Bochum. Die E-Mobilität stellt den ÖPNV vor neue Herausforderungen. Die Bogestra schafft weitere E-Fahrzeuge an und will einen neuen Betriebshof bauen.

Die Bogestra plant den Bau eines weiteren Betriebshofs. „Das sind Überlegungen im Zusammenhang mit der E-Mobilität“, erklärt Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns.

Standort für neuen Bogestra-Betriebshof steht noch nicht fest

Auf etwa 60 Millionen Euro veranschlagt das Nahverkehrsunternehmen derzeit die Kosten für den Bau einer weiteren Betriebsstätte. Ein Standort für diesen Betrieb gebe es noch nicht. Der Bau soll indes bereits 2025 erfolgen. Mit der Anschaffung von E-Fahrzeugen sind besondere Anforderungen an die Infrastruktur verbunden. Dazu gehören Ladetechnik und Ladekapazitäten, aber auch spezielle Werkstatteinrichtungen.

Die Überlegungen zu dem Bauprojekt gehen nicht zuletzt zurück auf das im Vorjahr verabschiedete Gesetz über die Beschaffung sauberer Fahrzeuge. Demnach werden bei der öffentlichen Auftragsvergabe erstmals verbindliche Mindestziele für emissionsarme und -freie Pkw sowie Busse im ÖPNV vorgegeben. Diese Ziele liegen bis Ende 2025 bei 45 Prozent und danach bis Ende 2030 bei 65 Prozent.

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Investitionen von 204 Millionen Euro bis 2026

Die Busflotte der Bogestra wird sich daher in den nächsten Jahren verändern – und mit ihr die dafür notwendige Infrastruktur. In diesem Jahr sollen acht Busse und 14 Gelenkbusse angeschafft werden. Insgesamt sind bis 2026 Investitionen in Höhe von 204 Millionen Euro für den Ausbau von Fahrzeugflotte und Infrastruktur vorgesehen. Das geht aus dem Wirtschaftsplan 2022 hervor.

Begonnen hat das Unternehmen den Betrieb von E-Bussen 2020 auf zwei Linien: in Bochum auf der 32,6 Kilometer langen Linie 354 und in Gelsenkirchen auf der 23,5 Kilometer langen Linie 380. Mittlerweile wird die Praxistauglichkeit auf weiteren Strecken getestet.

Die Bogestra unterhält neben der Hauptverwaltung an der Universitätsstraße in Bochum drei Betriebshöfe in Bochum (Essener Straße, Hofsteder Straße, Hattinger Straße), zwei in Gelsenkirchen und einen in Witten.

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In diesem Jahr beträgt das Defizit voraussichtlich 68,3 Millionen Euro

Mit einem Defizit von 68,3 Millionen Euro plant die Bogestra in diesem Jahr. So steht es im aktuellen Wirtschaftsplan. Die Stadt Bochum als größter Anteilseigner an der Bochum-Gelsenkirchener-Straßenbahnen (Bogestra) AG müsste etwa 39 Millionen Euro tragen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr betrug das Defizit 79 Millionen Euro, 2020 waren es 77 Millionen Euro.

Bund und Land fördern Kauf von E-Bussen

Seit Oktober 2020 gehören 20 E-Busse zur Bogesta-Flotte. Sie sind rein elektrisch unterwegs und können über einen Stromabnehmer (Pantografen) auf dem Fahrzeugdach geladen werden. Die Kosten für die reine Beschaffung der Busse liegen bei etwas mehr als neun Millionen Euro netto.

Beschafft werden konnten die Fahrzeuge dank der Förderung durch den Bund und das Land NRW. Gefördert werden 80 Prozent der Mehrkosten eines Elektrobusses gegenüber einem Fahrzeug mit konventionellem Antrieb (60 Prozent durch das Land und 20 Prozent durch den Bund) sowie 90 Prozent der Ladeinfrastrukturkosten (Landesförderung).

Auf mehr als 100 Millionen Euro könnte der Verlust ansteigen, sollte die Corona-Pandemie das Verkehrsgeschäft auch in diesem Jahr wieder erheblich belasten und sollten Zahlungen aus dem ÖPNV-Hilfspaket ausbleiben. Freilich hofft die Unternehmen auf eine erneute „Kompensation von Einnahmeausfällen“. Sie kalkuliert dabei mit etwa 33 Millionen Euro.

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Energiekosten bleiben voraussichtlich konstant

Der öffentliche Nahverkehr wird zu etwa 50 Prozent aus Einnahmen aus dem Ticketverkauf finanziert. Die restliche Summe müssen die Städte Bochum und Gelsenkirchen sowie einige Anrainerstädte tragen, die die Bogestra ebenfalls mit ihren Fahrzeugen bedient.

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Zumindest noch im laufenden Jahr werden die stark ansteigenden Energiekosten das Ergebnis der Bogestra vermutlich nicht belasten. Wie schon 2021 werden für Dieselkraftstoff, Fahrstrom und sonstige Energien voraussichtlich 15 Millionen Euro aufwendet. Nach Angaben des Unternehmens kann dabei durch den „verstärkten Einsatz von energieeffizienten Dieselfahrzeugen sowie von Elektrofahrzeugen im Linienbetrieb der preisbedingt höhere Dieselaufwand teilweise kompensiert werden“. Beim Strom sorgt die Preisbindung bis Ende 2022 für stabile Preise.