Bochum. Haus Kemnade wurde vom Ruhr-Hochwasser geflutet, die Ausstellungen sind geschlossen. Besonders hart getroffen hat es das Restaurant Burgstuben.
Das Haus Kemnade ist vom Ruhrhochwasser voll erwischt worden. Sämtlicher Betrieb ruht in der historischen Wasserburg, die neben der Instrumentensammlung der Stadt auch das Spardosen-Museum der Sparkasse und das Traditions-Restaurant Burgstuben Haus Kemnade beheimatet.
Restaurant Burgstuben Haus Kemnade ohne Strom
Zumal der Gastronom Heinz Bruns und seine Familie haben harte Tage hinter sich. Nicht nur das Restaurant wurde vom Wasser geflutet, auch die Keller des Wohnhauses und die Partyscheune soffen ab. „Wir hatten keinen Strom, nur die Notaggregate für die Pumpen liefen. Nichts ging mehr. Hier herrschte Chaos“, sagt Bruns. Aber er wolle überhaupt nicht klagen: „Wenn ich die Bilder aus dem Erfttal oder dem Allgäu sehe, dann sind wir hier glimpflich weggekommen.“
Schaden vom Lebensmittel-Lager bis zum Geschirrvorrat
Menschen kamen nicht zu Schaden, Zerstörungen müssen nun aber allemal beseitigt werden. Nachdem Feuerwehr und THW die Gräfte abgepumpt hatten und das Wasser nach und nach abgelaufen war, wurde der Schaden sichtbar: die Lebensmittel-Lager, die Kühlhäuser, der Geschirrvorrat - alle überflutet und nicht mehr verwendbar. Die Küche, alle technischen Geräte sind hinüber, vom Restaurant-Mobiliar ist auch nicht mehr viel zu gebrauchen.
20.000 Flaschen Wein haben Bruns und seine Helfer aus dem Burgkeller geborgen. Der Gesamtschaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf mehrerer 100.000 Euro.
Wann das Restaurant wieder öffnet? Völlig ungewiss. Heinz Bruns legt das Hauptaugenmerk erst einmal auf die Wiederherstellung der Partyscheune, damit er den zahlreichen Buchungen für Geburtstage und Hochzeiten gerecht werden kann. Die Scheune inklusive Küchenbetrieb könnte Anfang August wieder öffnen, hofft der Gastronom.
Bauernhofmuseum wurde nicht von den Fluten erwischt
Wasserschäden erlitten haben auch die Erdgeschoss- und Kellerräume des Haupthauses der Burg. Hier, im so genannten Steinsaal, hat die Flut drei Klaviere und eine traditionelle thailändische Großtrommel zerstört; das Kulturbüro als Hüter der Sammlung ist nun dabei, die Schäden zu katalogisieren und abzuarbeiten. Es wurden Lüfter aufgestellt, um den Erdgeschoss-Saal zu trocknen. Die Obergeschosse mit den meisten Exponaten der Instrumentensammlung sowie die Räume des Kunstvereins sind nicht betroffen. Auch das hinter der Burg befindliche Bauernhofmuseum ist trocken durch die Flut gekommen.
Anders die „Schatzkammer“, die geldgeschichtliche Sammlung der Sparkasse. „Alle Ausstellungsstücke, die Vitrinen und die Schubladenschränke standen unter Wasser“, berichtet Sparkassen-Mitarbeiterin Margit Salzmann, die für die „Schatzkammer“ verantwortlich ist.
Spardosen-Ausstellung auf unabsehbare Zeit geschlossen
Am Wochenende waren die Porzellan-, Metall- und Holzspardosen, aber auch die in der Sammlung ausgestellten ungewöhnlichen Zahlungsmittel wie Tee-Ziegel, Steinketten oder Muschelgeld gesichert worden. Was nicht beschädigt ist, wurden eingelagert, anderes muss aufwendig restauriert werden.
Etwa die historischen Scheine des Inflationsgeldes aus den 1920er Jahren. „Sie wurden in Frischhaltefolie verpackt und in der Gefriertruhe vereist, damit sie wieder glatt werden“, berichtet Margit Salzmann. Den Trick hatten ihr die Konservatoren des Bochumer Stadtarchivs verraten.