Bochum-Langendreer. Wer gutbürgerliche Küche mag, hat beim Ausgehen bald eine Alternative weniger. Denn in Bochum schließt die nächste Traditions-Gaststätte.
Ein paar Wochen noch, dann ist Schluss. Dann geht am Birkhuhnweg 15 in Bochum-Langendreer eine Ära zu Ende: Mit dem zweiten Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, gehen in dem Restaurant „Zur alten Zeit“ die Lichter aus. Für immer. Das Aus für die Traditions-Gaststätte hat natürlich mit der Corona-Pandemie zu tun. Aber nicht nur.
Bochum: Aus für Traditions-Lokal in Langendreer – nicht nur wegen Corona
„Dieser Schritt tut uns schon weh“, sagt Wirt Detlef Eckardt, der das Lokal in Kaltehardt zusammen mit Ehefrau Cornelia unter Mithilfe der Söhne Mark (25) und Marcel (23) seit 2004 führt. Aber es gehe nicht anders. Corona habe mit zu diesem Entschluss geführt, vor allem aber gesundheitliche Gründe.
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„Mein Mann hat Arm, ich Bein“, sagt Cornelia Eckardt scherzhaft. Dabei findet die 55-Jährige eigentlich gar nicht lustig, dass sie seit vier Jahren unter einer offenen Wunde am Fuß leidet. Und ihr Mann hatte einen schweren Arbeitsunfall. Der Maler und Lackierer ist eine Treppe heruntergefallen, hat nun drei Prothesen im rechten Unterarm und kann kaum noch etwas heben.
Traditions-Gaststätte schließt: Familienbetrieb brummte – dann kam Corona
Als dann auch noch Corona der Gastronomie das Leben mit den Auflagen und Lockdowns schwer machte, war die Entscheidung gefällt: Der Familienbetrieb wird geschlossen. Dabei lief es vor Corona wirklich prima, sagen die Eckardts. Mama Cornelia führte den Betrieb, ihre drei Männer stießen nach der Arbeit hinzu, Detlefs Schwester ging der Köchin zu Hand.
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Das Restaurant brummte. Viele Vereine und Privatleute nutzten die Räume für Feiern und Versammlungen, die gutbürgerliche Küche war bei den Gästen sehr beliebt. Der „lustige Bosniak“ ging gut, Schnitzel sowieso, auch der Grillteller. „Und wir haben uns immer gern mit unseren Gästen unterhalten“, sagt Detlef Eckardt. „Auch das wird uns sehr fehlen.“
Gastronomie-Ära in Langendreer endet: Eigentümer wollen nicht verpachten
Der 59-Jährige ist mit Gastronomie groß geworden. Damals, als noch das Fachwerkhaus an der Wittener Straße stand, habe er schon im Kinderwagen im Wirtshaus gelegen. „Im Januar 1970 musste das Haus für die Autobahn weichen“, erinnert sich Eckardt. „Zeitgleich hat meine Familie hier am Birkhuhnweg neu eröffnet.“ Martha, seine Tante, und Norbert Kowalczik haben das Lokal damals geführt.
Weihnachten fast schon ausgebucht
Durch Corona haben sich die Öffnungszeiten des Restaurants „Zur alten Zeit“ leicht geändert: Geschlossen ist nun montags und dienstags. Die übrigen Tage ist ab 16 Uhr geöffnet. Essen gibt es von 17 bis 21.30 Uhr, Sonn- und feiertags schon ab 12 Uhr.
Für die Weihnachtstage sei man fast schon ausgebucht, sagen die Eckardts. Ein paar wenige Tische seien noch frei. Reservierungen unter Tel. 0234/ 976 17 56.
Die „Martha von Kaltehardt“ – so wurde sie von vielen Stammgästen genannt – starb 1988. „Anschließend hatten wir unser Restaurant mehrfach verpachtet“, erzählt Detlef Eckardt. Nach einigem Ärger habe man sich Anfang 2004 entschieden, selbst wieder hinter dem Tresen und in der Küche zu stehen. Bis heute.
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Weihnachten ist dann Schluss. Einen Nachfolger wird es nicht geben. „Wollen wir nicht mehr“, sagt Detlef Eckardt und spielt auf die schlechten Erfahrungen mit Pächtern an. „Wir bauen die Räume jetzt zu zwei barrierearmen Wohnungen um.“
Wirtsleute bleiben Langendreer erhalten
Viele Gäste hätten traurig und schockiert auf die Nachricht reagiert, sagen die Eckarts. Das Restaurant „zur alten Zeit“ war ja auch eine Institution. „180 Jahre in Familienhand“, sagt Detlef Eckardt stolz. Das wird zumindest das Haus auch weiter bleiben. Alle wohnen hier, seine Schwester mit Familie direkt nebenan. Die Eckardt werden Kaltehardt also erhalten bleiben. Dann gibt es zwar keine Schnitzel mehr, aber sich auch weiterhin nette Gespräche.