Bochum. Die Stadt Bochum möchte an den Ruhrauen in Stiepel Flächen von Hattingen und Witten kaufen. Ein bestehendes Naturschutzgebiet wird so größer.
Die Stadt Bochum möchte das Naturschutzgebiet Ruhrauen in Stiepel erweitern und dafür rund 240 Hektar Fläche von Hattingen und Witten kaufen. Zum Vergleich: Das Groß-Projekt Mark 51/7 hat inklusive Verkehrs- und Grünflächen gerade einmal eine Größe von etwa 70 Hektar.
Mit dem Kauf vergrößert sich das seit Juni 2020 bestehende Naturschutzgebiet Ruhraue, das nach Angaben der Stadt „bereits eine hohe Wertigkeit für den Naturschutz“ hat.
Mit dem Kauf verbindet die Stadt Bochum einen entscheidenden Vorteil: Wenn in Bochum für Bauprojekte etwa Bäume gefällt oder Flächen verdichtet werden, dann muss das an anderer Stelle ausgeglichen werden. Das funktioniert über so genannte Ökopunkte, die von einem Ökokonto „gezahlt“ werden.
Stadt Bochum kauft Fläche von Hattingen und Witten – und zahlt aufs Ökokonto ein
Die unbebauten Grünflächen, die der Stadt gehören, zahlen auf das Ökokonto ein. Vereinfacht: Je natürlicher eine Fläche, desto höher der ökologische Wert. So ist eine Wiese etwa doppelt so viele Ökopunkte wert, wie ein bewirtschafteter Acker. Dementsprechend können darüber mehr Bauprojekte ausgeglichen werden.
Unter diesem Gesichtspunkt bewertet die Stadt auch den angestrebten Kauf der Ruhrauen: „Dem Naturschutz wird Rechnung getragen und zugleich können Eingriffe im Gebiet der Kommune wiederum auch auf dem Gebiet der Kommune ausgeglichen werden.“
Weniger Landwirtschaft geplant – Gespräche mit Pächtern
Die Untere Naturschutzbehörde habe ein besonderes Interesse an dem Erwerb, da auf diese Weise der Erhalt des Status quo sichergestellt werden könne und darüber hinaus ein Aufwertungspotenzial für den Natur- und Artenschutz bestehe“, so heißt es von der Verwaltung.
Die Äcker an den Ruhrauen sollen nach dem Kauf der Flächen weniger intensiv genutzt werden, außerdem denke man über eine Beweidung der Wiesen nach. Bei Ranterdeller Bach, Nettelbecke, und Knöselsbach sei eine Renaturierung denkbar. Die Ruhr bleibe dabei dagegen außen vor, weil die Stadt Bochum dort nicht zuständig sei.
Eine bestehende Mulde im Schutzgebiet, die Wasservögeln als Rastfläche dient und temporär Wasser führt, soll erhalten bleiben und damit die Wasserführung stabilisieren.
„Angesichts der Größe der Flächenkulisse ist das Aufwertungspotenzial groß, auch wenn auf weiten Teilen prioritär der Status quo zu halten ist“, so heißt es von der Stadt. Diese wird nach dem Kauf Gespräche mit den Pächterinnen und Pächtern suchen, um weitere Details zu klären. Der Stadt Hattingen sind die Pläne bisher nicht bekannt. Zum Kaufpreis für die 240 Hektar Fläche möchte sich die Stadt Bochum nicht äußern.