Bochum-Mitte. Jörg Krause ist seit 18 Jahren Haustechniker bei Starlight Express. Fans neiden seinen Blick hinter die Kulissen. Welche Kuriositäten er erlebt.

Ob Kabel, Türklinke oder Lampe: Der Leiter der Haustechnik, Jörg Krause, ist beim Musical Starlight Express für all das zuständig. Manchmal muss man improvisieren
Ob Kabel, Türklinke oder Lampe: Der Leiter der Haustechnik, Jörg Krause, ist beim Musical Starlight Express für all das zuständig. Manchmal muss man improvisieren © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Jörg Krause steht am Bühneneingang und hält eine Tasse Kaffee in der Hand. "Irgendeiner muss es ja machen", steht darauf. Wer berücksichtigt, dass hinter der Bühne beim Musical Starlight Express gilt: "Wessen Fingerabdrücke drauf sind, der muss helfen", der kann sich vorstellen, dass Krause jede Menge zu tun hat. "Meine Fingerabdrücke sind nämlich fast überall drauf", sagt er und lacht. 

Schließlich ist Krause, heute Haustechnischer Leiter, auch bereits seit 18 Jahren im Hause Starlight unterwegs. Erst als Beleuchter und Stagemanager, dann als Moving Light-Operator und schließlich als Haustechnischer Leiter. "Ich habe eine Ausbildung zum Kommunikationselektroniker gemacht und zunächst im Musical "Les Misérables" in Duisburg gearbeitet", sagt Krause. 

Theater war immer seine Welt

Überraschend kam das nicht: "Theater war immer meine Welt, aber hinter der Bühne", sagt Krause. Schon während der Schulzeit sorgte er in der Theater-AG für technisch reibungslose Abläufe, auch sein Zuhause zeugt von seiner Liebe zum Theater: "Ich habe etwa 50 Theaterscheinwerfer umgebaut und auf LED umgerüstet, damit beleuchte ich mein Zuhause", sagt er. 

Auch Original-Theaterstühle aus dem Zuschauerraum stehen in Krauses Flur. Eingefleischte Starlight-Fans dürften ihn darum beneiden, ebenso um Krauses Blick auf und hinter die Bühne. "Ich habe das Musical bestimmt schon 3000 Mal gesehen, meine Lieblingsfigur ist Rusty", sagt Krause. Auch das Kostüm der Figur "Greaseball" habe er aus Jux schon anprobieren dürfen.

Telefone bis Löschwasser 

"Da habe ich aber direkt gemerkt, dass ich nicht auf die Bühne gehöre", sagt der 54-Jährige. Er fühlt sich wohler mit seinen Hausmeistertätigkeiten: Löschwasserversorgung, Bestuhlung und Notbeleuchtung kontrollieren, Telefontechnik und Internet im Blick haben, sowie Kabel verlegen oder Kühlschränke reparieren. 

"Man weiß morgens, was am Tag passiert. Kurz vor dem Showbetrieb ist schon mal die Hauptlüftung ausgefallen und ich hatte mit ziemlichem Zeitdruck eine Stunde Zeit, sie wieder ans Laufen zu bekommen", erinnert sich Krause. Reparaturen am Lichtsteuersystem, an Brandschutztüren oder Toilettenanlagen sind für Krause keine Seltenheit. 

Darsteller eingesperrt

Eine kaputte Toilettentür wird Krause aber wohl kaum vergessen: "Sie war während des Showbetriebs kaputtgegangen, weil ein Darsteller auf die Toilette ging und nicht wieder herauskam", verrät Krause. Von innen sei der Türgriff abgegangen, sodass sich die Tür nicht mehr öffnen ließ. 

Während die Zeit bis zum Auftritt von "Greaseball" näherrückte, der aber nicht an seinem Platz war, kam die Crew ins Schwitzen. Schließlich wurde das Hämmern gegen die Klotür gehört. "Es blieb dem Showdienst nichts anderes übrig, als die Tür aufzubrechen", sagt Krause. Am nächsten Morgen hatte er mit einem völlig demolierten Schlosskasten die Quittung dafür. 

Staunen im Bekanntenkreis

"Wenn ich in meinem Bekanntenkreis erzähle, dass ich bei Starlight arbeite, sorgt das für Staunen", sagt der haustechnische Leiter. Doch auch wenn er bei der "Sequenz", bei der Rusty mit "Starlight Express, sage mir jetzt, Wo bist du?" ansetzt, noch immer Gänsehaut bekommt, sein Lieblings-Musical ist ein anderes: "Am liebsten mag ich Les Misérables und Martin Guerre", sagt Krause.

Als er während des Lockdowns alleine im Gebäude war, gruselte es selbst Krause stellenweise. "Man unterschätzt, wie riesig das Haus ist", sagt er. 261 Mitarbeiter zählt Starlight, doch Krause war mit dem Wachdienst alleine.

Gruselige Stille im Lockdown 

Mucksmäuschenstill sei es gewesen, nicht einmal das Grundrauschen der Lüftungsanlage sei zu hören gewesen. "Auf Kontrollrunden haben wir uns deshalb ein paar Mal gegenseitig ganz schön erschreckt", sagt Krause. 

Seinen Job liebt der 54-Jährige vor allem wegen der Abwechslung. "Das ist keine Arbeit wie am Fließband, Planen ist kaum möglich", sagt er. Als theaterbegeisterter Technik-Freak, der kein Haushaltsgerät wegschmeißt, wenn es sich reparieren lässt, sei er hinter der Bühne von Starlight genau richtig.

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