Bochum-Ost. Am Ümminger See in Bochum wurde heftig gerodet. Das schreckte viele Besucher auf. So erklärt die Stadt den Kahlschlag in der Freizeitanlage.
Von der jüngsten Fällperiode blieb auch der Ümminger See in Bochum nicht verschont. Regelmäßige Besucher waren geschockt, als sie den Kahlschlag gerade im Eingangsbereich sahen. Auch weiter Richtung Harpener Teiche wurde gefällt und gerodet. „Das sind keine Aufforstarbeiten, sondern es ist eine Schneise von ca. 20 Metern neben dem Radweg geschlagen worden“, teilt WAZ-Leser Winfried Röllinghoff mit. Aus Sicht der Stadt Bochum gibt es für all das allerdings einen plausiblen Grund.
Ümminger See in Bochum: Besucher sind von Kahlschlag geschockt
Die Arbeiten haben mit dem Um- und Neubau von Harpener Teiche, Harpener Bach und Ümminger See zu tun. Die Gewässer werden im Zuge des Förderprojekts „Grüne Infrastruktur“ umstrukturiert und umgeleitet. Der Harpener Bach wird im Zuge des Aufbaus eines neuen Gewässer-Systems von den Harpener Teichen und dem Ümminger See abgekoppelt und dadurch komplett vom Grubenwasser befreit, damit er sauberer wird. Bislang fließt er durch die beiden Stillgewässer, künftig dann getrennt in einem eigenen Bachlauf.
Gleichzeitig wird das Grubenwasser der ehemaligen Zeche Robert Müser getrennt vom Bach über eine separate Leitung von den Harpener Teichen direkt in den Ümminger See geleitet. Das sei kein Problem, erklärt Andrea Baltussen vom Umwelt- und Grünflächenamt beim Ortstermin am Ümminger See. Schon jetzt bestünden die Harpener Teiche und der Ümminger See zu 85 Prozent aus Grubenwasser.
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Dieses Grubenwasser, was mittels einer Pumpe über den Arnoldschacht der Zeche Robert Müser in die Harpener Teiche befördert wird, sei von elementarer Bedeutung für beide Stillgewässer. „Ohne Grubenwasser gäbe es weder Harpener Teiche noch Ümminger See“, sagt Baltussen. Der Harpener Bach (der später Ölbach heißt) führe zu wenig Wasser, um beide Gewässer zu speisen.
Ümminger See in Bochum erhält eine schmucke Uferpromenade
Die Rodungen und Fällungen zwischen Harpener Teichen und Ümminger See waren laut Stadt notwendig, weil dort die Leitung für das Grubenwasser verlegt wird. Auch der Kahlschlag am Ümminger See hat damit zu tun. Allerdings nicht nur. Er erfolgte auch im Vorgriff auf eine Baumaßnahme, die erst im Spätsommer starten soll.
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Dann erhält der See zwischen Suntums Hof und der Grillwiese auf der anderen Seite eine U-förmige Uferpromenade mit Sitzstufen zum Wasser hin. Vom Parkplatz aus führt ein zehn Meter breiter Steg direkt zu dieser Promenade, die von einer Baumreihe umgeben sein wird. Rund ein Jahr werden die Arbeiten dauern. Kosten: Rund 2,5 Millionen Euro (90 Prozent werden gefördert).
Kein Abschuss von Kanadagänsen
Am Ümminger See verläuft der Harpener Bach, der hier schon Ölbach heißt, künftig parallel zum See auf der Seite von Suntums Hof. Er endet im Langendreer Bach und darüber dann in der Ruhr. Auch die mitunter verschlammten Wege auf dieser Seite des Sees sollen erneuert und mit einer wassergebundenen Deckschicht versehen werden.
Damit die auch am Ümminger See verbreiteten Kanadagänse die neue Uferpromenade nicht verdrecken, greift die Stadt zu einer natürlichen Lösung. Spezielle Hecken und Sträucher sollen sie von dem Aufenthaltsbereich fernhalten.
Die zumindest in Erwägung gezogene Möglichkeit, die Gänse zum Abschuss freizugeben, ist vom Tisch. „Das wäre radikal, aber auch keine Lösung“, sagt Andrea Baltussen vom Umwelt- und Grünflächenamt. „Die Population in der Region ist so groß, die wären ganz schnell wieder da.“ Von daher versuche man lieber, spezielle Stellen für die Gänse so unattraktiv wie möglich zu machen.
Deutlich eher – Ende März/Anfang April – soll die aktuelle Baustelle am Ümminger See beendet sein. Seit Monaten ist die Stadt dabei, einen Teil der Halbinsel nahe der Grillwiese vom Festland abzutrennen. Der Erdhügel, von Besuchern auch gern „die Pyramide vom Ümminger See“ genannt, wird schon kleiner.
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Das Schotter-Lehm-Sand-Gemisch soll zu einer zweiten Insel im See werden, die ein sechs Meter breiter Graben vor unliebsamen Besuchern schützt. Und möglichst genauso gut von der heimischen Tier- und Pflanzenwelt angenommen wie die bereits bestehende. „Dort lebt die größte Graureiher-Population in NRW“, sagt Carsten Wendt vom Umwelt- und Grünflächenamt. Rund 560.000 Euro kostet die neue Insel. Auch hiervon werden 90 Prozent gefördert.
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