Bochum. Das Bochumer Wohnungsunternehmen Vonovia schenkt der „Auszeit“-Stiftung ein Grundstück. Damit kann das Wohnheim für Behinderte gebaut werden.
Großer Tag für die Stiftung „Auszeit“: Fünf Jahre nach der Gründung ist ihr Ziel, ein Kurzzeitwohnheim für behinderte Kinder und Jugendliche zu bauen, in greifbare Nähe gerückt. Vonovia leistet dazu einen entscheidenden Anteil. Das Bochumer Wohnungsunternehmen schenkt der Stiftung ein 2636 Quadratmeter großes Grundstück in Altenbochum.
Auszeit: Die haben viele Eltern nötig, die ihre schwerbehinderten Kinder daheim betreuen. „Auszeit“: So soll ein Wohnheim heißen, in dem die Jungen und Mädchen versorgt werden, damit Mutter und Vater für einige Tage durchatmen, Kraft tanken und Urlaub vom Alltag machen können. Der Bedarf sei immens, berichtet die „Auszeit“-Stiftung. „Allein im Ruhrgebiet gibt es 10.000 Kinder und Jugendliche, die behindert sind. Die Belastung der betroffenen Familien ist sehr groß“, sagt Stiftungsvorstand Jochen Grothkop (78).
„Auszeit“-Stiftung: Lange Zeit fehlte ein Baugrundstück
2016 gründete sich aus den Reihen der Elterninitiative „Menschen(s)kinder“ die Stiftung, die alsbald Rückhalt in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik fand. Ihre Vision: die Versorgungslücke zu schließen und Unterstützer und Spender für das auf 3,8 Millionen Euro veranschlagte Projekt zu gewinnen.
Von einer „Zeit voller Höhen und Tiefen“ spricht Grothkop. Zwar wurde mit dem Franz-Sales-Haus, einer katholischen Einrichtung der Behindertenhilfe mit Sitz in Essen, frühzeitig ein Betreiber gefunden. Doch es fehlte ein Grundstück. Als Gespräche über einen lange favorisierten Standort auf dem Gelände der Kinderklinik 2019 scheiterten, drohte „Auszeit“ das Aus.
Kontakt zu Vonovia wurde beim Grillfest geknüpft
Jetzt ist die Zuversicht zurück. Vonovia sei dank. Dabei stand der Zufall Pate. Beim Grillfest der „Bochumer Originale“ 2019 zugunsten der Stiftung zählte ein Vonovia-Mitarbeiter zu den Loskäufern an der Pauluskirche. „Wir kamen ins Gespräch. Ich erzählte von unserem Projekt und stieß auf großes Interesse“, erinnert sich Jochen Grothkop.
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Ob der Vonovia-Mitarbeiter mit seinem Los Glück hatte, ist nicht überliefert. Für die „Auszeit“-Stiftung war er ganz sicher ein Glücksfall. Der Kontakt zum größten deutschen Wohnungskonzern mit seiner Zentrale an der Universitätsstraße war geknüpft. Grothkop und sein Vorstandsteam ließen ihn nie wieder abreißen.
Im Frühjahr 2022 soll Baubeginn sein
„Überglücklich“ ist Grothkop, dass Vonovia der Stiftung ein Baugrundstück an der Altenbochumer Straße (Höhe Nummer 47) überlässt. Kostenlos. Als nunmehr auch notariell beurkundete Schenkung. „Uns ist es ein wichtiges Anliegen, dass in unseren Quartieren medizinische und pflegerische Versorgung gewährleistet wird. Gerade Familien mit behinderten Kindern haben hier einen erhöhten Bedarf. Daher freue mich umso mehr, dass wir die Stiftung ,Auszeit’ unterstützen können“, sagt Vonovia-Regionalleiter Michael Klöpsch.
Das Bochumer Architekturbüro Kemper - Steiner & Partner hat die Planungen aufgenommen. Noch in diesem Jahr soll der Bauantrag eingereicht werden. Im Frühjahr 2022 soll Baubeginn sein, damit Anfang 2024 das zweigeschossige Wohnheim mit 550 Quadratmetern Grund- und zusätzlichen 300 Quadratmetern Souterrainfläche bezugsfertig ist.
Wohnheim bietet Platz für 16 Jungen und Mädchen
Bis zu 16 Jungen und Mädchen sollen einen Platz finden. „Es werden Räume und ein Garten geschaffen, die den Kindern Möglichkeiten zur Beschäftigung geben: Spielen, Sport, Malen, Basteln, Kochen, Snoezelen und ein Raum für die pädagogische Betreuung“, kündigt Grothkop an.
Elterninitiative soll ins Wohnheim wechseln
Auch der 2003 gegründete Verein „Menschen(s)kinder“ soll in das neue Kurzzeit-Wohnheim in Altenbochum wechseln.
Mit der Elterninitiative, die vielfältige Angebote für behinderte Kinder vorhält, sei eine Nutzungsvereinbarung getroffen worden, berichtet die „Auszeit“-Stiftung.
Bisher haben die „Menschen(s)kinder“ ihren Sitz in der Bochumer Kinderklinik.
Für die Stiftung geht es fortan mehr denn je darum, Geld für den Bau des Wohnheims zu akquirieren. Zehn Prozent der Gesamtkosten seien aktuell vorhanden, so der Vorstand. Die SPD-Landtagsabgeordnete und Schirmherrin Carina Gödecke ließ bei einem Ortstermin keinen Zweifel daran, dass Grothkop mit vereinten Kräften auch die Finanzierung stemmen wird. Die Schenkung von Vonovia in allen Ehren: „Aber ohne den Jochen wären wir heute alle nicht hier.“