Bochum-Weitmar. WAZ-Leserin Petra Wittenfeld hat im Weitmarer Holz in Bochum meterhohe Müllkippen entdeckt. Zwischen Grünabfällen liegt auch oft Plastik.

Sie kann es nicht begreifen: Warum das Weitmarer Holz vom Freizeitgebiet zum Kampfplatz geworden ist. Musste sich Leserin Petra Wittenfeld im vergangenen Jahr schon über selbsterrichtete Wegsperrungen durch Anwohner ärgern, sind es nun wilde Müllkippen, die der 59-Jährige schlechte Laune machen.

"Ich gehe hier täglich spazieren und habe schon mindestens fünf wilde Müllkippen entdeckt", sagt Wittenfeld. Zu einigen davon führt sie die WAZ: Die größte befindet sich angrenzend am Wendehammer der Haarkampstraße. Bis zu zehn Meter hoch türmen sich dort Grünabfälle, Rasenschnitt, Laubblätter.

Plastik im Bochumer Wald entsorgt

"Dazwischen ist immer wieder Plastikmüll", sagt Wittenfeld und fischt eine Gartenschere aus dem Gestrüpp. Auch Übertöpfe und Blumenschilder sind zu entdecken. "Ich habe sogar schon Weihnachtsschmuck gefunden", sagt Wittenfeld. Dass einige Zeitgenossen ihre Abfälle einfach abkippen, hält sie für Bequemlichkeit.

"Es gibt extra Abgabestellen für Grünabfälle. Das hier ist ein Wald und keine Müllkippe", betont Wittenfeld. Sie hat Anwohner angesprochen und sogar Verständnis geerntet. "Es heißt dann, ich hätte recht, aber es ändert sich nichts", ärgert sich Wittenfeld.

Bekanntes Problem

"Das Plastik kann jahrelang nicht abgebaut werden und die Massen an Grünabfällen können nicht kompostiert werden", sagt Wittenfeld. Sie glaubt: Die Müllberge sorgen dafür, dass sich immer mehr Menschen dazu ermuntert fühlen, ihren Grünschnitt ebenfalls abzukippen. "Das Problem wird schlimmer", sagt Wittenfeld, die die Müllkippen schon seit letztem Jahr beobachtet.

Bei der Stadt Bochum erfährt man, dass Wittenfeld nicht die Erste ist, der die Müllkippen ein Dorn im Auge ist. "Es gab in der Vergangenheit immer wieder Beschwerden", sagt Sprecher Peter van Dyk. Vor allem im letzten Jahr sei die Ablagerung von Müll im Weitmarer Holz coronabedingt sprunghaft angestiegen. "Der Technische Betrieb und der USB wurden und werden aktiv, wenn Hinweise aus der Bevölkerung eingehen", sagt er.

Unbekannte Täter

Als Hauptpächterin hat die Stadt eine Zuständigkeit, knifflig aber: Teile des Weitmarer Holzes sind Privatwald, zuständig ist dann das Regionalforstamt Gelsenkirchen. "Bei Privatwald müssen wir Müll für die städtische Abfallentsorgung zur Abholung vorkonzentrieren", erklärt dort Michael Börth. Er macht deutlich: "Abfall jeder Art in den Wald zu schmeißen ist verboten, auch, wenn es sich um organische Abfälle handelt." Samen in Grünabfällen könnten sich ausbreiten und die Flora verfälschen, das spiele besonders bei Schutzgebieten eine Rolle.

Die Täterermittlung ist für die Behörden jedoch schwierig. "Nur wenn es dem Außendienst des Umwelt- und Grünflächenamt gelingt, einen Verursacher zu ermitteln – und das bedeutet praktisch, ihn in flagranti zu erwischen - , kann ein behördliches Verfahren eingeleitet werden", gibt van Dyk zu Bedenken. "Wer wilde Müllkippen entdeckt, sollte sie beim Regionalforstamt am besten mit einer markierten Karte melden. Wir klären dann die Zuständigkeit und werden tätig", so Börth.

Glasscherben verteilt

Der Müll ist jedoch nicht das einzige Ärgernis von Wittenfeld: "Ich sammele täglich händevoll Glasscherben auf, die überall verteilt werden", sagt sie. Um Mountainbiker auszubremsen oder Wege zu sperren - über die Intentionen kann sie nur spekulieren.

Die Stadt sagt: "Wir werden aktiv, wenn konkrete Hinweise auf eine Gefahr mitgeteilt werden. Wir sind jedoch ressourcenbedingt nicht in der Lage, Kontrollgänge zu Glasscherben im Forst durchzuführen." Wittenfeld macht das weiterhin, auch wenn sie keine Lust mehr hat: "Ich denke aber an die Tiere und Spaziergänger", sagt sie. Das Weitmarer Holz will sie nicht kampflos rücksichtslosen Menschen überlassen. "Ein Wechsel meines Spaziergehgebietes kommt für mich nicht in Frage", sagt sie.

Empfindliche Geldbußen

Als „Wilde Kippe“ werden Abfälle bezeichnet, für die sich niemand verantwortlich fühlt. Dazu zählen auch Bauabfälle, Haushaltsgeräte, Sperrmüll, Kartonagen, und Hausmüll.

Täglich gehen bei der unteren Abfallbehörde der Stadt Beschwerden über unbefugte Abfallablagerungen ein.

Nicht ordnungsgemäß entsorgter Abfall, der vorsätzlich illegal auf öffentlich zugänglichen Flächen abgeladen wird, ist eine Ordnungswidrigkeit, bei gefährlichen Abfällen eine Straftat. Bei Verstößen wird ein Bußgeld- oder Strafverfahren eingeleitet mit Bußen bis zu 10.000 Euro.