzügigen Neugestaltung des Karrees rund um das Rathaus. Dieser Radikalumbau sollte der gesamten Innenstadt einen wichtigen Impuls geben. Unter anderem war der Abriss von BVZ, Musikschule, Gesundheitsamt und Anzeiger-Haus vorgesehen. Doch die Corona-Krise und der für manche überraschende Verkauf des Hasselkuss-Gebäudes (Gaststätte „Game“) an einen privaten Investor störten die Planung nachhaltig. Denn nach WAZ-Informationen hatte die Stadt dieses Objekt eigentlich erwerben wollen.

Wie jetzt aus dem Rathaus zu erfahren ist, verfolgt die Verwaltung derzeit diese große Lösung aus verschiedenen Gründen nicht mehr weiter. Deshalb gebe es durchaus Verständnis für die aktuelle Initiative der drei Parteien. Sobald ein entsprechender Entschluss vorliege, würden die zuständigen Ämter im Rathaus sich eingehend mit der Problematik befassen und eine Lösung erarbeiten.

Nicht unbedingt ein Aushängeschild der Innenstadt: die Passage zwischen Rathaus (links) und Anzeiger-Gebäude mit der alten Toilettenanlage. Jetzt gibt es eine überparteiliche Initiative, die Situation dort nachhaltig zu verbessern.
Nicht unbedingt ein Aushängeschild der Innenstadt: die Passage zwischen Rathaus (links) und Anzeiger-Gebäude mit der alten Toilettenanlage. Jetzt gibt es eine überparteiliche Initiative, die Situation dort nachhaltig zu verbessern. © Foto Funke Services | Klaus Pollkläsener

Es stinkt dort unangenehm nach Urin

Wer jetzt die Passage nutzt, der braucht (nicht nur wegen der Pandemie) eine FFP2-Maske, denn es stinkt nach Urin: „Ja, es stinkt unangenehm, das ist halt so“, sagt ein Passant knapp und hastet weiter. Damit wollen sich die drei Rats-Parteien aber nicht zufriedengeben. „Es geht uns nicht darum, die Szene dort zu verdrängen. Aber eine Neukonzeption des Durchgangs ist dringend nötig“, so Frank Taschner, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen im Rat. Thomas Becker, Fraktionsgeschäftsführer der CDU, unterstreicht das. „Es muss möglich sein, im Westen auf angenehme Weise um das Rathaus herum zu gehen.“ Gerade jetzt, wo der östliche Teil aufwendig neu gestaltet worden sei.

Die drei Antragssteller könnten sich etwa vorstellen, die jetzige marode Toilettenanlage abzureißen und das Ladenlokal in der Passage und das Anzeiger-Haus in eine neue Planung mit einzubeziehen. Das würde ausdrücklich auch Pfarrer Thomas Wessel von der angrenzenden Christuskirche begrüßen, der an Gespräche erinnert, die bereits im Rahmen des Isek-Prozesses gelaufen sind. Er spricht sich dafür aus, eine Planung nicht nur auf die Passage zum Gustav-Heinemann-Platz zu reduzieren, sondern den Blick auch auf den Platz-des-europäischen-Versprechens zu lenken.

Aus Transfer-Ort einen Aufenthaltsort machen

„Dort treffen sich im Schatten der Christuskirche in letzter Zeit Menschen aus der Drogen-Szene, die nicht unbedingt leicht ansprechbar sind“, so Wessel. Es müsse halt darum gehen, aus diesem gesamten Transfer-Ort einen Aufenthaltsort zu machen. Dazu könnte Gastronomie gehören oder etwa eine Veranstaltungshalle für 200 bis 250 Personen, denn genau das fehle in diesem Innenstadtbereich noch.