Hattingen. Hochwasser: Hattingens Gastronom Semi Hassine ist zuversichtlich, „weil wir aus dem Pott kommen“. Mehrere 100.000 Euro Schaden in Haus Kemnade.

Erst die Corona-Lockdowns, dann das Jahrhundert-Hochwasser: Gleich mehrere Hattinger Gastronomen hat es inzwischen doppelt und dreifach getroffen.

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Semi Hassine muss in seinem Restaurant „Fachwerk“ schon den zweiten Wassereinbruch innerhalb von nur drei Wochen wegstecken. „Auch diese Nummer werden wir überstehen, weil wir aus dem Pott kommen, Kummer gewöhnt sind und uns das Lachen nicht vermiesen lassen“, schreibt er bei Facebook. Und: „Wir schaffen das!“

Semi Hassine, Inhaber und Koch des Restaurants „Fachwerk“ in Hattingen, zeigt nach dem Starkregen am 29. Juni, wie hoch das Wasser stand.
Semi Hassine, Inhaber und Koch des Restaurants „Fachwerk“ in Hattingen, zeigt nach dem Starkregen am 29. Juni, wie hoch das Wasser stand. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

In Diergardts „Kühler Grund“ wurde der Weinkeller trocken gelegt, im Restaurant „Henrichs“ ist wegen eines Schadens im Keller die Elektrik ausgefallen. Auch „An der Kost“ musste die Feuerwehr Schwerstarbeit leisten.

Haus Kemnade vom Jahrhundert-Hochwasser voll erwischt

Und das Haus Kemnade ist vom Jahrhundert-Hochwasser voll erwischt worden. Neben den „Burgstuben“ von Familie Bruns ist hier auch die Instrumentensammlung der Stadt Bochum auch das Spardosen-Museum untergebracht.

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Heinz Bruns und seine Familie haben harte Tage hinter sich. Nicht nur das Restaurant wurde vom Wasser geflutet, sondern auch die Keller des Wohnhauses und die Partyscheune sind abgesoffen. „Wir hatten keinen Strom, nur die Not-Aggregate für die Pumpen liefen. Nichts ging mehr. Hier herrschte Chaos“, sagt Heinz Bruns. Aber er wolle überhaupt nicht klagen: „Wenn ich die Bilder aus dem Erfttal oder dem Allgäu sehe, dann sind wir hier glimpflich weggekommen.“

Blick in die „Burgstuben“: Frederike hilft freiwillig bei den Aufräumarbeiten im Haus Kemnade.
Blick in die „Burgstuben“: Frederike hilft freiwillig bei den Aufräumarbeiten im Haus Kemnade. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

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Menschen kamen nicht zu Schaden, Zerstörungen müssen nun aber allemal beseitigt werden. Nachdem Feuerwehr und THW die Gräfte abgepumpt hatten und das Wasser nach und nach abgelaufen war, wurde der Schaden sichtbar: die Lebensmittel-Lager, die Kühlhäuser, der Geschirrvorrat – alles nicht mehr verwendbar.

Schaden-Schätzung beläuft sich auf mehrere 100.000 Euro

Alle technischen Geräte sind hinüber, vom Restaurant-Mobiliar ist auch nicht mehr viel zu gebrauchen. 20.000 Flaschen Wein haben Bruns und seine Helfer aus dem Burgkeller geborgen. Der Schaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf mehrere 100.000 Euro.

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Wann das Restaurant wieder öffnet? Völlig ungewiss. Heinz Bruns legt das Hauptaugenmerk erst einmal auf die Wiederherstellung der Partyscheune, damit er den zahlreichen Buchungen für Geburtstage und Hochzeiten gerecht werden kann. Die Scheune inklusive Küchenbetrieb könnte Anfang August wieder öffnen, hofft er.

Claudia Kranzhoff spült auf dem Gelände des Hauses Kemnade – sie ist freiwillige Helferin und engagiert sich in der Bürgergesellschaft Blankenstein.
Claudia Kranzhoff spült auf dem Gelände des Hauses Kemnade – sie ist freiwillige Helferin und engagiert sich in der Bürgergesellschaft Blankenstein. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Tief „Bernd“ brachte den Starkregen

Tief „Bernd“ hat vergangene Woche am späten Mittwochnachmittag (14.7.) die Wassermassen über Hattingen gebracht.

Der Ruhrpegel stieg bis auf 7,00 Meter an – so hoch wie noch nie seit der offiziellen Erfassung durch den Ruhrverband.

Ob es sich auch um ein Allzeithoch – also auch höher als bei der Möhne-Katastrophe – handelt, ist noch nicht gesichert.

Wasserschäden erlitten haben auch die Erdgeschoss- und Kellerräume des Haupthauses der Burg. Hier, im so genannten Steinsaal, hat die Flut drei Klaviere und eine traditionelle thailändische Großtrommel zerstört; das Kulturbüro Bochum als Hüter der Sammlung ist nun dabei, die Schäden zu katalogisieren und abzuarbeiten. Die Obergeschosse mit den meisten Exponaten der Sammlung sowie die Räume des Kunstvereins sind nicht betroffen. Auch das hinter der Burg befindliche Bauernhofmuseum ist trocken durch die Flut gekommen.

Auch die „Schatzkammer“ hat unter Wasser gestanden

Anders die „Schatzkammer“, die geldgeschichtliche Sammlung der Sparkasse. „Alle Ausstellungsstücke, die Vitrinen und die Schubladenschränke standen unter Wasser“, berichtet Mitarbeiterin Margit Salzmann, die für die „Schatzkammer“ verantwortlich ist.

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Am Wochenende waren die Porzellan-, Metall- und Holzspardosen, aber auch die in der Sammlung ausgestellten ungewöhnlichen Zahlungsmittel wie Tee-Ziegel, Steinketten oder Muschelgeld gesichert worden. Was nicht beschädigt ist, wurde eingelagert, anderes muss aufwendig restauriert werden.

Etwa die historischen Scheine des Inflationsgeldes aus den 1920er-Jahren. „Sie wurden in Frischhaltefolie verpackt und in der Gefriertruhe vereist, damit sie wieder glatt werden“, berichtet Margit Salzmann. Den Trick hatten ihr Konservatoren verraten.

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