Bochum-Ost. Immer mehr Spaziergänger melden tote Vögel am Ümminger See in Bochum. Am Wochenende fanden erste Rettungsaktionen für die bedrohten Tiere statt.

Die Lage am Ümminger See in Bochum wird für die Tierwelt scheinbar immer bedrohlicher. Immer mehr Besucher sichten tote Vögel, die im Wasser treiben. Oder sie finden sie völlig ermattet am Ufer liegen. Nach den Enten ist aktuell vor allem eine Nilgans-Familie betroffen, und von dieser sind es insbesondere die Jungtiere. Am Wochenende wurden deshalb die ersten Rettungsaktionen gestartet.

Bochum: Rettungsaktionen für kranke Vögel am Ümminger See

„Seit über 30 Jahren bin ich täglich am Ümminger See unterwegs“, schreibt Gabriele Beleke der WAZ-Redaktion in einer E-Mail. „Noch nie gab es so ein massenhaftes Sterben der Wasservögel wie in den Sommern 2020/21. Da die Wasserqualität wohl immer gleich schlecht war und es diesen Sommer mit Sicherheit nicht am Wetter liegen kann, bleibt als Ursache nur Gift.“

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Am Samstag (7. August) habe sie eine tote junge Nilgans gesehen, am Sonntag (8. August) einen toten Kormoran, den sie fotografierte. „Notwendig ist umgehend eine konsequente Ursachenforschung“, fordert Gabriele Beleke. „Bevor möglicherweise noch Besucher und ihre Kinder zu Schaden kommen.“

Mehrere Vögel vom Ümminger See in Bochum konnten zuletzt nur noch tot geborgen werden.
Mehrere Vögel vom Ümminger See in Bochum konnten zuletzt nur noch tot geborgen werden. © Tiernothilfe Hagen

Auch Rainer Brinkmann, ebenfalls täglicher Besucher des Ümminger Sees, hat „eine drastische Zunahme“ in Sachen toter und kranker Vögel festgestellt. Seinen Beobachtungen zufolge sei vor allem eine Nilgans-Familie betroffen. „Von den anfangs zehn Jungtieren sind schon neun weg.“

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Von dem Nilgans-Nachwuchs sind allerdings nicht alle Vögel gestorben. Einige von ihnen werden inzwischen von der Wittener Tierschutz-Organisation „Steffi hilft“ gepflegt und aufgepäppelt. Stefanie Charlotte Neto Mendonca, die Gründerin von „Steffi hilft“, hatte die Tiernothilfe Hagen um Unterstützung gebeten, als sie von weiteren kranken bzw. toten Vögeln am Ümminger See gehört hatte.

Ümminger See: Tiernothilfe aus Hagen fängt kranke Vögel ein

Sowohl am Samstag (7.) als auch am Sonntag (8.) war die Hagener Tiernothilfe dann auch vor Ort. Julia Voß von der Organisation bestätigt, dass es sich vor allem um die eine Nilgans-Familie handelt. Vier Jungtiere haben man einfangen und zu „Steffi hilft“ bringen können, allerdings ging es den Tieren laut Voß nicht gut. Einige Vögel konnten aber auch nur tot geborgen werden.

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„Wir können uns aktuell auch keinen Reim darauf machen, was da los ist“, sagt Julia Voß. Sie befürchtet, dass das Vogelsterben weiter gehen wird, „denn die Ursache ist ja noch nicht gefunden“. Botulismus (Bakterien setzen Gifte frei), was im vergangenen Jahr schon bei den verendeten Schwänen vermutet wurde, schließt Voß eher aus. „Dann müssten mehr Tiere betroffen sein.“

Ümminger See: Stadt Bochum hält Wasserqualität für „gut“

Allerdings gehen sie und ihre Kollegen von der Tiernothilfe Hagen durchaus davon aus, dass Gift eine Rolle spielen kann. Von Stefanie Charlotte Neto Mendonca habe sie erfahren, dass der Kot der Vögel dunkelschwarz ist. „Das deutet auf Gift hin.“

Stefanie Charlotte Neto Mendonca kümmert sich aktuell um sechs Nilgans-Küken. „Das sind harte Nächte“, sagt sie. „Ich muss sie regelmäßig warmsetzen und säubern.“ Ein Jungtier sei voller Maden. Ob dieses durchkommt, vermag sie nicht zu sagen. Wichtig ist Neto Mendonca, dass jetzt konsequent nach der Ursache gesucht wird. „Das muss ja einen Grund haben.“

SPD hat Auge auf den See

Das Sterben der Vögel am Ümminger See beschäftigt inzwischen auch die Politik. „Wir werden die Situation im Auge behalten, genauer analysieren und entsprechende Anfragen an die Verwaltung schicken“, kündigt Dirk Meyer, Sprecher der SPD in der Bezirksvertretung Bochum-Ost an.

Auch er verweist darauf, dass es eigentlich nicht am Wasser liegen können. Denn die Zusammensetzung habe sich ja nicht geändert. „Mir liegen auch die Messergebnisse der letzten Jahre vor.“ Das könne sich aber ändern, wenn – wie geplant – das Grubenwasser nicht mehr verdünnt über den Harpener Bach, sondern konzentriert in den Ümminger See geleitet wird.

Die schlechte Wasserqualität des Ümminger Sees, der ja zu 85 Prozent aus Grubenwasser besteht, scheidet laut Stadt Bochum als Ursache aus. „Die ist konstant so, wie sie sein soll – gut“, sagt Sprecher Peter van Dyk. Alle zulässigen Werte würden eingehalten. Von daher könne man keine Umwelteinflüsse feststellen.

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Allerdings will die Stadt am Dienstag erneut Wasserproben entnehmen und den Ümminger See auch stichprobenartig kontrollieren. Zwei tote Vögel, die städtische Mitarbeiter gefunden haben, seien zu weiteren Untersuchungen nach Arnsberg geschickt worden.

Um dies im Falle weiterer Todesfälle auch tun zu können, bittet die Stadt, Beobachtungen am Ümminger See möglichst schnell zu melden. Entweder telefonisch über die Zentrale (115) oder online (Fotos!) über den Mängelmelder auf www.bochum.de .