Bochum. Viele kennen David Ellis Moore noch als Papa vom „Starlight Express“ in Bochum. Jetzt macht er etwas ganz anderes – dank Corona, sagt er.

Corona bewirkt auch Gutes. Und kann durchaus neue Geschäftsmodelle befeuern. Beispiel Marktschwärmerei. Sibylle Nix aus Bochum-Langendreer startete mit dem Konzept, an zentraler Stelle zuvor bestellte Produkte von lokalen und regionalen Erzeugern zu verkaufen, erfolgreich durch. Davon profitiert auch David Ellis Moore, bis 2016 war der Papa vom „Starlight Express“. Jetzt stellt er eigene Gewürzmischungen her, die er auch über die Marktschwärmerei vertreibt. „Ohne Corona“, sagt er, „hätte ich diesen Schritt vermutlich nicht gewagt.“

Bochum: Corona ist auch eine Chance für Neues – drei Beispiele

David Ellis Moore ist ein perfektes Beispiel für große Zuversichts-Serie der WAZ. Nachdem er die Rollschuhe an den Nagel gehängt hatte, ging Moore nach 30 Jahren Musical seiner zweiten Leidenschaft nach: „Ich wollte immer Koch sein.“ 2017 startete er mit der Koch-Show „Musik, Mahlzeit, Moore“. „Dafür benötigte ich auch immer Gewürze. Die waren am Tag der Show schwer zu mischen. Also machte ich das vorher.“

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Ein Spezialität der Familie übrigens. „Meine Ur-ur-Großmutter hat vor 160 Jahren damit begonnen. Sie war bekannt für ihre Gewürzmischungen“, sagt David Ellis Moore. „Mein Vater hat später ihr Rezeptbuch geerbt. Und dann ich.“

Dank Corona die Zeit sinnvoll genutzt

Als Corona seine Koch-Shows unmöglich machte, fasste Moore den Entschluss, wie seine Vorfahren Gewürzmischungen selbst herzustellen und diese zu verkaufen. „Moore than Spice“ war geboren. „Ohne Corona hätte ich das sicher nicht gemacht. So habe ich die Zeit ohne Konzerte, Galas und Messevents perfekt nutzen können“, erzählt Moore.

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Ein weiterer Glücksfall war, dass ihn eine Freundin auf die Marktschwärmerei aufmerksam machte. „Das ist ein super Konzept“, sagt David Ellis Moore. „Ich vertreibe meine Produkte jetzt über die Marktschwärmereien in Recklinghausen und Langendreer und verkaufe dort mehr als über meine Internetseite.“

Heike Van gen Hassend von der Bäckerei Lingemann in Bochum ist aus Überzeugung Teil der Marktschwärmerei.
Heike Van gen Hassend von der Bäckerei Lingemann in Bochum ist aus Überzeugung Teil der Marktschwärmerei. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Es sei gut, dass die Kunden ihren Gastgeber kennen und an einer Stelle gleich von mehreren Erzeugern Produkte bestellen können, sagt der nach eigenen Angaben „Über-60-Jährige“. Er sei auch selbst Marktschwärmer-Kunde. Besonders gut gehen laut Moore momentan Barbecue-Soßen, Marinaden und alle Gewürze, die mit Grillen zu tun haben.

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Vor allem aber „Louisiana 18“, 18 verschiedene Gewürze, deren Kombination nach dem Geburtsort der Ur-ur-Oma benannt ist. Wegen ihr nutzt Moore wenig Zucker und Salz in seinen Gewürzmischungen. „Die Leute sollen selber salzen“, hat sie immer gesagt.

Bäckerei möchte den neuen Vertriebsweg nicht missen

Auf die Marktschwärmerei als zusätzlichen Vertriebsweg setzt inzwischen auch die Bäckerei Lingemann von der Castroper Straße. Auch sie habe über eine Freundin davon erfahren, sagt Inhaberin Heike Van gen Hassend. Inzwischen beliefert sie die Marktschwärmereien in Langendreer, in der Innenstadt am Imbuschplatz und in Witten mit Brot, Dauergebäck, kleinen Käsetorten und Kuchen. „Am besten geht unser Dinkel-Walnuss-Brot“, sagt die 54-Jährige.

Eine Erfolgsgeschichte

Für Sibylle Nix aus Bochum-Langendreer ist die Marktschwärmerei eine Erfolgsgeschichte. Zentrale Abholstelle der Produkte von lokalen und regionalen Erzeugern ist in Langendreer, weitere gibt es in Laer/Altenbochum (Atelier Samaru) und in Werne (Stadtteilbüro).

Zudem hat sie jetzt auch eine Marktschwärmerei in Witten gegründet. „Es ist eine wirklich gute Möglichkeit, einen großen Markt zu erreichen“, sagt Sibylle Nix. Zumal immer mehr Menschen beim Einkauf ja auch auf Nachhaltigkeit achten.

Weitere Info auf www.marktschwaermer.de .

Für die Bäckerei Lingemann kommt das Konzept der Marktschwärmerei wie gerufen. „Corona wirkt sich ja auch auf unser Geschäft aus“, sagt Heike Van gen Hassend. „Der Café-Betrieb ist weggebrochen und auch das Catering. Es gibt ja keine Gesellschaften mehr.“

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Umso besser, dass es nun die Marktschwärmerei gibt. Sie sei selbst überrascht, wie gut dieses Angebot angenommen wird, sagt Heike Van gen Hassend, die sich freut, dass nun auch Kunden aus Langendreer, die nicht so mobil sind, leichter an Produkte der Bäckerei Lingemann kommen. Für sie ist klar: „Auch wenn Corona vorbei ist, bleibe ich bei der Marktschwärmerei.“