Bochum. Bochums Stadtverwaltung schlägt einen Radikalumbau rund ums Rathaus vor. Die Stadt kauft das Landesbehördenhaus neben dem Musikforum.

  • Sanieren oder abreißen? Das Bildungs- und Verwaltungszentrum (BVZ) steht auf dem Prüfstand
  • Die Verwaltung plädiert für einen Abriss; er sei am wirtschaftlichsten und ermögliche Akzente für die Stadtentwicklung
  • Lange erwartete Wirtschaftlichkeitsrechnung liegt jetzt vor

59 Seiten von Ernst & Young zur Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, 60 Seiten von Schmidt + Partner zum Wirtschaftlichkeitsvergleich, 76 Seiten von Pesch und Partner zum städtebaulichen Gesamtkonzept für den Verwaltungsstandort am Gustav-Heinemann-Platz und noch etliche hundert Seiten Gutachterpapier mehr.

In den Ratsfraktionen werden derzeit eine Menge Akten für die Debatte über die Neuordnung von Teilen der Verwaltung und die Stadtentwicklung entlang der Viktoriastraße gewälzt. Im Kern geht es um die Frage, ob rund um das Rathaus das marode Bildungsverwaltungszentrum (BVZ) und die in die Jahre gekommenen Gebäude von Musikschule und Gesundheitsamt am Westring saniert oder abgerissen werden sollen.

Radikalumbau bietet nach Ansicht des Stadtbaurates die meisten Vorteile

Wenn es nach Stadtbaurat Markus Bradtke und seinem Amt geht, ist die Sache klar: Abriss und Neugestaltung des Areals rund um das Rathaus und Verkauf von 12 800 Quadratmeter Grund und Boden für eine Wohnbebauung am Appolonia-Pfaus-Park. Diese Variante, sozusagen der Radikalumbau, sei nicht nur die wirtschaftlichste, wobei im Vergleich alle vier Varianten ähnliche Kosten verursachen (Grafik).

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© FUNKE Grafik / Helge Hoffmann

Sie sorge auch für den größten Impuls in Sachen Stadtentwicklung, setze höhere energetische Standards um und trage maßgeblich zur Zufriedenheit der städtischen Mitarbeiter bei, die über zum Teil unzumutbare Arbeitsbedingungen im BVZ klagen.

Kaufen statt mieten

Die vor der Sommerpause aus Teilen der Politik geäußerte Sorge, die durch einen BVZ-Abriss entstehende Notwendigkeit, großräumig Büroflächen an oder unweit der Viktoriastraße anzumieten sei auf die Dauer zu teuer, sei durch die Wirtschaftlichkeitsrechnung widerlegt, so Bradtke.

Zu Grunde gelegt hätten die Gutachter dabei marktübliche Preise für die Innenstadt zwischen 6 Euro für bestehende, unsanierte Gebäude und maximal 15 Euro für neue Immobilien. Einbezogen in den Verwaltungsvorschlag sei zudem die Überlegung, Immobilien zu kaufen statt zu mieten. Denn nur das würde die Möglichkeit eröffnen, Fördergelder zu erhalten.

Stadt übernimmt das Behördenhaus am Marienplatz

An anderer Stelle herrscht schon mehr Klarheit. Die Stadt wird vom Land das Behördenhaus am Marienplatz übernehmen, in dem jetzt noch das Arbeitsgericht untergebracht ist. Der Preis wird noch über den Gutachterausschuss ermittelt, nach Schätzungen wird es ein siebenstelliger Betrag werden.

Untergebracht werden soll dort in unmittelbarer Nähe zum Musikforum mittelfristig die Musikschule. Vorübergehend wird das Gebäude indes noch als Ausweichimmobilie benötigt, wenn der anstehende Umbau des Rathaus-Ostflügels in Angriff genommen wird.

Platzbedarf wird geringer

Alle Berechnungen gehen von einem künftigen Platzbedarf in Höhe von 31 400 Quadratmetern Bürofläche aus (bislang sind es in den in Rede stehenden Gebäuden 37 700 Quadratmeter); in der Variante B (BVZ-Abriss) mit einem Verhältnis von 42 Prozent städtischem Eigentum und 58 Prozent Fremdflächen, sollte es nicht zum Kauf von einer oder mehreren Immobilien kommen.

Sollte sich die Politik dafür entschließen, dem Verwaltungsvorschlag zu folgen, hängt seine Umsetzung vor allem davon ab, wie schnell neue oder vorübergehende Fläche zur Verfügung stehen. Beim Telekomblock und dem künftigen Viktoria-Karree am Husemannplatz dürften dafür noch mindestens zwei Jahre ins Land gehen.

Gute Marktsituation

Die Verwaltung hat in Sachen Zeitplan bereits eine Empfehlung abgegeben: „Eine kurzfristige Umsetzung der Rückbaumaßnahmen, die Anmietung von Flächen sowie die Vermarktung von Grundstücksflächen zur Projektentwicklung durch Dritte wird angesichts der außergewöhnlich guten Marktsituation empfohlen“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.