Bochum/Nort Berwick. Christian Poziemski verließ Bochum für ein schottisches Internat und kehrte nie dauerhaft zurück. Heute arbeitet er in der Vermögensverwaltung.

"Cheers" anstatt "Thank you", "pal" anstatt "friend" - selbst, wer Englisch in der Schule gelernt hat, merkt schnell, dass in Schottland alles "a wee bit different" - ein "kleines bisschen anders" - ist. Und dann kommt auch noch die charakteristische Aussprache der Schotten hinzu. "Ja, das schottische Englisch kann herausfordernd sein", sagt Christian Poziemski. Er vergleiche es gerne mit dem bayerischen Deutsch oder auch mit einigen Ruhrpottvarianten. 

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Dudelsack, Kilts und Whisky - das verbindet man in Deutschland wohl am ehesten mit der neuen Heimat von Poziemski. Der 41-Jährige lebt seit über 20 Jahren im Schottland, erst in Edinburgh, jetzt in North Berwick. "Ich bin am Ende der elften Klasse auf ein schottisches Internat gegangen, ursprünglich nur für drei Monate", erinnert er sich. In Bochum besuchte er zuvor die Schiller-Schule.

Bochumer besuchte eine schottische Privatschule

Sein Weg nach Schottland hatte damals mehrere Gründe: Der Vater, gebürtiger Schotte, war immer für einen Austausch und wartete nur darauf, dass sein Sohn endlich einem Tapetenwechsel zustimmen würde. Das tat dieser schließlich, weil ihn der Besuch einer Privatschule reizte. "Ich konnte mir auch vorstellen, eine Offizierslaufbahn in Großbritannien einzuschlagen", sagt der Bochumer, der in Weitmar und Stiepel aufgewachsen ist.

Bochumer Christian Poziemski lebt zusammen mit Frau und Kindern in Schottland.
Bochumer Christian Poziemski lebt zusammen mit Frau und Kindern in Schottland. © Christian Poziemski | Unbekannt

Den Plan, wieder dauerhaft nach Bochum zurückzukommen, verwarf Poziemski jedenfalls recht schnell wieder. "Ich habe dann in Edinburgh Accounting so etwas wie Wirtschaftsprüfung studiert", sagt er. Schottland war dem ohnehin zweisprachig aufgewachsenen Bochumer, der auch beide Staatsangehörigkeiten hat, vertraut. "Ich habe viele Wochen in den Ferien hier verbracht und meine Großeltern besucht", erinnert sich der Sohn einer Englisch- und Philosophielehrerin und eines Universitätsdozenten. 

Bochumer fasziniert Landschaft in Schottland

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Die Landschaft faszinierte ihn schon damals. "In Schottland kann man noch Abenteuer erleben", ist er sich sicher. Der Bereich oberhalb der Diagonale von Glasgow und Aberdeen sei recht dünn besiedelt. "Die wilde Natur mit ihren Highlands, Flüssen und Seen - oder Lochs, um es schottisch auszudrücken - und die historischen Städte sind genau der richtige Kontrast", sagt Poziemski, der mittlerweile Vater von drei Kindern (8, 6, 5) ist.

Am besten gefielen ihm die Hügelkette "Pentland Hills", die, nur 20 Minuten von der Hauptstadt entfernt, kilometerlange Wanderwege und Mountainbike-Strecken bietet, sowie die Felseninsel "Bass Rock" mit der weltweit größten Basstölpel-Kolonie. "Nicht so verbaut, wie das Ruhrgebiet", sagt Poziemski. Seine Heimat liebt er trotzdem: Da wäre zum Beispiel die obligatorische Frikadelle im Parkschlösschen vor dem Spiel des VfL Bochum, das Golfspielen im Bochumer Golfclub oder die zahlreichen Schnellimbisse, die es in Schottland nicht gibt.

Ski, Tennis und Golf in Bochum

"Mit dem Bochumer Skiclub bin ich nicht nur auf tolle Skireisen gegangen, dort habe ich auch gelernt, wie man Betten bezieht. Ich habe lange in Vereinen in Weitmar und Stiepel Tennis gespielt, bis ich auf Golf gekommen bin", erinnert er sich. Nach dem Uniabschluss arbeitete er zunächst als "Sports Union President", also als Hochschulvertreter aller Sportmannschaften, später als Präsident der Studentenvereinigung.

"Mittlerweile arbeite ich seit vielen Jahren in der Vermögensberatung", sagt Poziemski. Dabei hat er als "Head of Wealth Management" einen Blick auf die Konten einiger sehr vermögender Schotten.

Teures Leben in Schottland

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"Das Leben in Schottland ist für jemanden, der in Euro rechnet, vergleichsweise teuer", sagt der Finanzexperte. „Vor allem die Kita-Gebühren, die um ein Vielfaches über deutschen Beitragssätzen liegen, lassen einen sehnsüchtig auf die Einschulung warten, zumal bei drei Kindern. Im Sommer ist es dann auch für den Jüngsten so weit.“

„Meine Kinder Leonie, Axel und Ziggy sprechen leider nur englisch", sagt Poziemski. Auch seine Frau ist gebürtige Schottin. Häufig ist er nicht mehr in Bochum. "Meine Eltern kommen uns, wenn Corona es nicht gerade verhindert, meistens mehrmals im Jahr in Schottland besuchen", sagt Poziemski. 

Nie so ganz weg

Einige Male war die Familie aber schon in Poziemskis Heimatstadt. Ein Besuch im Tierpark stand dann ebenso auf dem Plan wie ein Stadionbesuch oder Aufenthalte auf allen erreichbaren Spielplätzen, Hauptsache mit Picknick. "Bochum heißt für meine Kinder vor allem Oma und Opa", sagt Poziemski. Und für ihn selbst? "Trotz guter neuer Freundschaften, kommen die meisten Freunde, auf die ich seit meiner Jugend immer zählen konnte, aus Bochum", sagt er.

Die Entscheidung, nach Schottland gegangen zu sein, sei richtig gewesen. "So ganz weg, ist man aber nie", sagt er. Ganz unähnlich seien sich die Ruhrpottler und die Schotten gar nicht: "Die Menschen hier nehmen sich selbst auch nicht so ernst. Sie können austeilen, aber auch über sich lachen", erklärt er.

Top-Sehenswürdigkeiten in Schottland

Schottland ist das nördlichste Land des Vereinigten Königreichs und zählt etwa 5,5 Millionen Einwohner.
Die Hauptstadt ist Edinburgh, die Regierungschefin heißt Nicola Sturgeon. 
ZZu den Top-Sehenswürdigkeiten zählen zum Beispiel die schottische Nationalgalerie, die Schlösser von Edinburgh, Stirling und Urquhart, der See Loch Ness mit seinem unsichtbaren Ungeheuer Nessie, der höchste Berg Großbritanniens Ben Nevis, die Felsnadel "Old Man of Storr" und die Glenfinnan-Viadukt, vielen aus Harry-Potter-Filmen bekannt.