Bochum. Die Kripo Bochum verbuchte zuletzt deutlich steigende Fallzahlen in der Clankriminalität. Grund ist eine neue Großfamilie in Bochum.

Die Anzahl der Straftaten, die die Bochumer Polizei unter „Clan-Kriminalität“ verbucht, ist deutlich angestiegen. Allerdings betont der Bochumer Polizeisprecher Marco Bischoff auf WAZ-Anfrage: „Nach wie vor ist Bochum keine ,Problembehörde’ von ,Clankriminalität’.“

Im gesamten Bochumer Polizeibezirk (mit Herne und Witten) hatte die Behörde im Jahr 2019 knapp 300 Straftaten im Clan-Milieu registriert, im Jahr 2020 waren es aber 361, davon sind 270 Delikte allein auf dem Bochumer Stadtgebiet bekannt geworden. Die bisherigen Fallzahlen in diesem Jahr wurden noch nicht publik.

So definiert die Polizei den Begriff Clan-Kriminalität

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Unter Clan-Kriminalität verstand die Kripo in NRW bisher immer Straftaten innerhalb von Familienstrukturen, deren Angehörige einen türkisch-arabischstämmigen Migrationshintergrund aufweisen und über Bezüge zum Libanon verfügen. Ab 1. September 2021 gibt es eine neue Definition auf Bundesebene. Demnach sei ein Clan „eine informelle soziale Organisation, die durch ein gemeinsames Abstammungsverständnis ihrer Angehörigen bestimmt ist“. Clankriminalität umfasse das strafbare Verhalten von Clanangehörigen, wobei die Clanzugehörigkeit eine verbindende Komponente darstelle.

Körperverletzungen, Betrugsdelikte, Fahrerlaubnisverstöße, Diebstähle, Drogenhandel

Nach oben getrieben hatte die Bochumer Fallzahlen ein Familienclan, der bei Ermittlungen neu aufgetaucht und im Jahr 2020 als weitere Auswertungsgrundlage aufgenommen wurde, erklärte Bischoff; er bestätigte damit eine Meldung von Radio Bochum.

Wie er der WAZ näher erläuterte, seien bei Ermittlungen polizeilich bekannte Personen einer gemeinsamen Familienstruktur zugeordnet worden. „Bei den von diesen Personen begangenen Taten handelt es sich überwiegend um Körperverletzungsdelikte. Darüber hinaus sind aber auch beispielsweise Betrugsdelikte, Fahrerlaubnisverstöße, Diebstähle und Betäubungsmitteldelikte verübt worden.“

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Erst vor kurzem hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) erklärt: „Wir werden den kriminellen Clans in NRW keine ruhige Minute mehr lassen. Diese Kriminalität besiegt man nur mit einem langen Atem. Wir überlassen NRW nicht den kriminellen Clans.“

Wenige Täter sind für sehr viele Straftaten verantwortlich

Von Juli 2018 bis August 2021 hat die Polizei in NRW in mehr als 1800 Razzien mehr als 4500 Objekte kontrolliert, darunter Wettbüros und – auch in Bochum – Shisha-Bars.

Landesweit ist die Anzahl der Clan-Straftaten im Jahr 2020 deutlich zurückgegangen (auf 5778). Reul: „Was mich allerdings weiterhin beunruhigt, ist, dass ein ganz kleiner Teil der Tatverdächtigen für einen großen Teil der polizeilich erfassten Straftaten verantwortlich ist.“ 4,5 Prozent der Tatverdächtigen begingen fast ein Viertel aller Straftaten.