Bochum-Langendreer. Der Containerbahnhof Langendreer war einst ein wichtiger Güterumschlagplatz im Bochumer Osten. Vor 20 Jahren wurde die Anlage stillgelegt.
Über zehn Meter hoch ragten einst die Verladekräne am Containerbahnhof in Langendreer auf. Ein imposanten Bild, zumal am Abend. Wenn man die Straße Hohe Eiche entlangspazierte, hatte man einen unverstellten Blick auf die Kolosse und das Terminal mit den gestapelten Containern, wobei die arbeitsame Szenerie von gelblichem Licht unheimlich beleuchtet wurde. Unvergessen sind das dröhnende Surren der Elektromotoren, die die Kräne antrieben, und das Krachen der Container, wenn sie bewegt wurden.
Weite Fläche ist heute eine Brache
Was wie die Beschreibung eines Industriestandorts klingt, den man heute noch besuchen könnte, ist tatsächlich seit 20 Jahren Vergangenheit. Im Jahr 2000 war der DB-Verladeplatz aufgegeben worden. Wenn man sich heute auf dem Gelände umsieht, steht man auf einer großen Leerstelle im Stadtbild. Gleisreste, Schrott und alte Prellböcke sind alles, was blieb. Über die weite Fläche geht niemand mehr, nur noch der Wind.
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Werden und Verfall des 1967 eröffneten Terminals spiegeln ein Stück Langendreerer Geschichte, aber sie steht auch für die Entwicklung des Speditionswesens in Deutschland. Der Containerbahnhof an der Hohen Eiche mit Zufahrt von der Dördelstraße/Ecke Bonackerweg war Teil des Güterbahnhofs Langendreer, der mit dem 1874 entstandenen Bahnhof Langendreer entstanden war.
Zechensterben begann Ende der 50er Jahre
Jahrzehntelang wurde hier der Kohletransport der zahlreichen umliegenden Bergwerke abgewickelt. Doch mit dem Zechensterben ging seit den späten 1950er Jahren das Güterverkehrsaufkommen drastisch zurück. Der westliche Rangierberg wurde schon 1962 stillgelegt, die zuvor hier gebildeten Züge wurden fortan in Dahlhausen und Wanne-Eickel zusammengestellt.
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Später bestimmten die Opel-Werke das Bild in Langendreer; die lang gereihten Güterwaggons mit den versandfertigen, fabrikneuen Kadetts, Astras und Zafira ist vielen Langendreerern noch in Erinnerung. Das Containerterminal sollte für die weitere Auslastung des Güterbahnhofes sorgen.
Opel-Automobile gingen auf Reisen
Der Bau passte Ende der 1960er Jahre in die Zeit, denn der Frachtversand per Norm-Container erlebte damals einen ersten Höhenflug, der bis heute andauert. Tatsächlich haben die „Kisten“ die Kosten des internationalen Transports extrem reduziert. Vor dem automatisierten Containerumschlag waren oft Mannschaften von 20 Packern notwendig, um die Güterwagen zu be- und entladen. Nun änderten sich die Berufsbilder vollständig.
Die markanten 35-Tonnen-Kräne, die kleinere Vorgänger ersetzten, standen für das Fortschreiten dieser Entwicklung.
Terminal war einst größter Umschlagplatz in Deutschland
Am 13. März 1984 eingeweiht, sollten sie für eine gute Entwicklung in Langendreer sorgen, denn der Standort, der noch Anfang der 70er Jahre einer der größten Container-Umschlagplätze in Deutschland war, war längst zu klein geworden. Mitte der 80er Jahre kursierten Pläne, den Container-Port auf das Gelände des Bahnhofs Langendreer zu erweitern.
Bahnhof kam unter Denkmalschutz
Das von der DB seit 1983 nicht mehr genutzte Gebäude (Baujahr 1908) stand auf Abriss. Doch daraus wurde nichts. Der Bahnhof kam unter Denkmalschutz, später zog das Kulturzentrum hier ein.
Die Pläne der Bahn zerschlugen sich, 2000 wurde der Containerbahnhof still gelegt und fiel brach. Die Kräne erlebten ihr Silberjubiläum nicht mehr. Nachdem im Sommer 2008 der erste der Giganten demontiert worden war, verschwand Anfang 2009 auch der zweite.