Bochum. Der Start des Semesters an der Ruhr-Universität Bochum rückt näher. Es herrscht Aufbruchsstimmung. Digital oder Präsenz? Die Pläne sind konkret.

Wie eine Geisterstadt wirkte der Campus der Ruhr-Universität Bochum in den vergangenen anderthalb Jahren zeitweilig. Nun kehrt das studentische Leben kurz vor dem Start des Wintersemesters zurück an die größte Hochschule des Ruhrgebiets. Nach drei Semestern Zwangsstillstand ist die Ruhr-Universität Bochum darum bemüht, den Alltag schrittweise zu normalisieren.

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Der Öffnung der Universitätsbibliothek am 6. September folgt die Rückkehr der Beschäftigten, die ab Mitte des Monats wieder fünfzig Prozent ihrer Arbeitszeit auf dem Campus verbringen sollen. Auch Prüfungen finden aktuell wieder in den Unigebäuden statt. Das Ziel ist klar: Wie viele andere Hochschulen plant auch die RUB das kommende Semester in Präsenz.

„Die Corona-Schutzverordnung (...) erlaubt Präsenzlehre und Präsenzprüfungen, sofern alle Personen (…) ihren 3G-Status (geimpft/genesen/getestet) nachweisen“, so RUB-Sprecher Jens Wylkop. Die Verordnung gelte bis zum 17. September. Ist das auch darüber hinaus der Fall, „werden an der RUB Seminare, Praktika und vergleichbare dialogorientierte Lehrveranstaltungsformate in Präsenz angeboten“, so Wylkop. Nur große Vorlesungen bleiben digital.

Studierende und Lehrende der Ruhr-Uni wünschen sich Präsenzlehre

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Dass sich viele Angehörige der RUB eine Rückkehr zur Präsenzlehre wünschen, ist kein Geheimnis – wenn auch nicht alle. Prof. Nicola Kaminski etwa hält diesen Schritt für überfällig. Von Seiten der Hochschulen hätte sich die Germanistikprofessorin schon vorher „mehr Kreativität und Einfallsreichtum im Umgang mit der Situation“ erhofft. Sie ist daher bereits im vergangenen Sommersemester ungewöhnliche Wege gegangen und hat ihre Seminare kurzerhand in Eigenregie wieder auf den Campus verlegt – im Freien und natürlich unter Einhaltung der notwendigen Schutzmaßnahmen. „Das Feedback der Studierenden war überwältigend“, so Kaminski.

Die Hoffnung auf mehr Präsenz und somit mehr Menschen auf dem Campus der Ruhr-Universität Bochum ist groß.
Die Hoffnung auf mehr Präsenz und somit mehr Menschen auf dem Campus der Ruhr-Universität Bochum ist groß. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Auch die Romanistin Prof. Susanne Friede befürwortet die Rückkehr auf den Campus. Die Idee der Universität als Gemeinschaft von Lernenden, Lehrenden und Forschenden könne im digitalen Raum schließlich kaum verwirklicht werden. „Meine persönliche Wahrnehmung deckt sich in dieser Hinsicht mit der von zahlreichen Kolleginnen und Kollegen in der philologischen Fakultät“, sagt Friede.

Semesterstart an der Ruhr-Universität Bochum

Das neue Semester startet an der RUB mit der digitalen Erstsemesterbegrüßung am 11. Oktober. „Wir werden um 9:30 Uhr ein Relive-Video auf dem Youtube-Channel der RUB zeigen und haben die Fakultäten aufgefordert, mit ihren Erstsemestern ein ,Rudelgucken’ in Kleingruppen zu ermöglichen“, so Sprecher Jens Wylkop.

Voraussichtlich starten 4700 bis 4800 Erstsemester ins Studium, genaue Zahlen kann die RUB erst nach Abschluss der Einschreibungen Ende Oktober nennen.

Ähnlich wie Lehrenden geht es auch Studierenden, so wie Feo Finn Böcker. „Ich hoffe vor allem, dass die Veranstaltungen, die in Präsenz ausgeschrieben sind, dann auch in Präsenz stattfinden können und dass es ein vernünftiges Konzept gibt, abgesehen von Hybrid.“ Feo studiert im dritten Semester Geschichte und Französisch und macht deutlich: Es reiche nicht aus, nur weniger Leute in die Uni zu lassen, es müsse auch sicher sein. „Es sollte mindestens einmal die Woche ein Test gemacht werden müssen“, fordert Feo.

Für Ungeimpfte wird das nächste Wintersemester teuer

Ob die 3G-Regel generell auf Gegenliebe stößt, ist unklar. Zeitgleich mit dem Beginn der Vorlesungszeit am 11. Oktober werden die für Ungeimpfte notwendigen Schnelltests kostenpflichtig. Davon dürfte jedoch nur ein geringer Teil der Studierenden betroffen sein. „Einzelne, anonyme Abfragen verschiedener Fakultäten haben übereinstimmend eine Größenordnung von 90 Prozent ergeben. Eine Gesamtabfrage hat es nicht gegeben“, so Sprecher Wylkop.

Anna, die im sechsten Semester Sozialwissenschaften studiert, hält die Testpflicht aus Gründen des Gesundheitsschutzes für richtig, befürchtet jedoch eine Benachteiligung sozialschwacher Studierender, die sich eine regelmäßige Testung nicht leisten können. „Obwohl ich selber geimpft bin, würde ich mir schon wünschen, dass die Uni kostenlose Tests zur Verfügung stellt, damit niemand ausgegrenzt wird“, sagt sie.

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Auch Niklas ist zwiegespalten. „Einerseits wird immer betont, dass es keinen Zwang zur Impfung geben soll, aber genau das passiert ja, wenn man plötzlich jeden Tag bezahlen muss, um zum Kurs gehen zu können“, so der angehende Ingenieur.

Ob die Zeit der leeren Hörsäle ab Oktober wirklich zu Ende ist, bleibt mit Blick auf das Pandemie-Geschehen abzuwarten.