Bochum. . Er wollte nur einmal kurz aufs Klo, doch für Uwe Trockel wurde der WC-Gang zum Gefängnisaufenthalt. Warum die Rettung auf sich warten ließ.

  • Uwe Trockel war auf den Münz-WCs hinter dem Bochumer Hauptbahnhof eingeschlossen
  • Nach mehr als anderthalb Stunden konnte er von der Feuerwehr befreit werden
  • Er hat Anzeige gegen die Stadt Bochum gestellt, wegen des defekten Notfallmechanismus

Uwe Trockel wollte eigentlich vor seinem Arzttermin in Bochum nur einmal schnell aufs Klo gehen. Doch das öffentliche Münz-WC oben auf dem Buddenbergplatz, unmittelbar hinter dem Hauptbahnhof, hatte einen längeren Besuch des Toilettengastes im Sinn. Die Chronologie einer höchst unangenehmen Erfahrung:

„Ich wollte gegen kurz vor 15 Uhr meine Notdurft verrichten“, erinnert sich der 74-Jährige, als er am 10. August auf dem Weg zu seinem Orthopäden gewesen sei. Als er zum Verlassen des automatischen WCs die Türklinke betätigen wollte, passierte allerdings nichts. Die Tür blieb verschlossen.

„Ich habe versucht, ruhig zu bleiben“

„Links neben der Tür waren drei beleuchtete Druckschalter. Ich habe sie alle durchprobiert“, erzählt Trockel. Der Notfall-Schalter mit der Aufschrift „Öffnen“ war ohne Funktion. Nichts tat sich. Nach 15 Minuten rief Trockel dann die Polizei und schilderte seine missliche Lage. Man hole ihn da raus, hätte man ihm versichert.

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„Ich habe versucht ruhig zu bleiben“, erzählt Trockel, „andere Menschen hätten unter den Umständen sicher Panik bekommen. Zum Glück hatte ich mein Handy dabei.“ Doch sein Akku zu diesem Zeitpunkt schon so gut wie leer gewesen.

Uwe Trockel wartete und wartete. Die Polizei rückte einfach nicht an. Der Ladestand seines Handy-Akkus neigte sich dem Ende. Ihm wurde immer mulmiger in dem Häuschen, um Hilfe schreien wollte er aber nicht. „Ich bezweifle, dass man das gehört hätte“, meint Trockel. Also griff er noch einmal zum Handy und rief die Feuerwehr. Das sei seine letzte Hoffnung auf Rettung gewesen. „Nach anderthalb Stunden, gegen 16.30 Uhr rückten endlich mehrere Feuerwehrsleute an“, sagt Trockel. Schnell war er befreit.

Notfallmechanismus hat versagt

An Ort und Stelle versicherte die Feuerwehr ihm, dass der Notfallmechanismus des WCs nach einer Verschlusszeit von 30 Minuten automatisch hätte öffnen müssen. Zum Leidwesen von Uwe Trockel, versagte das System. „Für mich war das ein Akt der Freiheitsberaubung und der unterlassenen Hilfeleistung“, sagt er. Warum die Polizei nicht ausgerückt sei und direkt die Feuerwehr verständigt habe, ist ihm bis heute ein Rätsel und ärgert ihn nach wie vor.

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Lange habe er deshalb hin und her überlegt, doch am 15. September fiel die Entscheidung, Anzeige gegen die Stadt Bochum zu erstatten, die als Betreiber für das Toilettenhäuschen verantwortlich ist. „Ich will verhindern, dass so etwas noch einmal passiert“, sagt Trockel entschlossen.

Toilettenhäuschen ist seit Vorfall verschlossen

Die Feuerwehr hält das Ganze für ein Kuriosum: „Uns ist so etwas bislang noch nicht vorgekommen“, erklärt Sprecher Markus Wendelberger. Laut Einsatzbericht sei Uwe Trockel mit einem 50 Cent-Stück befreit worden, wie man es zum Benutzen des WCs benötigt. „So etwas ist uns bei einer öffentlichen städtischen Toilette noch nicht vorgekommen. Besonders nicht am Buddenbergplatz.“

Das Toilettenhäuschen auf dem Buddenbergplatz an der Ferdinandstraße ist seit dem 11. August verschlossen. Das bestätigt der USB auf WAZ-Anfrage. Die Stadt hat zu dem Vorfall bislang keine Stellung bezogen.

Uwe Trockel macht um solche WCs nun erst einmal einen Bogen.