Bochum-Langendreer. Opel will nun doch nicht seine Werke II und III in Bochum-Langendreer an einem Standort zusammenlegen. Das hat weitreichende Folgen.

Die Nachricht kommt eher unscheinbar daher, in einer kurzen Mitteilung der Stadt Bochum an die Bezirksvertretung Bochum-Ost. SPD und Grüne hatten im Vorfeld nachgefragt, was denn nun aus der von Opel ursprünglich einmal ins Auge gefassten Zusammenlegung der Werke II und III in Langendreer wird. Antwort: wohl nichts. Das hat durchaus weitreichende Folgen.

Bochum: Opel legt Werke in Langendreer nicht zusammen – das sind die Auswirkungen

„Wir verfolgen momentan keine Planungen oder gar konkrete Aktivitäten hinsichtlich einer Flächen-Konsolidierung unseres Warenverteilzentrums in Bochum“, heißt es aus Rüsselsheim. Und weiter: „Die Opel-Flächen II und III werden aktuell beide sehr umfangreich genutzt, auch von anderen Marken des Stellantis-Konzerns.“ Kurz und knapp, aber mit Tragweite.

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Denn mit dem Entschluss ist eine Umgehungsstraße, über die in den vergangenen Jahren viel diskutiert wurde, hinfällig. Lange Zeit war angedacht, vom Werk-III-Areal gen Norden eine Verbindung zur A 40 am Werner Hellweg herzustellen. Denn hätte sich Opel mit beiden Werken auf dem Gelände gegenüber zentriert, hätte sich oberhalb vom Baumarkt Ziesak neues Gewerbe ansiedeln können. Das hätte mehr Verkehr bedeutet, und diesem wollte man vorsorglich mit der Planung einer weiteren Erschließungsstraße Rechnung tragen.

Opel in Bochum: Entlastungsstraße wäre durchs Werner Feld verlaufen

Nur: Diese Nordverbindung wäre mitten durchs Grün – das Werner Feld – verlaufen und hätte vermutlich weitere Bebauung nach sich geführt. Dagegen liefen zwei Bürgerinitiativen und die örtliche Lokalpolitik Sturm – mit Erfolg. Die Nordvariante wurde verworfen, für den Fall der Fälle wurden zwei Westverbindungen zur A 43 auf Vorschlag der Bürgerinitiative Werner Feld als geeigneter angesehen.

Doch dazu kommt es ja nun wohl nicht. Dirk Meyer, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Bochum-Ost, sieht das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Schön, dass alles bleibt wie es ist. So brauchen wir nicht noch mehr Verkehr zu händeln.“ Es sei allerdings gut, diese Option einer Erschließungsstraße gen Westen weiter in der Hinterhand zu haben. Schließlich stehe nach wie vor im Raum, dass auch der Güterbahnhof in Langendreer mal irgendwann für Gewerbe freigegeben werde.

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Andererseits bedauert Meyer, dass mit dieser Opel-Entscheidung „eine weitere Ansiedlung von Gewerbe in Langendreer schwierig“ ist. Die Lage nördlich vom Baumarkt Ziesak sei „dafür nicht schlecht gewesen“. Doch drumherum sei „sicher noch etwas möglich“. Für den damit verbundenen Verkehr sei es aber ausreichend, die Hauptstraße bzw. Provinzialstraße (B 235) auszubauen. „Das ist ja alles beschlossen.“

Enormer Protest

Über mehrere Jahre wurde über eine mögliche Erschließungsstraße von und zum Gelände von Opel-Werk III diskutiert, um vorbereitet zu sein, falls die Werke auf dem Gelände von Werk II zusammengelegt werden.

Der Protest der Bürger gegen die anfangs angedacht Nord-Variante durchs Werner Feld war enorm. Neben den vielen kleineren Demonstrationen und Aktionen stach vor allem eine öffentliche Bürgerversammlung im September 2016 hervor: Damals versammelten sich um die 450 (!) Bürger im Erich-Brühmann-Haus.

Die beiden Bürgerinitiativen zum Erhalt des Werner Feldes sehen sich durch den Opel-Beschluss in ihrem Tun bestärkt. „Wie weise, dass wir so einen Rabatz gemacht haben, so dass die Nord-Variante nicht weiter gedacht wurde. Das wäre ja jetzt ein totaler Flop geworden“, sagt Beate Scheffler von der Bürgerinitiative Pro Feld. Sie hält das aktuelle Straßensystem für ausreichend und setzt ebenfalls auf eine Sanierung der B 235. „Die ist für die Menschen vor Ort enorm wichtig.“

Bochumer Politik kritisiert Informationspolitik

Scheffler kritisiert wie Meyer, dass so eine wichtige Nachricht „in zwei läppische Sätze verpackt“ quasi so nebenher kommuniziert wird. Meyer zeigt sich „empört, dass man so etwas erst auf Nachfrage gewahr wird.“ Auch moniert er, dass Opel kein Interesse daran zu haben scheint, die bezirkliche Politik vor Ort zu informieren.

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Nadja Zein-Draeger von Bürgerinitiative Werner Feld ist froh, „dass wir das Ganze gestoppt haben, bevor die Stadt einen Schnellschuss gemacht und die Nordvariante ins Rollen gebracht hätte“. Dass ihre Idee mit den Westverbindungen nun erstmal für längere Zeit auf Eis liegt, tue ihr nicht weh, sagt Zein-Draeger, „Hauptsache, es werden nicht unnötig Freiflächen verbaut.“