Stiepel/Hattingen. Der Schaden am Haus Kemnade ist jetzt zu beziffern. Er liegt bei 1,45 Millionen Euro. Doch das ist nicht das einzige Problem nach dem Hochwasser.

Von außen betrachtet liegt die Wasserburg Haus Kemnade malerisch wie eh und je im Ruhrtal. Die Mauern aus hellem Ruhrsandstein wirken robust und für die Ewigkeit gebaut. Doch in der Nacht vom 14. bis 15. Juli 2021 zeigte sich die Ruhr von einer ganz unangenehmen Seite. Das Jahrhunderthochwasser drang in das denkmalgeschützte Gebäude ein, mit Folgen. Nachdem bereits 300.000 Euro als Soforthilfe freigegeben wurden, dokumentieren die jetzt vorliegenden Gutachten das ganze Ausmaß der Schäden. Insgesamt muss mit einem Schaden von 1,45 Millionen Euro gerechnet werden.

Vor drei Monaten hieß es: Land unter

Genau drei Monate sind seit dem Hochwasser vergangen. Die Stadt Bochum als Eigentümer der weitläufigen Anlage auf Hattinger Grund hat schnell gehandelt. Ulrich Taruttis von den Technischen Diensten: „Sobald es wieder möglich war, haben hier alle angefasst. Rund 24 Stunden stand das Wasser hier.“ Beim Gang durch die damals überfluteten Teile des Gebäudes ist an den Wänden noch deutlich zu sehen, wie hoch die schlammige Ruhr drinnen waberte.

Der Putz wurde in weiten Teilen von den Wänden geschlagen. Unten in den vom Restaurant genutzten Kellerräumen sind die Schäden am heftigsten. Das Wasser drückte an vielen Stellen den kompletten Bodenbelag nach oben. „Das musste alles raus“, so Burgwart Karl-Heinz Moser. Die Kabel hängen lose und wirr von der Decke. Küchenmobiliar und andere Geräte sind längst entsorgt, waren nur noch Schrott wert.

Im Kellergeschoss ist an der Tür deutlich die Höhe des Hochwassers zu sehen. Das Wasser hat das Öl aus dem Holz geschwemmt.
Im Kellergeschoss ist an der Tür deutlich die Höhe des Hochwassers zu sehen. Das Wasser hat das Öl aus dem Holz geschwemmt. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Jetzt pusten zig Entfeuchtungsgeräte, um die Wände und die Böden zu trocken, denn erst dann können die Handwerksfirmen mit der Arbeit beginnen. Die Ausschreibungen sind draußen und die Gutachten weisen den Weg. Ganz genau ist geklärt, was erhalten werden kann und wo eine Erneuerung ansteht. „Der Denkmalschutz ist hier ein ganz wichtiger Aspekt“, so der Leiter des städtischen Kulturbüros Bernhard Szafranek, der sich ebenfalls zum Ortstermin dazugesellt hat.

Schäden sollen bis zum Frühjahr behoben sein

Die Verantwortlichen sind guter Hoffnung, dass im Laufe des 1. Quartals 2022 die Schäden behoben werden können. Vor allem der Pächter der Gastronomie, Heinz Bruns, wartet sehnlichst darauf, er ist doppelt betroffen. Zum einen betreibt das Restaurant zum anderen wohnt er in einem Nebengebäude, das ebenfalls von dem Hochwasser arg in Mitleidenschaft gezogen worden ist.

Die Stadt möchte sich einen Großteil der Schäden von einem nach dem Hochwasser aufgestellten Wiederaufbaufonds erstatten lassen. Sie beabsichtigt für die komplette Schadenssumme Fördermittel in Anspruch zu nehmen.

Etwas gegen künftiges Hochwasser unternehmen

Doch das Risiko einer erneuten Überflutung bleibe aufgrund der exponierten Lage der Wasserburg bestehen. Ulrich Taruttis sagt: „Wir werden jetzt rasch Gespräche zur Abstimmung über mögliche Hochwasserschutzmaßnahmen mit dem Ruhrverband, der Bezirksregierung und der Stadt Hattingen aufnehmen. Wie hoch denn die Chance sei, ein solches Ereignis künftig zu verhindern, will der Reporter wissen. Schulterzucken und ein nicht ganz ernst gemeinter Zuruf eines Teilnehmenden der Besichtigungsgruppe: „Um ganz sicher zu gehen, muss man schon die Ruhr verlegen.“