Bochum-Weitmar. Der Streit mit Anwohnern am Weitmarer Holz in Bochum nimmt kein Ende. Nach selbstgebauten Barrikaden gebe es nun Flutlicht. Doch das hat Folgen.

Als sie die vergangenen Beiträge der WAZ über selbstgebaute Barrikaden im Weitmarer Holz nahe des Dertmannsfelds las, da war Petra Wittenfeld verärgert und froh zugleich. Verärgert, weil die Berichterstattung für sie Beweis für herrschenden Egoismus in der Gesellschaft war, aber froh, weil sie merkte: „Ich bin nicht alleine. Auch andere Spaziergänger ärgert solches Verhalten“, sagt Wittenfeld. Nun hat sie eine weitere Schikane ausgemacht.

Das empfiehlt der NaBu

Der NaBu empfiehlt, das Beleuchtungsniveau auf das notwendige Maß zu begrenzen, auch um Kosten und Klimabelastungen zu reduzieren.

Auch die Wahl des Leuchtmittels ist wichtig: Sie bestimmt das emittierte Lichtspektrum und damit die Anziehungskraft der Lichtquelle auf Insekten.

Der NaBu empfiehlt Leuchtmittel, bei denen der Ultraviolett- und Blauanteil im Lichtspektrum möglichst gering ist.

Bei ihren Hundegängen war der 58-Jährigen die Sperrung bereits aufgefallen. „Das ist aber nicht die einzige Form von Rücksichtslosigkeit im Weitmarer Holz“, weiß sie zu berichten. Regelmäßig sammelt die Naturliebhaberin Scherben auf, die an schmalen Durchwegen platziert sind. „Jemand legt sie aus, damit die Räder von Mountainbikern kaputt gehen“, ahnt Wittenfeld. Die Scherben, unter Laub versteckt, befänden sich stets nur an Schneisen oder Kurven, an denen kein Ausweichen möglich sei.

Bereich ist taghell ausgeleuchtet

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Nun hat sich ein weiteres Ärgernis ergeben. „Mehrere Anwohner am Dertmannsfeld und an der Haarkampstraße haben in der letzten Zeit ab Einbruch der Dunkelheit das betroffene Gebiet, welches auch mit der Barrikade abgesperrt wurde, mit einem Flutlichtstrahler ausgeleuchtet“, beschwert sich Wittenfeld. Es sei dadurch taghell gewesen. „Der Lichtkegel war mehrere hundert Meter weit sichtbar“, sagt sie.

Dass im letzten WAZ-Artikel ein Anwohner den Ärger über viele Spaziergänger mit wegbleibenden Wildtieren begründete, ärgert Wittenfeld besonders. Sie hält es für einen vorgeschobenen Grund. „Das Flutlicht macht doch genau das Gegenteil. Es dient nicht dazu, dass man bald wieder Wildtiere beobachten kann, sondern stellt eine Lichtverschmutzung dar und beeinflusst das Leben der nachtaktiven Tiere“, so Wittenfeld. Eulen und Käuze könnten bei dem Streulicht nicht jagen.

Schädlich für Insekten

Dass es sich bei dem Flutlicht-Aufsteller um denselben Anwohner handelt, mit dem auch die WAZ in der Vergangenheit sprechen konnte, ist natürlich nicht gesichert. Für ein Gespräch vor Ort findet sich bei der diesmaligen Besichtigung niemand. Dass der Lichtstrahler Tieren jedoch schadet, sieht auch der Naturschutzbund Bochum so. Künstliche Lichtquellen lockten Insekten an, dort seien sie eine leichte Beute für Fressfeinde.

Tiere gehen an Erschöpfung ein

Das künstliche Licht führe auch zu einer unnatürlich gesteigerten Flugaktivität – ein Zugrundegehen an Erschöpfung sei die Folge. „Nahrungssuche, Partnerfindung, Begattung und Eiablage können durch die lange Fixierung an Lichtquellen zeitlich verzögert oder unterbunden werden“, so der NaBu. Würden Tiere durch das Licht aus ihrem ursprünglichen Lebensraum herausgelockt, fehlten sie in der Nahrungskette.

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Auch für nachtaktive Fledermäuse sei künstliches Licht gefährlich. „Grundsätzlich gilt, dass an den Einflügen und im Quartier eine Beleuchtung äußerst bedrohlich ist – für alle Fledermäuse. Die Tiere fliegen nicht mehr aus dem Quartier aus und verhungern“, so der Nabu. Daher sollte in den Quartieren und an den Einflugbereichen keine Lichtquelle vorhanden sein.

Barriere höher als zuvor

Wittenfeld will den Anwohnern mit dem Flutlichtstrahler keine böse Absicht unterstellen.„Vielleicht ist es auch einfach Gedankenlosigkeit“, sagt sie. Sie vermutet, dass der Flutlichtstrahler Einbrecher abschrecken oder fernhalten soll, die über den Wald Zugang zu den Immobilien suchen könnten. Sie hat deshalb einen Brief an die betroffenen Anwohner geschrieben und vorgeschlagen: „Man könnte auch einen Bewegungsmelder aufstellen“. Immerhin: Die Anwohner haben bereits reagiert und den Strahler abgesenkt. Nur die Barrikade – die ist wieder da. Höher als zuvor.

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