Bochum-Langendreer. Bochum ist um eine Attraktion ärmer: Ein altes Fachwerkhaus, früher ein beliebtes Tanzlokal, ist abgerissen. Hier entsteht neuer Wohnraum.

In Bochum-Langendreer geht eine Ära zu Ende: Das alte Fachwerkhaus an der Alten Bahnhofstraße 51, in dem bis vor zehn Jahren die Dorfschänke Oelken war, gibt es nicht mehr. Ein Abbruchunternehmen hat es zum Wochenende hin abgerissen. Ein paar Restarbeiten noch, dann ist das Baufeld frei für neuen Wohnraum, der hier geplant ist.

Bochum: Traditionslokal muss für neuen Wohnraum weichen

„Was habe ich dort getanzt und 1971 meine Frau kennengelernt“, schreibt ein früherer „Oelken-Gänger“ bei Facebook. „Tolle Feten gab es dort“, schreibt ein anderer. Und: „So ein schönes Gebäude – schade drum“. Der Abriss des Fachwerkhauses ist in Langendreer in aller Munde.

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Über viele Jahrzehnte ging es bei Oelke hoch her, vor allem hinten im Saal, wo DJ’s regelmäßig zum Tanz auflegten. Einer von ihnen war Gerd Dominik. Neun Monate hat er bei Edeltraud und Herbert Makein, den damaligen Besitzern, in den Siebzigern Musik gemacht. „Viel Boney M. und deutscher Schlager“, erinnert er sich. „War eine schöne Zeit, ich war gerne bei Oelken“, sagt Dominik, der noch genau weiß, was er sich von seinen Gagen gekauft hat: „Einen Opel Manta.“

Die Dorfschänke Oelken an der Alten Bahnhofstraße 51 in Bochum-Langendreer in den 80er Jahren. Seit wenigen Tagen steht das Haus nicht mehr.     
Die Dorfschänke Oelken an der Alten Bahnhofstraße 51 in Bochum-Langendreer in den 80er Jahren. Seit wenigen Tagen steht das Haus nicht mehr.      © Eberhard Franken

In Erinnerung sei aber vor allem DJ Walter „Charly“ Hohner geblieben, gibt Dominik zu. „Der wurde dort gefeiert, hatte bei Oelken alles im Griff.“ Legendär seien seine Verkleidungen gewesen. „Der kam auch im kurzen Rock und als Tina Turner.“

Bochum: nach dem Aus für die Dorfschänke Oelken kam der Familienstreit

Vergangenheit. Seit April 2011 gibt es die Dorfschänke Oelken gibt es nicht mehr. Nach einem langen Familienstreit gingen Haus und Grundstück an Ellen Tiranno über, die die vergangenen acht Jahre auch im Haus lebte. „Mit meinem Mann Luigi habe ich das Haus immer wieder repariert, doch zuletzt hatten wir die finanziellen Möglichkeiten nicht mehr und haben uns zum Verkauf entschieden, sagt Ellen Tiranno (geb. Makein), die an der Alten Bahnhofstraße 51 auch zur Welt kam. „Von daher tut mir der Abriss sehr weh.“

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Vier Generationen ihrer Familie hätten die Dorfschänke geführt, sagt Ellen Tiranno. „Ich wäre die fünfte gewesen.“ Im Internet wird die Dorfschänke Oelken noch immer als Restaurant aufgeführt, 1778 erbaut und 1864 als gastronomischer Familienbetrieb eröffnet.

Bochum: Balken für Fachwerkhaus wurden per Pferdefuhrwerk aus Essen geliefert

Aus Erzählungen des 1975 verstorbenen Vorbesitzers Walter Oelken wussten die Makeins, dass die Balken für das Haus per Pferdefuhrwerk für 50 Goldtaler aus Essen angeliefert worden waren, wo das Haus vorher gestanden hatte. Gleich nachdem das Haus in Langendreer neu aufgebaut war, wurde dort der Schankbetrieb aufgenommen und getanzt. Der Tanzsaal selbst wurde erst im 19. Jahrhundert angebaut. Walter Oelken hatte die Steine dafür mit einer Ziehkarre vom Wittener Sonnenschein geholt.

Baustart im Sommer 2022

Am 15. Oktober hat die Forma Seggewiß Erdbewegungen aus Stadtlohn mit dem Abriss von Haus Oelken begonnen. „Im Laufe dieser Woche werden wir wohl fertig sein“, sagt Bauleiter Markus Gewers, der während der Arbeiten oft angesprochen wird. „Fast alle wollen wissen, ob hier Häuser zum Kauf entstehen.“

Wohl im Sommer2022 soll Baustart für die beiden Mehrfamilienhäuser sein. Die Fertigstellung dürfte 2024 erfolgen. Gemäß den Vorgaben der Stadt Bochum werde es entsprechende Fahrrad-Stellplätze geben, versichert Christoph Kiesendahl von der Bollmann-Gruppe. Auch Ladestationen für Elektromobilität werde es geben. Die Dächer würden begrünt und zur Regenrückhaltung genutzt.

Nun ist von Fachwerkhaus und Tanzsaal nichts mehr zu sehen. Sie machen Platz für zwei Mehrfamilienhäuser, die die Bollmann-Gruppe aus Bochum zwischen Alte Bahnhofstraße und Dammstraße errichtet. Baurecht liegt laut Neubau-Projektleiter Christoph Kiesendahl vor, ein Bauantrag soll noch in diesem Monat gestellt werden.

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27 Wohnungen – zweieinhalb bis viereinhalb Zimmer – sind geplant, der Großteil zwischen 60 und 80 Quadratmeter groß, einige auch über 100. Die Gebäude sollen drei Geschosse und ein Staffelgeschoss haben. Unter dem Grundstück entsteht für beide Häuser eine Tiefgarage mit 27 Stellplätzen.

In den Verkauf gehen die Wohnungen nicht. „Es wird vermietet“, teilt Christoph Kiesendahl mit. „Entweder von uns selbst oder von einem anderen Unternehmen, an das wir dann verkaufen würden. Das steht noch nicht fest.“