Bochum-Weitmar. Hindernis im Bochumer Wald wird von WAZ-Leser abgebaut und ist schnell wieder da. Neue Erkenntnisse bringen Anwohner und Forstamt.
Auch bei ihm war der Ärger groß: Als Detlef Jahn (Name geändert) in der WAZ Anfang Dezember las, dass Barrikaden Waldwege im Weitmarer Holz versperren, fühlte er sich sofort bestätigt. „Es ist traurig, dass zu solchen Maßnahmen gegriffen wird. Auch mir ist das immer wieder aufgefallen“, sagt Jahn, dessen Hunde-Runde an der betreffenden Stelle entlangführt. Darum geht es: Auf einem Waldstück hinter dem Dertmannsfeld hatte eine Spaziergängerin im vergangenen Jahr eine Barrikade aus Baumstämmen entdeckt, die mit Nägeln in lebende Bäume geschlagen worden war.
Gespräch mit Bochumer Anwohnern
Sie diene dazu, so die Vermutung der Leserin, Spaziergänger und Radfahrer fernzuhalten. Die Stadt hatte angekündigt, das zuständige Regionalforstamt Gelsenkirchen über die Gefahr zu informieren. „Scheinbar ist aber nichts passiert“, sagt Jahn. Denn er hat in den letzten Wochen selbst Hand angelegt: „Ich habe die Barrikade immer wieder weggeräumt, aber sie wurde stets neu errichtet“, sagt Jahn. Zuletzt hat er sogar seine Handsäge mitgebracht und die Stämme abgesägt. Nägel in jungen Bäumen seien schädlich für die Natur, die Barrikade außerdem für ältere Leute und Radfahrer besonders störend.
Bei der Besichtigung mit der WAZ vor Ort dann erneut das Bild: Die Barrikade ist wieder da. „Das Verhalten ist anmaßend“, meint der Leser. Auch er vermutet Anwohner hinter dem Hindernisbau. Dort nachgefragt, ist ebenfalls von einem „Krieg“ die Rede.
Seit Corona kommen mehr Menschen
„Seit Anfang 2020, also parallel zu der Coronakrise, pilgern hier immer mehr Menschen vorbei“, sagt ein Anwohner. Durch den Verkehr der Spaziergänger blieben Tiere, die zuvor immer zu beobachten waren, fern. „Sonst konnte ich immer Rehe, Füchse, Marder und Dachse beobachten. Sie alle sind verschwunden“, ärgert sich der Anwohner, der namentlich nicht genannt werden möchte.
Selbst gebaut haben will er die Barrikade aber nicht. „Der Trampelpfad beschäftigt hier alle Anwohner. Hinzu kommt, dass es immer wieder Einbruchsversuche gegeben hat“, sagt er weiter. Es sei bereits von dem Wald aus mit Laserpointern und Taschenlampen in die Häuser geleuchtet worden.
Auch Radfahrer stören ihn, die Route sei sogar mittlerweile in Apps für Radtouren vermerkt. „Dabei darf man hier gar nicht vorbeilaufen oder vorbeifahren, das ist kein öffentlicher Weg und das Waldstück ist im privaten Eigentum“, meint er. Stimmt das?
Kein Naturschutzgebiet
Auch die Stadt Bochum informiert, das Waldstück befinde sich im privaten Eigentum, zuständig sei das Regionalforstamt Gelsenkirchen. Dort teilt jedoch Michael Börth mit: „Aus Datenschutzgründen kann ich den Eigentümer nicht nennen. Wald darf aber immer betreten werden, wenn die Flächen nicht aus besonderen Gründen gesperrt sind.“ Solche Gründe sind etwa Holzeinschlag oder Kulturflächen. Ansonsten muss der Waldeigentümer das Betreten des Waldes zu Erholungszwecken dulden.
Einschränkungen gibt es aber: „In Naturschutzgebieten dürfen Wege nicht verlassen werden. Das betreffende Gebiet ist aber kein Naturschutzgebiet“, informiert Börth weiter. Nahe des Trampelpfades informiert hingegen ein grünes dreieckiges Schild, dass es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt. Dort ist das Verlassen der Wege erlaubt. „Die Trampelpfade sind aber forstrechtlich gesehen keine Wege, sodass die Barrikade auch keine Waldsperrung ist“, erklärt Börth.
Eskalation befürchtet
Das Regionalforstamt habe deshalb keine Handhabung gegen das Hindernis vorzugehen. Auch die Stadt Bochum ergänzt: Die Forstbehörde hat zwischenzeitlich die Situation in Augenschein genommen und einen möglichen Verstoß geprüft. Die Forstbehörde sieht jedoch nach letzter Auskunft keine schwerwiegende Zustandsstörung, die ein ordnungsrechtliches Eingreifen rechtfertigt. „Ich bin ratlos, was man tun kann“, sagt Jahn.
Er sorge sich vor einer weiteren Eskalation – etwa, dass Glasscherben oder Giftköder ausgelegt werden. Ob er die Baumstämme auch in Zukunft weiter wegräumen wird, weiß er noch nicht. „Ich wünsche mir, dass die zuständige Behörde in Kontakt mit den Anwohnern tritt und sich die Sache irgendwie klärt“, sagt er.
Info: Tiere und Pflanzen nicht stören
In Naturschutzgebieten ist ein Wegegebot zu beachten: Wege dürfen zur Vermeidung von Störungen wildlebender Tier- und Pflanzenarten nicht verlassen werden.
Landschaftsschutzgebiete sind oft größflächiger und haben geringere Nutzungseinschränkungen. Sämtliche Nutzungen können eingeschränkt werden, wenn sie den Gebietscharakter negativ verändern und nicht mit dem Schutzzweck vereinbar sind.
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