Bochum. Die neunte Station des Stelenwegs Jüdisches Leben in Bochum wird eingeweiht. Nun braucht es Spenden, um das Erinnerungsprojekt fortzusetzen.

Die mittlerweile neunte Stele des Erinnerungsprojekts „Stelenweg Jüdisches Leben in Bochum und Wattenscheid“ wird am 21. Juni eingeweiht – als Beitrag zum Stadtjubiläum 700 Jahre Bochum. Und noch eine gute Nachricht: Die Stelen Nr. 10 und 11 sind bereits in Planung.

Pandemie konnte Vorbereitungen nicht stoppen

„Die Pandemie hat auch uns jede Menge Probleme bereitet, aber wir sind jetzt mit dem Stelenweg auf einem im wahrsten Sinne des Wortes guten Weg“, zieht Mitinitiator Manfred Keller eine erfreuliche Zwischenbilanz. Der Stelenweg erinnert an Orte, die in besonderer Weise mit jüdischem Leben verbunden waren – zuletzt wurde eine Erinnerungstafel am Nordbahnhof aufgestellt, die an die von dort aus erfolgte Deportation jüdischer Menschen nach dem Osten während der NS-Diktatur gemahnt.

Jüdisches Leben

In seinem Buch „Im jüdischen Bochum“ begibt sich Manfred Keller auf über 100 Seiten auf „Spurensuche auf dem Stelenweg“ in Bochum.

Gleichsam wie auf einem Spaziergang über den Stelenweg erzählt der langjährige Leiter der Ev. Stadtakademie die Geschichte der Juden in Bochum von den Anfängen bis zur Gegenwart.

Weitere Informationen zum Stelenweg finden sich auf der Homepage der Stadtakademie unter www.stadtakademie.de.

In diesem historischen Kontext verweist die aktuelle neunte Stele auf die jüdischen Kaufleute, die ihre Geschäfte in der Innenstadt rund um die „Drehscheibe“ hatten und die im „Dritten Reich“ Erniedrigung, Verfolgung und Vertreibung ausgesetzt waren. „Es waren tolle Fachgeschäfte und große Kaufhäuser, die früher zur Attraktivität Bochums als Einkaufsstadt nicht unerheblich beigetragen haben“, weiß Manfred Keller. Das dokumentiert die Stele Nr. 9 auf der Vorderseite, um auf der Rückseite Ausgrenzung und Vertreibung zu thematisieren.

Chanukka-Leuchter blieb in Bochum

Exemplarisch geschieht das anhand des tragischen Schicksals der Familie des Uhrmachermeisters Max Pander, die 1939 mit dem Kreuzfahrtschiff „St. Louis“ flüchten musste. Vor der Ausreise übergaben die Panders ihren Chanukka-Leuchter einer Mitarbeiterin, die ihn der Jüdischen Gemeinde zum Geschenk machte. Ein Foto des Leuchters ist auf der Stele abgebildet.

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Die Evangelische Stadtakademie mit ihrer Leiterin Anja Nicole Stuckenberger hat den weiteren Ausbau des Stelenwegs fest im Blick. Allein es hapert noch an der Finanzierung. Sorgen bereitet neben den organisatorischen Problemen vor allem die Finanzierung der Stelen 10 und 11. „Für diese beiden Stelen bekommen wir zwar insgesamt ca. 14.000 Euro aus öffentlichen Zuwendungen, müssen aber rund 6000 Euro selbst aufbringen“, erläutert Stuckenberger.

Manfred Keller, langjähriger Leiter der Ev. Stadtakademie, setzt sich seit Jahren für die Erinnerung an das jüdische Leben in Bochum ein.
Manfred Keller, langjähriger Leiter der Ev. Stadtakademie, setzt sich seit Jahren für die Erinnerung an das jüdische Leben in Bochum ein. © WAZ FotoPool | Olaf Ziegler

Viel Geld für die Stadtakademie, weshalb die Initiatoren die Bochumer Bürgerinnen und Bürger um Unterstützung bitten. „Auch kleine Spenden helfen uns, diesen so wertvollen Stelenweg fortzusetzen und zu vollenden“, so die Akademieleiterin.

Jüdische Sportvereine waren erfolgreich

Die Bedeutung des Erinnerungsprojekt unterstreichen gerade auch die geplanten Posten: So widmet sich die Stele 10 den jüdischen Einwanderer aus der Sowjetunion und der Errichtung eines provisorischen Gemeindezentrums in Laer zwischen 1995 und 2007. Die 11. Stele erzählt von jüdischen Sportvereinen der 1920er und 1930er Jahre. Besonders erfolgreich war der Fußballverein „Hakoah Bochum“, der 1938 Deutscher Jüdischer Fußballmeister wurde.

Begleitend zum Geschichtsprojekt hat die Evangelische Stadtakademie bereits zu Beginn der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr ein Video über den Stelenweg produziert, das im Internet auf www.bochumschau.de zu sehen ist.