Bochum. Viel Licht und ein offenes Wohnkonzept: Das Büro Dreibund Architekten hat in Bochum zwei Villen geschaffen. Wir zeigen Fotos auch von innen.
Erfrischend originell sind zwei Einfamilienhäuser des Büros Dreibund Architekten in Bochum, die der Bund Deutscher Architekten BDA bereits 2010 als Beispiel für gutes, zeitgenössisches Bauen ausgezeichnet hat. „Die Anlage der Wohnhäuser im Ensemble eröffnet die Möglichkeit, Innen- und Außenräume experimentell zu verknüpfen und so neue Spielarten des Zusammenlebens von Menschen zu erproben“, heißt es in der Belobigung.
Baugleiche Häuser entstanden 2009 im Stadtpark-Viertel in Bochum
Seit der Fertigstellung 2011 dienen die baugleichen Häuser den Familien Laures und Steude als Eigenheime. Die prämierten Villen auf einem versteckt liegenden Grundstück im Stadtpark-Viertel hatte das Bochumer Architektenbüro Dreibund als Wunschobjekte der Bauherren entworfen. Die Realisierung nahm gerade mal neun Monate in Anspruch, war aber wegen der besonderen Bauformen und der speziellen Platzverhältnisse herausfordernd. Es galt, zwei geräumige Einfamilienhäuser mit jeweils 180 Quadratmetern Wohnfläche auf ungefähr gleichem Grundriss in sehr enger Nachbarschaft zueinander zu stellen.
Moderne Architektur im Stadtpark-Viertel
Eine weitere Schwierigkeit bestand schon vorab, nämlich überhaupt ein geeignetes Baugrundstück in Bochum zu finden. „Durch Zufall sind wir auf die 1500-Quadratmeter-Fläche gestoßen“, erinnert sich Gerd Laures. Seine Frau Christina und er hätten sofort daran gedacht, das große Areal nicht für sich allein zu beanspruchen, sondern mit einer ebenfalls bauwilligen Familie mit (damals) kleinen Kindern zu teilen.
Häuser in Bochum wurden im Look der klassischen Moderne ausgeführt
So kam es dann auch. Über einen Aushang an einem Baum in der Nachbarschaft knüpfte man Kontakt zur Familie Steude, merkte, dass man ähnliche Vorstellungen von der Gestaltung der Häuser hatte und wurde sich auch rasch über die Architekten einig: Das von den Ingenieuren Olaf Ballerstedt, Thomas Helms und René Koblank geführte Büro Dreibund Architekten würde das Gelände entwickeln und die Wohnsitze erstellen.
Vorgabe dabei: Die Häuser sollten möglichst von allen Seiten von Sonnenlicht beleuchtet sein, sie sollten familientauglich – also praktisch zugeschnitten – sein und im schlicht-eleganten Look der klassischen Moderne ausgeführt werden.
Zeitgenössisches Bauen
Die vom Bund Deutscher Architekten BDA ausgezeichneten Villa Laures und Villa Steude waren wegen ihrer vorbildlichen Gestaltung auch schon beim „Tag der Architektur“ vertreten. Die bundesweite Veranstaltung, ausgerichtet von den Architektenkammern der Bundesländer und von der Bundesarchitektenkammer (BAK) koordiniert, bietet jedes Jahr im Juni die Möglichkeit, spannende Häuser zu erleben und mit Bauherrn und Architekten ins Gespräch zu kommen.
Die Ingenieure Olaf Ballerstedt, Thomas Helms und René Koblank verstehen sich als Universalgestalter. Die Planer von Dreibund Architekten, deren Büros sich an der Maxstraße 7 befindet, entwerfen Häuser vom Detail bis zur Außenanlage und sind auch in der Stadtplanung engagiert. Das Planungsbüro wurde 2003 gegründet. www.dreibund-architekten.de
Architekt Thomas Helms entwarf einen Grundriss, der diesen Vorgaben folgte. Im Erdgeschoss sind die Bereiche, in denen gewohnt, gekocht und gegessen wird, als fließende, offene Raumfolge um einen zentralen Treppenkern angelegt. Arbeits- oder Gästezimmer und Bad schließen sich als abgeteilte Räume an. Die Obergeschosse sind dem privateren Wohnen (Arbeits- und Kinderzimmer) und dem Schlafen vorbehalten. Das EG nimmt auch den Verschlag für die Heizung auf, wobei man eine Versorgung mit Erdwärme wählte. Statt eines Kellers wurde ein Anbau als Abstellraum zugefügt.
