Bochum-Wattenscheid. Seit der Hochwasser-Katastrophe werden beim DRK in Wattenscheid mehr Spenden abgegeben. Doch nur etwa 25 Prozent davon können verwendet werden.
„Es ist wirklich empörend,, sagt Corinna Kawaters von der Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Bochum-Wattenscheid und schüttelt den Kopf. Zwar werden dem DRK seit der Hochwasser-Katastrophe Mitte Juli mehr Spenden, speziell auch für die Flutopfer, gebracht. „Aber dadurch bekommen wir auch noch mehr Müll. Das ist momentan schon sehr deprimierend. Da zeigt sich die ganze Rücksichtslosigkeit mancher Leute“, ist Kawaters gefrustet.
Bochum: DRK-Mitarbeiter empört – es wird fast nur Müll gespendet
Ein Nussknacker mit nur einem Arm, alte Tennis- und Golfschläger, kaputtes Kinderspielzeug, ein gebrauchter Teppich. „Was sollen Opfer der Flut damit anfangen?“, fragt Corinna Kawaters, die das neunköpfige Team der DRK-Kleiderkammer in Wattenscheid leitet. „Das ist Müll. Und dann liegt da auch noch ein Zettel mit ‘Für die Flut-Opfer’ dabei.“
Auch interessant
Kawaters ist ohnehin kein Freund davon, den Menschen, die bei dem Hochwasser ihr Hab und Gut verloren haben, Beutel mit Klamotten zu schicken. „Was diese Leute brauchen ist Geld. Das sollte man denen spenden“, sagt sie, während besagter Müll, der über Nacht vor der Kleiderkammer abgestellt worden war, entfernt wird.
DRK-Spenden: Kinderspielzeug ist zu 99 Prozent kaputt
Dass sich viel Mist unter den Spenden befindet, ist leider nichts Neues. „Gebrauchen können wir von den Sachen, die hier ankommen, vielleicht 25 bis 30 Prozent, das Kinderspielzeug ist zu 99 Prozent kaputt oder unvollständig“, schätzt Corinna Kawaters. Erschreckend.
Auch interessant
Noch schlimmer ist das, was die beiden Ehrenamtlichen Fatna Kachar und Veronika Vieting gerade aus einem Beutel ziehen: dreckige Unterwäsche und Handtücher, schmuddelige Bettwäsche, eine usselige Kappe – einfach ekelig. „Und das ist noch nicht das Schlimmste, was wir hier zu sehen bekommen“, sagt Fatna Kachar und nennt als Beispiel „volle“ Windeln, die sich immer mal wieder in den Beuteln befinden.
Müll im Kleiderbeutel: Seit Corona ist es schlimmer geworden
Seit Corona sei es schlimmer geworden, sagen die drei Frauen. „Die Leute haben jetzt mehr Zeit, um aufzuräumen“, vermutet Corinna Kawaters. „Und was weg kann, wird dann gerne auch in unsere Container geschmissen oder vor unsere Tür gelegt.“
Auch interessant
Dass den Ehrenamtlichen dabei nicht die Freude an der Arbeit vergeht – bewundernswert. „Nein, wir haben hier auch sehr viel Spaß untereinander“, sagt Kawaters, die seit sechs Jahren dabei ist. Und man finde ja durchaus interessante Dinge unter den Spenden. Etwa Sexspielzeug und Geld. Highlight war ein Sparbuch mit 40.000 Euro. „Das haben wir natürlich abgegeben“, versichert Veronika Vieting.
Nur Termine
Die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Sommerdellenstraße 26, in Wattenscheid ist montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr geöffnet, vergibt wegen Corona nur Termine: Tel. 02327/ 30 09 68. Die Ausgabe für Männerklamotten findet ausnahmsweise nur donnerstags, 12 bis 15 Uhr, ohne Termin statt.
Zur Abgabe von Spenden befinden sich vier Container vor der Kleiderkammer. Ansonsten befinden sich keine DRK-Container im Stadtteil.
Abgeben ist ja ohnehin die Hauptaufgabe der Kleiderkammer. „Für einen Euro können die Leute so viel mitnehmen, wie sie benötigen“, erklärt Corinna Kawaters das Prinzip. Benötigt würden vor allem Kleidung, Schuhe, dazu Bettzeug, Decken, Handtücher, aber auch Dinge des alltäglichen Bedarfs wie Teller, Kaffeemaschine, Bügeleisen. „Aber bitte nicht kaputt“, appelliert Corinna Kawaters an alle Spender.
Auch interessant
Der ganze Müll wird entweder für kleines Geld an eine Verwertungsgesellschaft verkauft (Kleidung) oder von ihr zur Deponie gebracht (der Rest), erklärt Corinna Kawaters. Alle ein, zwei Wochen mache sie eine Tour zur Kippe. Der riesige Container mit unbrauchbarer Kleidung, der neben der Kleiderkammer steht, sei in der Regel nach zwei Monaten rappelvoll.
DRK bittet: Kleidung vor der Abgabe waschen
Das, was noch zu gebrauchen ist, geht vor allem an Flüchtlinge, Obdachlose „und richtig arme Leute“, sagt Kawaters. „Die meisten kennen wir. Das hilft bei unseren Bemühungen, die Sachen an die richtigen Personen zu bringen.“ Grundvoraussetzung sei aber, dass die Kleiderspenden gewaschen sind. „Wir haben hier keine Waschmaschine. Was dreckig ist, kommt also meistens weg.“