Dortmund/Bochum/Werl. Die Polizei hat am Donnerstag in NRW Razzien gegen den Miri-Clan durchgeführt. 21 Objekte wurden durchsucht. Clan-Chef wird in Spanien gesucht.
Bei einer Groß-Aktion der Polizei gegen den Miri-Clan konnten am Donnerstagmorgen mehrere Mitglieder der kriminellen Führungsebene festnehmen. Insgesamt 21 Objekte in Dortmund, Bochum und Werl wurden von Polizisten durchsucht, teilte eine Polizeisprecherin auf Anfrage mit.
Der 35 Jahre alte Clan-Chef habe sich allerdings nach Spanien abgesetzt und konnte dort nicht wie geplant festgenommen werden, sagte der ermittelnde Staatsanwalt Thomas Manthei am Donnerstag in Dortmund. Nach ihm werde weiter mit internationalem Haftbefehl gesucht. Ein ebenfalls mutmaßlich an den Drogengeschäften beteiligter Bruder des Bandenkopfs war am Donnerstag aus Albanien ausgeliefert worden.
Insgesamt gehen Polizei und Staatsanwaltschaft davon aus, dass es weitere Personen gibt, die zur Bande gehören. Dazu zählen neben einem nicht identifizierten „Drogen-Koch“ auch der 35 Jahre alte Clan-Chef, der sich bereits im März mitsamt seines Luxusautos nach Spanien abgesetzt haben soll, teilte der Staatsanwalt mit. Trotz großer Anstrengungen auch der Kollegen vor Ort sei es bisher nicht gelungen, den Mann dort festzunehmen. Man sei zuversichtlich ihn zeitnah verhaften zu können, sagte Manthei.
Razzien gegen Miri-Clan in NRW: Um 6 Uhr rückten die Beamten an
Um 6 Uhr rückten Beamte bei den ersten Objekten an, berichtete die Polizei auf Nachfrage. Dabei seien auch Spezialkräfte zum Einsatz gekommen. Es gehe um den Verdacht „bandenmäßigen Handels mit Kokain im zweistelligen Kilobereich“ und um Verstöße gegen das Waffenrecht, teilte die Polizei mit. Der Staatsanwalt geht davon aus, dass die kriminelle Gruppe insgesamt zwölf Personen umfasse.
18 der durchsuchten Objekten waren in Dortmund, zwei in Werl und eines in Bochum, teilte die Polizei am Vormittag in einer Mitteilung mit.
Razzien gegen Miri-Clan in NRW: Ermittlungen seit Oktober 2020
Der libanesisch-stämmige Miri-Clan mit seinen kriminellen Strukturen ist bereits seit einigen Jahren im Visier der Dortmunder Polizei, wie die Einsatzleiterin der Polizei, Annette Henning, erläuterte. Bereits 2015 hatten demnach konkurrierende Gruppen in Dortmund um die Vorherrschaft beim Kokainhandel gekämpft, darunter auch Mitglieder des Miri-Clans. 2018 und 2019 habe es dann gewaltsame Auseinandersetzung mit den Bandidos und dem Clan gegeben.
Der Einsatz stehe im Zusammenhang mit den Ermittlungen eines seit Oktober 2020 geführten Ermittlungsfahrens, bei dem Angehörige des Miri-Clans im Fokus stünden und weitere Personen in deren Umfeld. Nach umfangreichen Auswertungen verschlüsselter Chats, mit denen sich die Bandenmitglieder über ihre Drogengeschäfte ausgetauscht haben sollen, erfolgte der Zugriff. Das Landeskriminalamt ist laut einem Sprecher nicht in die Aktion eingebunden.
Die Drogen sollen sie selbst hergestellt und als angeblich peruanisches und damit gewinnbringenderes Kokain weiter verkauft haben. Insgesamt seien sieben Männer im Alter zwischen 26 und 45 Jahren festgenommen worden.
Laut Polizei wurden bei den Razzien rund 40.000 Euro Bargeld sichergestellt und 2,5 Kilogramm Marihuana, außerdem zwei hochwertige Uhren, eine Machete, ein Schlagstock und verschiedene Datenträger.
Razzien gegen den Miri-Clan in NRW: Innenminister lobt den Fahndungserfolg
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) lobte den Fahndungserfolg. „Ein weiteres Mal geht der Rechtsstaat als Gewinner vom Platz“, sagte Reul am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Polizei habe den Clan „ins Mark getroffen.“ Reul betonte: „Kriminelle Clans können sich nirgendwo sicher fühlen. Wer in Nordrhein-Westfalen in der organisierten Kriminalität unterwegs ist, den kriegen wir.“ Auf Twitter verkündete Reul: „Wer in NRW in der organisierten Kriminalität unterwegs ist, den kriegen wir.“ (externer Link)
Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange sprach von einer „klaren Ansage gegen kriminelle Strukturen“ und kündigte an, den Druck gegen kriminelle Clans hochzuhalten: „Wir werden mit Ausdauer und langem Atem dranbleiben“, sagte Lange.
Erst vor zwei Wochen sorgte die Polizei mit einer Groß-Aktion in Leverkusen, Neuss und Duisburg gegen eine Familie des al-Zain-Clans für Aufsehen. Dabei wurde unter anderem eine Villa beschlagnahmt, fast 300.000 Euro Bargeld, mehrere Luxusuhren, verschiedene Fahrzeuge und Schusswaffen. Der Familie wird zudem Sozialbetrug vorgeworfen; es sei unter anderem beim Jobcenter zu Unrecht 400.000 Euro Sozialleistungen bezogen worden. (dae)