Bochum-Innenstadt. Hildegardis-Schüler haben den Bochumer Stelenweg als digitale Schnitzeljagd erstellt. An acht Stationen geht's um jüdisches Leben.

Das Smartphone eingepackt, die App "Biparcours" heruntergeladen, und schon kann es losgehen: Schüler der Hildegardis-Schule haben den Bochumer Stelenweg als digitale Schnitzeljagd umgesetzt. An acht Stationen lässt sich so mit Audioguides, Quizzen und multimedialen Inhalten jede Menge über das jüdische Leben in Bochum erfahren.

"Wir wollten das jüdische Leben, welches es schon seit 300 Jahren nachweislich in Bochum gibt, besonders jugendgerecht vermitteln", sagt Geschichtslehrer Lehrer Manuel Mink. Schüler von der siebten Klasse bis zur Q1 haben an dem Projekt mitgewirkt. Der Bochumer Stelenweg wurde ursprünglich von der Evangelischen Stadtakademie im Jahr 2000 entwickelt und informiert an acht Stationen etwa über jüdische Kaufleute oder über jüdische Kindertransporte.

Sieben Kilometer-Route in Bochum-Mitte

Die ehemaligen Hildegardis-Abiturientinnen Lara Volkenrath und Pauline Walter haben das Projekt organisiert. "Der Weg ist insgesamt etwa 7 Kilometer lang, man braucht gut zwei Stunden", sagt Volkenrath. Los geht's an der Massenbergstraße, man kann aber auch an der jüdischen Synagoge am Stadtpark starten.

"Wir haben die ursprüngliche Reihenfolge etwas geändert, aber im Prinzip kann man den Weg selbst entscheiden", sagt Lehrer Mink. Vorbei an Goethe- und Schillerstraße über den Erich-Mendelplatz und am Ostring entlang, auf der Huestraße und am Springerplatz bis hin zur Brückstraße kann man über Entstehung, Entwicklung und Zerstörung des Bochumer Judentums lernen.

Spielerisches Lernen für junge Leute

"Die Route richtet sich an Schüler ab der 7. Klasse, alles ist sehr spielerisch gestaltet und man kann Punkte sammeln", sagt Abiturientin Walter. Bochumer Schulklassen können sich beispielsweise im Geschichts-, Religions- oder Philosophieunterricht auf Schnitzeljagd begeben, aber auch Bochumer Familien sind eingeladen, den Parcours abzulaufen.

Die Stele direkt an der Synagoge befasst sich mit dem Leben des Kantors Erich Mendel, auch sein Lied "Adon Olam" kann man sich in der App anhören. "Wir haben einen Audioguide erstellt", sagt Alina Brcvak, die die Stele zu den jüdischen Bewohnern an der Goethestraße umgesetzt hat. "Ich war überrascht, wie eng die Bochumer Geschichte mit jüdischem Leben verknüpft ist", sagt die 16-Jährige.

Jüdische Kindertransporte thematisiert

An der Stele zu jüdischen Kindertransporten in der Bochumer Innenstadt kann man in einem Quiz beispielsweise schätzen, wie viele Kinder aus Bochum in Rettungsaktionen ins Ausland gebracht wurden. 30 Punkte gibt es für die richtige Antwort, Klassengruppen können untereinander antreten.

"Es sind etwa 10.000 Kinder", verrät Nicole Dahmen, die die Stele für die Schnitzeljagd vorbereitet hat. Seit wie vielen Jahren es jüdisches Leben in Bochum gibt, was Jungen und Männer in einer Synagoge tragen müssen oder wie viele Juden es deutschlandweit gibt, wird in der Schnitzeljagd gefragt.

Teilnahme am Wettbewerb

Auch über das Leben von Else Hirsch, einer jüdischen Lehrerin aus Bochum, kann man multimedial lernen. "Wir haben die Texte auf den Informationstafeln meist etwas komprimiert und in Stichpunkten zusammengefasst", sagt Dahmen.

Bereits seit April waren die Schüler mit der Planung des Projekts befasst. Das Herunterladen der App ist kostenlos, ein internetfähiges Gerät wird für den Parcours benötigt. "Wir nehmen nun auch an mehreren Wettbewerben, unter anderem zu "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" teil", sagt Lehrer Mink.

Erschließung neuer Altersgruppen

Manfred Keller, der den Stelenweg einst für die evangelische Stadtakademie entworfen hat, rechnet den Gymnasiasten gute Chancen aus: "Es ist eine tolle Erfahrung, den Stelenweg nun in dieser Form zu erleben", sagt Keller.

Die typischen Besucher des Stelenweges seien meist über 50, die Digitalisierung bedeute eine Erweiterung der Altersgruppen. Viele Jugendliche hätten keine direkten Anknüpfungspunkte an das jüdische Leben mehr. "Wenn der in die USA emigrierte Kantor Erich Mendel zwei Leben gehabt hat, dann hat er nun ein drittes - seine Musik erklingt wieder", freut sich Keller.

Digitales Lernwerkzeug

Die App "Biparcours" ist ein digitales Lernwerkzeug von Bildungspartner NRW. Die Anwendung kann von Schulen sowie von außerschulischen Lernorten und Partnern in Nordrhein-Westfalen genutzt werden.

Es lassen sich Quizanwendungen, Themenrallyes, Führungen sowie Stadt- und Naturrundgänge zu vielfältigen Fragestellungen und Themen für Smartphones und Tablets erstellen. Infos unter: www.biparcours.de