Bochum-Langendreer. In einer Gaststätte in Bochum ist der Wirt gestorben. Doch seine Frau gibt nicht auf, macht weiter. Dabei bekommt sie viel Unterstützung.
Wie ein Lauffeuer hat sich die Nachricht verbreitet: Uli Bieler, der Wirt vom Wirtshaus Hiby in Bochum-Langendreer, ist am 6. Oktober mit 72 Jahren verstorben. Schon kamen Gerüchte auf, die dem Traditionslokal von der Baroper Straße das Aus prophezeiten. Doch nichts da: „Ich mache weiter“, stellt Wirtin Karin Bieler klar und lässt ihren Worten Taten folgen. Denn der Betrieb der Gaststätte geht ganz normal weiter.
Bochum: Wirtin trauert um ihren Mann – doch die Gaststätte führt sie weiter
Die Beisetzung von Uli Bieler fand am Montag, 18. Oktober, statt, dem Ruhetag des Wirtshauses. Am Dienstag dann geht es weiter wie bisher. „Gleich kommt mein Knobelclub“, sagt Karin Bieler. Dann wird in geselliger Runde gewürfelt. Wie jeden Dienstagnachmittag. „Ich brauche das“, sagt die 72-Jährige. „Ich muss abschalten. Ich kann ja nicht nur in der Wohnung hocken und weinen. Davon kommt mein Mann auch nicht zurück.“
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33 Jahre waren sie und ihr Uli verheiratet. Auf Schalke haben sie sich kennen- und liebengelernt. 1995 sind die beiden dann von Gelsenkirchen nach Bochum-Langendreer gezogen. 15 Jahren haben sie den „Rehwinkel“ an der Alten Weststraße geführt, die vergangenen elf Jahre dann gemeinsam das Wirtshaus Hiby. Hier schmeißt Karin Bieler den Laden nun allein.
Wie schon in den vergangenen Monaten, als es ihrem Uli immer schlechter ging. Woran er gestorben ist? „Wir wissen es nicht“, sagt Karin Bieler. „Die Ärzte haben nichts gefunden. Uli hat einfach irgendwann aufgehört zu essen – und das als Koch. Er ist am Ende verhungert, hat nur noch 34 Kilo gewogen. Grausam.“
Wirtshaus in Bochum: Jetzt brät die Wirtin die Steaks
Ja, Karin Bieler trauert. Immer wieder fließen ihr Tränen die Wangen herunter, wenn sie über ihren Uli erzählt. Auf einem Tisch steht eine brennende Kerze, umgeben von Bildern. Erinnerungen an schöne Zeiten: Uli und Karin, Uli mit seinem Idol Michael Schumacher, Uli als passionierter Koch.
Doch Karin Bieler blickt auch nach vorn, gibt sich kämpferisch und pragmatisch. Jetzt steht halt sie in der Küche. Die Steaks, für die ihr Mann weit über Langendreer hinaus bekannt war, mache sie ohnehin besser, sagt sie selbstbewusst mit einem Augenzwinkern. Vorne am Tresen hält Angestellte Monika Keimling die Stellung.
Lange Tradition
Das Wirtshaus Hiby hat eine lange Tradition. „Haus und Gaststätte gibt es bestimmt fast schon 200 Jahre“, sagt Karin Bieler. Aus Sicht der Wirtin soll das auch noch viele Jahre so bleiben.
Kulinarische Markenzeichen des Wirtshauses sind die Steaks (Steak-Tag am Mittwoch, ab November gibt’s Muscheln) und das monatliche Sonntags-Frühstück. Das nächste steht am 7. November, 9.30 bis 12 Uhr, an. Vorbestellung unter 0234/ 28 77 31.
Die 60-Jährige, seit fast zehn Jahren im Wirtshaus Hiby, ist Karin Bieler in dieser schwierigen Zeit eine wichtige Stütze. „Wir sind fast schon befreundet“, sagt sie und nimmt ihre Chefin in den Arm. „Die ist Wirtin durch und durch. Da hört man nicht einfach auf.“
Gemeinsam haben sie am Tag der Beerdigung früh morgens schon 100 Brötchen geschmiert, alles für die anschließende Gesellschaft im Wirtshaus vorbereitet und den Tag zusammen überstanden. „Ab jetzt geht es bergauf“, sagt Karin Bieler.
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Zuspruch erfährt sie viel. Von den Stammgästen, die auch mal mitanpacken, wenn ein schwerer Sonnenschirm verstaut werden muss. Und von der Familie, den zwei Söhnen mit (erwachsenen) Enkeln und Urenkeln. „Doch die gehen einem dann fast auch schon wieder auf den Geist“, sagt Karin Bieler in ihrer rauen, aber herzlichen Art. Sie will nicht betüddelt werden, sondern weiter arbeiten. Dort, wo sie sich am wohlsten fühlt – in ihrem Wirtshaus.