Bochum. Auch die Bochumer Burg Kemnade hat es erwischt: Der Starkregen überflutete weite Bereiche.

Die Feuerwehr pumpt und pumpt und pumpt. Der Graben vor dem Bochumer Haus Kemnade war so vollgelaufen, dass nicht einmal die Oberkante der Brückenmauer mehr zu sehen war, wie ein Helfer am Freitagmorgen der WAZ sagte.

Mittlerweile schaut die Brückenmauer wieder einen Meter aus der brauen Brühe heraus, aber von Beruhigung der Lage kann keine Rede sein. Die Kemnader Straße, die an dem Wasserschloss entlang führt, ist zwischen der Kreuzung Wittener Straße in Hattingen und der Gibraltarstraße auf Bochumer Seite weiterhin für den Verkehr voll gesperrt; auch sie war in voller Breite überflutet gewesen.

Vollgelaufen: Das Wasser im Graben von Haus Kemnade war zeitweise so hoch, dass die Brückenmauer (im Hintergrund) nicht mehr zu sehen war. Am Freitag ragte sie etwa einen Meter wieder aus dem Wasser.
Vollgelaufen: Das Wasser im Graben von Haus Kemnade war zeitweise so hoch, dass die Brückenmauer (im Hintergrund) nicht mehr zu sehen war. Am Freitag ragte sie etwa einen Meter wieder aus dem Wasser. © Bernd Kiesewetter

Die Freiwillige Feuerwehr Hattingen und das THW Hattingen sind am Freitag mit mehreren Fahrzeugen – darunter ein Kranwagen – im Einsatz. Über dicke Schläuche pumpen die ehrenamtlichen Helfer den Burggraben ab. Die Wasserfontäne, die auf der gegenüberliegende Seite der Straße aus den Schläuchen in die Botanik schießt, ist bis zu 15 Meter hoch. Man kennt das Bild sonst nur aus Dürrezeiten, wenn die Felder bewässert werden müssen. Nun ist die Lage genau andersherum.

Kemnader Straße an der Ruhr wohl noch einige Tage gesperrt

Der Hof von Haus Kemnade am Freitag – fast alles überflutet, mindestens knöcheltief.
Der Hof von Haus Kemnade am Freitag – fast alles überflutet, mindestens knöcheltief. © Bernd Kiesewetter | Bernd Kiesewetter

Die Sperrung werde wohl noch bis übers Wochenende hinaus dauern, sagt ein Feuerwehrmann, während er viele Dinge gleichzeitig am Telefon organisiert. Mitten in den Feuerwehreinsatz mischen sich auch die Arbeiten von Helfern des Restaurants in der Burg, deren Innenhof am Freitag weiterhin fast komplett unter Wasser steht – mindestens knöcheltief. Jemand schiebt einen Rollwagen mit vom Hochwasser verschmutzter Tischwäsche aus dem Restaurant in ein Fahrzeug: Sie muss gereinigt werden.

Bis zu 250 Kräfte gleichzeitig im Einsatz

Im Einsatz waren neben den Kräften der Berufsfeuerwehr und dem Führungsstab alle Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Bochum, die Bochumer Hilfsorganisationen, das THW und Feuerwehreinheiten aus dem Kreis Recklinghausen:

Diese arbeiteten eigenständig Einsatzstellen im Bochumer Stadtgebiet ab.

Zu Spitzenzeiten waren 250 Kräfte gleichzeitig im Einsatz.

Der Gästeraum des Lokals soll ebenfalls vollgelaufen sein. Die Höhe der Schäden an der Burg, die sich im Eigentum der Stadt Bochum befindet, aber auf Hattinger Grund steht, ist bisher nicht abschätzbar, sagt ein Stadtsprecher.

Das Haus Kemnade (Mitte) wurde nur wirklich zur „Wasser-Burg“. Selten stand das Ruhrhochwasser so hoch.
Das Haus Kemnade (Mitte) wurde nur wirklich zur „Wasser-Burg“. Selten stand das Ruhrhochwasser so hoch. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Auf der Kemnader Brücke machen viele Menschen Fotos von dem Hochwasser

Die Kemnader Brücke ist für Autos ebenfalls gesperrt, Fußgänger aber nutzen sie weiterhin. Sie wollen das Naturschauspiel des Hochwassers bestaunen, das trotz seiner Zerstörungskraft immer auch eine große Ästhetik ausstrahlt. Die meisten zücken ihre Handykamera, einer hat sogar ein Stativ mitgebracht. Der Bochumer Hobbyfotograf Jan Kollmeyer macht neben normalen Fotos ganz besondere Aufnahmen von der Wasserlandschaft, solche mit Langzeitbelichtung. Dank dieser speziellen Technik und Einstellung wirkt die Wasseroberfläche am Ende wie gefroren. „Das gibt dem Bild einen gewissen Touch“, sagt er.

Hobbyfotograf Jan Kollmeyer auf der Kemnader Brücke in Bochum: Er machte Bilder vom Hochwasser. Im Hintergrund Burg Blankenstein.
Hobbyfotograf Jan Kollmeyer auf der Kemnader Brücke in Bochum: Er machte Bilder vom Hochwasser. Im Hintergrund Burg Blankenstein. © Bernd Kiesewetter

Die Bochumer Feuerwehr hatte im Raum Dahlhausen die meisten Einsätze. Aber auch im restlichen Stadtgebiet gab es große Aufgaben: „In der Schornau“ in Langendreer wurden mehrere Keller durch das THW und Kräfte der Feuerwehr Marl ausgepumpt. Gleiches war an mehreren Gebäuden in der Oberstraße in Langendreer der Fall; dort war schon am Mittwoch gegen 18.30 Uhr die Fahrbahn an einer Stelle komplett überschwemmt gewesen. Der Druck unter einem runden Kanaldeckel dort war derart gewaltig, dass das Wasser aus der Tiefe durch die kleinen Öffnungen senkrecht nach oben zischte – bis zu zwei Meter hoch.

In der Nacht zu Freitag hieß es auch auf dem Opelring Land unter; auch dort pumpte die Feuerwehr die Fahrbahn wieder frei.