Bochum. Jugendliche in Bochum konnten sich im Impfzentrum gegen das Coronavirus impfen lassen. Riesiger Andrang: Es bildeten sich lange Schlangen.

Die ersten Corona-Schutzimpfungen für Zwölf- bis 15-Jährige im Bochumer Impfzentrum stießen am Mittwoch auf großen Anklang. Binnen vier Stunden ließen sich 200 Jungen und Mädchen im Ruhrcongress eine Spritze setzen. Wessen Unterlagen nicht komplett waren, musste wegen des Andrangs auf Samstag vertröstet werden. Dann wird die Kampagne fortgeführt – ab nächster Woche voraussichtlich mit Terminvergabe.

Mehr als 8000 Bochumerinnen und Bochumer sind zwischen zwölf und 15 Jahre alt. Sie dürfen zwar mit Biontech geimpft werden. Nach wie vor steht aber die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) aus, die auf nicht ausreichende wissenschaftliche Daten verweist. Folge: Kinderärzte dürfen regulär nur vorerkrankte Kinder impfen; alle anderen nach einer eingehenden medizinischen Beratung auch der Eltern. „In den Praxen führt das bisher zu einer sehr überschaubaren Zahl an Impfwünschen“, berichtet der Lindener Kinderarzt Dr. Roland Strodka.

Corona in Bochum: Warteschlange reicht bis zum Stadion

Mit zwei Bochumer Kollegen bildete Strodka am Mittwoch das Ärzte-Trio, das im Ruhrcongress für die Kinder und Jugendlichen im Einsatz war. Nach Wochen, in denen das Impfzentrum nur gering frequentiert war (Tagesschnitt: 400 Impfungen, in Spitzenzeiten waren 1800), wurde es am Stadionring erstmals wieder voll. Bis zum benachbarten Ruhrstadion reichte die Warteschlange, die sich ab 13 Uhr bildete: Szenen, die sonst nur bei Rock- und Popkonzerten an gleicher Stelle zu sehen sind.

Der zwölfjährige Matti (hier mit seinen Eltern Ester und Lars Keller) zählte am Mittwoch zu den ersten Kindern und Jugendlichen, die sich im Ruhrcongress impfen ließen.
Der zwölfjährige Matti (hier mit seinen Eltern Ester und Lars Keller) zählte am Mittwoch zu den ersten Kindern und Jugendlichen, die sich im Ruhrcongress impfen ließen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Mittendrin: der zwölfjährige Matti. „Unsere ganze Familie ist schon geimpft. Wir möchten, dass auch Matti bald alle Freiheiten hat, etwa ins Schwimmbad oder Kino zu gehen“, sagt Mutter Esther Keller. Skepsis, gar Angst vor Nebenwirkungen? „Nein“, meint Vater Lars Keller: „Wir fürchten die Erkrankung deutlich mehr als mögliche Impffolgen.“

Kinderärzten ist die Aufklärungspflicht wichtig

Auch Kathi, die mit ihrer Oma gekommen ist, freut sich auf den ersten Pieks. „Wir wollen doch alle gesund bleiben und irgendwann wieder normal leben!“, sagt die 14-Jährige. Dass die Impfungen jetzt so problemlos im Impfzentrum möglich seien, findet sie „total klasse“.

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Ganz so einfach ist es aber nicht. „Wir nehmen die Aufklärungspflicht sehr ernst“, betont Kinderarzt Roland Strodka. Dabei gehe es weniger um Vorerkrankungen oder einen Nachweis, ob daheim tatsächlich eine noch ungeimpfte Oma lebt (was gleichfalls den Zugang zur Spritze ebnet). „Wichtiger ist uns, dass keinerlei Druck auf die Kinder ausgeübt wird. Die Entscheidung sollte jede Familie einvernehmlich treffen – auch im Wissen über die Risiken, über die wir in den Vorgesprächen umfassend informieren.“

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Sie organisierten und begleiteten den Impf-Auftakt für Zwölf- bis 15-Jährige im Impfzentrum:(v.l) Jutta Bremer-Buckup, Dr. Christian Bönke, Dr. Anneliese Häring-Haj-Kheder, Dr. Roland Strodka und Lukas Fischer.
Sie organisierten und begleiteten den Impf-Auftakt für Zwölf- bis 15-Jährige im Impfzentrum:(v.l) Jutta Bremer-Buckup, Dr. Christian Bönke, Dr. Anneliese Häring-Haj-Kheder, Dr. Roland Strodka und Lukas Fischer. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Am Samstag von 8 bis 18 Uhr geht’s weiter

Der Ruhrcongress bietet dazu derzeit ausreichend Kapazitäten. Kaum ein Impfling jenseits des Teenie-Alters war zu sehen, als um 14 Uhr die ersten Kinder und Jugendlichen in zwei eigens reservierten Impfstraßen die Ärmel hochkrempelten. Ist nur ein Elternteil vor Ort, wird die Unterschrift des fehlenden Erziehungsberechtigten auf einem Formblatt benötigt. Übernimmt eine Vertrauensperson (etwa Oma oder Opa) die Aufgabe, braucht es gleichfalls die Einverständniserklärung der Eltern.

Um 18 Uhr war der erste U-15-Einsatz geschafft – mit einem großartigen Ergebnis, wie die Leitung des Impfzentrums am frühen Abend konstatierte. „Wir hatten maximal 50 Kinder erwartet“, hieß es. Es wurden 200.

Am Samstag (31.) geht’s weiter. Dann können die Zwölf- bis 15-Jährigen von 8 bis 18 Uhr in den Ruhrcongress kommen. Zum letzten Mal wird dann die Bundeswehr im Einsatz sein: Der Corona-Hilfsdienst der Soldatinnen und Soldaten endet am 1. August.

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Ab nächster Woche sollen Termine vergeben werden

Bleibt die Nachfrage bei den Teenies so hoch wie zum Auftakt, soll voraussichtlich ab der nächsten Woche die Terminvergabe reaktiviert werden. „Wir denken darüber nach, um insbesondere den Einsatz der Kinderärzte besser steuern zu können“, sagt die Ärztliche Leiterin des Impfzentrums, Dr. Anneliese Häring-Haj Kheder. Bei den Mittwoch- und Samstag-Terminen soll es vorerst bleiben.