Bochumer Villen wurden im Niedrigenergie-Standard geplant
Zur Straße hin sind die weiß verputzten Häuser, die im Niedrigenergie-Standard geplant wurden, geschlossen; zum gemeinsamen Garten öffnen sie sich in Geschosshöhe mit umlaufenden Glasfronten mit Schiebetüren. Das wirkt nicht nur elegant und besonders, vielmehr erfüllt die weitreichende Öffnung der Fassaden das gesamte Innere der zweigeschossigen Häuser mit Licht und – wenn gewünscht – mit Luft.
Die ausladenden Fensterfronten sind nicht nur Einlasspforten für Tageslicht und Außeneindrücke, sie sind selbst ein wichtiges Gestaltungselement, das den Charakter der Häuser ausmacht. Um sie sauber zu halten, reichen Trittleiter, Eimer und Fensterleder nicht. Alle paar Wochen kommt ein professioneller Fensterreiniger, der die meterhohen Glasscheiben auf Glanz poliert.
Die Stimmung der lichtdurchfluteten Räume wird durch die Verwendung wertiger Materialien wie Mineralputz, Holzfenster und massiven Holz- und Steinfußböden noch gesteigert. Entsprechend ist dann auch der Eindruck, wenn man die Häuser betritt: Alles wirkt offen und wohltuend hell.
Die klaren Fronten gewähren schöne Ausblicke in den Garten, der sich zwischen den beieinander liegenden Häusern entfaltet. Und der von jeder Familie nach Gusto gestaltet wurde. Inzwischen hat eine hochwachsende Bambus-Hecke breiten Raum eingenommen, es wurde rund um das Haus Trittsteine und Holzplanken eingezogen, eine Sitz- und Liegeecke und ein kleiner Brunnen angelegt.
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Klarheit und Übersichtlichkeit sind weitere Attribute, die das Innere beschreiben. Sowieso hat der Architekt auf Überflüssiges verzichtet – und das nicht nur bei den Treppen. Die Reduzierung der Materialien und weiße Einbauten erzeugt eine Großzügigkeit im Kleinen. Schön sind die Lichtreflexe und die Schattenspiele der Bäume, die auf dem Esstisch und den Wänden tanzen und die Raumatmosphäre immer wieder behutsam verändern. Chic ist der allgemeine Eindruck: gebautes Understatement.
„Das nachbarschaftliche Miteinander ist hervorragend“
Die weitreichende Öffnung beider Villen zum Garten und damit zueinander bietet die Möglichkeit zum Kontakt: „Wohnen kann hier auch Verständigung bedeuten und damit eine weiterreichende soziale Komponente bekommen“, sagt Architekt Helms. Gerd Laures bestätigt das: „Das nachbarschaftliche Miteinander ist hervorragend, auch die Kinder profitieren davon.“
Auf rund 400.000 Euro (ohne Grundstück und Einrichtung) waren die schneeweißen Villen jeweils kalkuliert, „durch Eigenleistung konnte der Kaufpreis aber noch gesenkt werden“, bekräftigt Bauherr Gerd Laures, der als Professor an der Ruhr-Universität lehrt.
Preise für Eigenheime in Bochum sind um 40 bis 50 Prozent gestiegen
Allerdings waren Preise wie dieser vor über zehn Jahren aufgerufen worden, mit der Summe käme man heute nicht mehr hin.
Auswertungen von Maklern zeigen, dass in den letzten 15 Jahren die Durchschnittswerte von Eigentumswohnungen und Eigenheimen um 40 bis 50 Prozent gestiegen sind.